Musikalische Leitung Péter Halász Regie Nigel Lowery
Ausstattung Nigel Lowery Licht Bernhard Bieri
Chorleitung Zsolt Czetner Dramaturgie Gerhard Herfeldt
Chor Chor Konzert Theater Bern Orchester Berner Symphonieorchester
Rezension:
Eine farbenfrohe Hafenszenerie blickt dem Publikum entgegen, als sich der Vorhang öffnet. Die schnellen Eröffnungsnoten der Ouvertüre untermalen das Gehetze auf der Bühne. Die Vorbereitung für die Hochzeit zwischen Madama Butterfly und Benjamin Franklin Pinkerton befinden sich in vollem Gange. Ganz Nagasaki scheint bei dem Fest beteiligt zu sein. Doch wer die Geschichte kennt, weiss, dass diese freudige Stimmung nicht von langer Dauer sein wird. Im Verlaufe des Abends wird das Publikum Zeuge, wie die Titelfigur von einem Leben voller hoffnungsvoller Freude und Liebe in eines voller Armut, Elend und Trauer versinkt. Nicht umsonst nennt sich die Oper von Giacomo Puccini, Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica «tragedia giapponese».
Tragische Liebesgeschichte
Die Oper erzählt die tragische Geschichte der Geisha Cho-Cho-San, genannt Butterfly, und ihrem Mann Pinkerton. Dieser verlässt sie kurz nach ihrer Hochzeit, um in seine Heimat Amerika zurückzukehren, wo er eine andere Frau ehelicht. Erst nach drei Jahren, die Butterfly mit hoffnungsvollem Warten verbringt, kehrt der Offizier mit seiner amerikanischen Frau nach Japan zurück. Als ihm zu Ohren kommt, dass Butterfly Mutter seines Kindes ist, möchte er seinen Sohn abholen und nach Amerika bringen. Der Verlust von Mann und Kind bricht Butterfly das Herz und die Oper endet mit ihrem Selbstmord.
Ein Hauch Exotik
Unter der Regie von Nigel Lowery, der bereits zum dritten Mal mit dem KTB zusammenarbeitet, bekommt die Oper den passenden Hauch Exotik. Die beiden Bühnenbilder des ersten und zweiten Aktes überzeugen durch eine kontrastierende Ästhetik, welche die Handlung passend unterstützt, sowie atmosphärischem Lichterspiel. Auch die Kostüme bereichern die Geschichte mit Einflüssen aus der japanischen und amerikanischen Kultur. Die asiatische Exotik zieht sich hin bis zur Musik: So versetzte Puccini die Partitur mit zahlreichen japanischen Einflüssen. Doch auch die amerikanische Nationalhymne wird mehrmals verarbeitet und ergänzt die Oper so mit einer Spur von Patriotismus. Ein besonderes Highlight der Inszenierung bietet die Pantomime nach dem zweiten Akt, die von fünf puppenartigen Figuren dargestellt wird. Dabei orientiert sie sich in ihrer Darstellung sowohl an ihrem traditionellen asiatischen Vorbild, beinhaltet aber auch Verweise auf die moderne Manga-Ästhetik.
Herausragende Leistung
«Madama Butterfly» zeichnet sich durch vieles aus, insbesondere auch durch ihre wunderschöne Musik. Die virtuosen Gesangspartien wurden von den Hauptdarstellern scheinbar mühelos gemeistert und auch schauspielerisch überzeugen sie mit einer stimmungsvollen Interpretation ihrer Charaktere. Unterstützt werden sie dabei vom Chor des Konzert Theater Bern und dem Berner Symphonieorchester unter der Leitung von Péter Halász, welche das Geschehen auf höchstem Niveau untermalen.
Auch wenn das Stück bei seiner Uraufführung 1904 auch nicht gut beim Publikum ankam, so gilt es heute als ein Klassiker der Opernliteratur. Das Werk überzeugt sowohl mit seiner tragischen Handlung als auch seiner zeitlosen Musik. Und ganz anders als bei der Uraufführung wird die kunstvolle Inszenierung und das hervorragende Team des KTBs bei der Premiere mit tosendem Applaus belohnt, der mehrere Minuten anhielt. Wer sich die Berner Interpretation der Tragödie um Cho-Cho-San nicht entgehen lassen will, kann sie noch bis Ende Juni in Bern erleben.
Text: WWW.NOEMIEFELBER.CH
Fotos: http://www.konzerttheaterbern.ch Annette Boutellier
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