Der tägliche Einkauf, das Treffen mit der Familie, die geplante Ferienreise: Seit dem Ausbruch der Coronakrise ist nichts mehr wie vorher. Eine Studie der Hochschule Luzern zeigt erstmals, wie sich das Konsum- und Freizeitverhalten der Schweizer Bevölkerung in den letzten Monaten verändert hat – und befasst sich mit der Frage, ob die Krise einen nachhaltigeren Konsum fördert.
«Beim Einkaufsverhalten lässt sich ein klarer Trend zum verstärkten Kauf von regionalen und Schweizer Produkten ausmachen», sagt Dominik Georgi, Co-Studienleiter und Dozent an der Hochschule Luzern. So geben 86 Prozent der befragten Personen an, aktuell häufig oder zumindest ab und zu auf die Schweizer Herkunft ihrer Einkäufe zu achten – das ist eine Steigerung im Vergleich zur Zeit vor Ausbruch der Krise.
Die Coronakrise hat auch Einfluss auf die Reisepläne der Schweizer Bevölkerung. 72 Prozent der Befragten hatten ursprünglich vor, 2020 noch zu verreisen. 38 Prozent halten aktuell an den Reiseplänen fest, sofern die Restriktionen zum Reisezeitpunkt wieder aufgehoben werden. 34 Prozent haben ihr ursprüngliches Reiseziel bereits angepasst oder die Reise storniert. Beim Vergleich der Reisedestinationen fällt auf: Insbesondere Reisen nach Südeuropa (16 Prozent), nach Mitteleuropa (15 Prozent) und ausserhalb Europas (11 Prozent) wurden storniert oder angepasst. 20 Prozent der Befragten haben geplant, ihre Ferien in der Schweiz zu machen. «An Reiseplänen innerhalb der Schweiz wird noch grossmehrheitlich festgehalten», sagt Marcel Zbinden, der die HSLU-Studie als Co-Leiter begleitet hat. Nur gerade sieben Prozent der Inlandreisen wurden bereits angepasst oder storniert.
Corona-Regeln bestimmen den Alltag
Bei der Befragung hat sich gezeigt: Die Abstandsregeln des Bundes werden ernst genommen. Rund 90 Prozent der Befragten geben an, im Alltag bewusst Abstand zu anderen Personen zu halten. Dementsprechend sind auch die sozialen Kontakte mit dem Freundeskreis und der Familie seit Beginn der Krise deutlich zurückgegangen. Nur noch 15 Prozent der Befragten treffen sich noch häufig oder ab und zu mit Freundinnen, Freunden und Verwandten. «Spannend ist auch die Feststellung, dass sich die Menschen durch die Coronakrise mehr Gedanken über ihre Gesundheit machen», so Zbinden. 52 Prozent der Bevölkerung achtet in dieser Zeit häufig bewusst auf die Gesundheit, 38 Prozent ab und zu. Aber auch die Sorge um andere Menschen hat markant zugenommen. 85 Prozent der Befragten machen sich um ältere Menschen aktuell häufig bzw. ab und zu Sorgen. Am meisten zugenommen hat die Sorge um Angestellte in Spitälern.
«COVID-19 wird Spuren hinterlassen»
Die Studie wagt auch einen Blick in die Zukunft. Beim Einkaufsverhalten äussern die Befragten, dass sie vorhaben, auch nach der Coronakrise beim Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs vermehrt auf die Regionalität zu achten. Einige geben an, in Zukunft öfters im Quartierladen oder direkt auf dem Bauernhof einkaufen zu wollen. Im privaten Alltag haben die Befragten vor, sich wieder öfters der Familie zu widmen und weiterhin bewusst auf die eigene Gesundheit zu achten. «Daraus lässt sich recht deutlich ableiten, dass die COVID-19-Zeit auch in der Zukunft ihre Spuren hinterlassen wird», so Dominik Georgi. Nicht verzichten will die Schweizer Bevölkerung in naher Zukunft auf Ausflüge in der Freizeit. «Beim beruflichen Verhalten gehen wir davon aus, dass nach Corona eher mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten werden als vor der Krise», so Georgi.
Diese Erhebung zum Konsumentenverhalten der Schweizer Bevölkerung in der aktuellen Situation ist die Nullmessung für ein umfassenderes Forschungsprojekt. In den nächsten 24 Monaten untersucht das Forschungsteam der Hochschule Luzern die Langfristigkeit dieser Veränderungen. Ein Schwerpunkt wird auf denjenigen Veränderungen liegen, die zu mehr Nachhaltigkeit im Konsum- und Freizeitverhalten führen. www.hslu.ch[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]