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SATYRICON
OPER IN EINEM AKT VON BRUNO MADERNA
TEXT VON BRUNO MADERNA, NACH PETRONIUS
IN VERSCHIEDENEN SPRACHEN MIT DEUTSCHEN ÜBERTITELN
AB SAMSTAG: 23. FEBRUAR 2013, 19.30 UHR
BESETZUNG
Todd Boyce, Carlo Jung-Heyk Cho, Marie-Luise Dressen, Carla Maffioletti, Dana Marbach, Madelaine
Wibom, Patrick Zielke, Luzerner Sinfonieorchester
PRODUKTIONSTEAM
Michael Wendeberg (Musikalische Leitung), Johannes Pölzgutter (Inszenierung), Werner Hutterli (Bühne),
Axel E. Schneider (Kostüme), Gérard Cleven (Licht), Christian Kipper (Dramaturgie)
Die italienische Opernspielzeit im Luzerner Theater geht mit Bruno Madernas «Satyricon» weiter.
Wohin treibt eine Gesellschaft, die gedanklich ausschliesslich um den eigenen Wohlstand kreist?
Der antike Dichter Petronius beschrieb den sittlichen Untergang des Römischen Imperiums in
seinem um 60 n. Chr. entstandenen Opus «Satyricon». Maderna griff diese Vorlage 1973 auf, um
Parallelen im damals gegenwärtigen Zustand Italiens aufzuzeigen. Der Komponist war zur Entstehungszeit
seines vorletzten Werks bereits stark von Krankheit gezeichnet. Züge der Resignation,
lassen sich heraushören, verdecken aber nicht den Humor, der den zynisch-provokanten, aber
auch lustvoll-spielerischen Umgang mit dem vorhandenen Material begleitet.
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Bruno Madernas Oper «Satyricon» in einem Akt bündelt Textfragmente in verschiedenen Sprachen zu
sechzehn Bühnenszenen und fünf Tonbandeinspielungen, die in beliebiger Reihenfolge ein grelles Kaleidoskop
der Dekadenz ergeben. Im Mittelpunkt steht Trimalchios Gastmahl, das, als Glorifizierung eigener
Grösse gedacht, zu einer Orgie des Zerfalls verkommt. So wie die dramatischen Pointierungen als Zerrspiegel
einer historisch gewandeten Gegenwart fungieren, durchziehen die Komposition zahlreiche mehr
oder weniger stark verfremdete Zitate aus der Musikgeschichte.
DIE WIRKLICHE DEKADENZ
Johannes Pölzgutter im Gespräch mit Christian Kipper
Petronius zeigt in seinem «Satyricon» die Dekadenz des römischen Imperiums 60. n.Chr. Bruno Maderna
griff dieses Fragment 1973 für ein Musiktheaterwerk auf. Inwiefern aktualisiert er den alten Stoff?
Maderna musste den Text gar nicht aktualisieren, denn Dekadenz ist ein Phänomen, das uns in jeder
Epoche begegnet. Im Gegenteil: Maderna übernimmt sogar die offene Struktur der literarischen Vorlage.
«Satyricon» wurde nur fragmentarisch überliefert, wesentliche Teile sind verschollen. Unzählige Philologen
haben sich bemüht, die Fragmente so zu ordnen, dass eine nachvollziehbare Geschichte entsteht.
Maderna geht in seinem Musiktheaterwerk insofern noch weiter, als er sämtliche narrativen Elemente ausklammert
und nur die Monologe aus dem Gastmahl übernimmt. Diese sind wiederum vom Regisseur und
dem Dirigenten in eine frei wählbare Reihenfolge zu bringen. Zusätzlich gibt es Tonbandaufnahmen von
Klang- und Geräuschkollagen, die wiederum frei zur Verfügung stehen. Die Oper muss folglich zunächst
neu zusammengesetzt werden, bevor man sie überhaupt inszenieren kann. Sie aktualisiert sich dadurch
quasi von selbst.
Wie verhält sich die Musik dazu?
Auch die Musik übernimmt den fragmentarischen Stil. So blitzen immer wieder halb angespielte bekannte
Melodien aus der ganzen Musikgeschichte auf. Dadurch entsteht eine komische, fast comic-artige Kollage,
die das Treiben der Figuren konterkariert. Durch die Bandbreite an Stilen und Epochen kann man die
Handlung nicht zeitlich verorten. Auch sprachlich hüpft das Werk wild zwischen Englisch, Deutsch, Französisch
und Latein hin und her. Die Personen, die wir sehen, könnten zu jeder Zeit und an jedem Ort sein,
womit Maderna die Aktualität der antiken Dichtung noch unterstreicht.
Warum sollte man sich das Stück ansehen, wenn man selbst nicht dekadent ist?
Es könnte spannend sein, Parallelen zu unserer aktuellen Krise zu finden, in der die Schere zwischen
Wohlstand und Armut sich stetig weiter öffnet. Dekadenz ist ja ein Phänomen, das sich oft erst retrospektiv
feststellen lässt. Ich denke nicht, dass sich die wohlhabenden Zeitgenossen von Petronius selbst als dekadent
bezeichnet hätten. Man gewöhnt sich wahrscheinlich so sehr an den Wohlstand, dass man gar nicht
bemerkt, wie sich das eigene Verhalten dadurch ändert. Vielleicht diagnostizieren zukünftige Historiker
auch in unseren Zeiten dekadente Auswüchse, wer kann das schon wissen.
Lesen Sie das komplette Interview unter: http://www.luzernertheater.ch/spielplan/satyricon
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Wir danken unseren Partnern der italienischen Opernspielzeit:
Camera di Commercio Italiana per la Svizzera und Italienisches Generalkonsulat Zürich