Besetzung und Programm:
Sonate D-Dur op. 94
bearbeitet für Sopransaxophon von Valentine Michaud
Chant du Ménestrel op. 71
bearbeitet für Altsaxophon von Valentine Michaud
L’Etang du Patriarche
für Klavier und Altsaxophon
Francis Poulenc (1899–1963)
Sonate für Oboe und Klavier op. 185
bearbeitet für Sopransaxophon von Valentine Michaud
Edison Denissow (1929–1996)
Sonate für Altsaxophon und Klavier
Rezension:
Saxophone spielen erst in der neueren Aera der Klassik nicht mehr nur eine untergeordnete Rolle, dabei hatte dieses geniale, relativ junge Instrument ( wurde als „Saxophon“ vom Belgier Adolphe Sax (eigentlich Antoine Joseph Sax) im Jahr 1840 erfunden und am 21. März 1846 unter der Nummer 3226 in Frankreich patentiert), schon eine sehr tragende, tonangebende in der Symphonic Suite „On the Waterfront“ von Leonard Bernstein aus dem gleichnamigen Film von Elia Kazaan aus dem Jahre 1954.
„Sonate D-Dur op. 94“ von Sergej Prokofjew
Wenn eine Prokofjew Komposition einen Gershwin Touch versprüht, ist das gut aufeinander abgestimmte AKMI Duo am Werk. Hier wusste die junge Französin die manchmal sehr obertönige, fast schmerzhafte Schrille, die das Sopransaxophon zuweilen vermitteln kann, gekonnt zu vermeiden. Geflüsterte Pianissimi standen furiosen Trillern im obersten Tonbereich gegenüber. Michaud interpretiert den Bläserpart ohne Änderungen auf dem Sopransaxophon Der Soundteppich, worauf sich Michaud teilweise mirakulös bewegte, wurde von ihrer langjährigen Begleiterin am Konzertflügel souverän gewoben und ausgebreitet.
Vielseitig aktive Künstlerinnen
Die beiden jungen Künstlerinnen, vielseitig unterwegs, sind nicht nur musikalisch, sondern auch in anderen Kunstbereichen aktiv, so z. B. die litauische Pianistin Akvilė Šileikaitė (*1992) u.a. in Malerei und Fotografie, die in Paris geborene Valentine Michaud (*1993) u.a. in Design und Mode und zusätzlich verfügt diese noch über abgeschlossene Studien der Musikwissenschaften und der Musikpädagogik.
Alexander Glasunow (1865–1936) «Chant du Ménestrel op. 71 »
Das Werk, ein lyrischer und ausdrucksstarker, etwas melancholischer Satz, der von den melodischen Qualitäten des Komponisten zeugt. aber von der Saxophonistin eine jazzige Variation überstülpt bekommt Das in den lyrischen Passagen wunderbar gelöste, in den schnellen Sequenzen zuweilen stupend virtuose und immer spontan wirkende Spiel der beiden Protagonistinnen beruht auf einem ungekünstelten Sinn für rhythmische Verve einerseits und einem melodischen Phrasenbau andererseits. Das wehmütige Hauptthema dieses Stücks in dreiteiliger Liedform ist auf einer absteigenden Tonleiter aufgebaut und wechselt im Schlussabschnitt ins Klavier.
„L’Etang du Patriarche“ von Kevin Juillerat
Das eigens für das Duo komponierte Originalwerk «L’Etang du Patriarche» von Kevin Juillerat spielt, so erläuterte die Saxophonistin reflektiere geheimnisvoll die schaurige Szenerie eines Moskauer Stadtviertels, um zu bemerken: You wouldnt be there! Sogar der Leibhafte erscheine noch auf der Szenerie. Und erneut die Feststellung: You wouldnt really be there! Die Partitur beinhaltet Blas- und Klaviereffekte mit sehr viel Nachhall, angedeutete Töne des Alto und grosszügige Melodienbogen versinnbildlichen, besser versinntonlichen diese düstere Grossstadt Gegend. Ein Spiel zwischen Realität und aberwitzigem Abgrund.
Francis Poulenc (1899–1963) Sonate für Oboe und Klavier op. 185
Die Sonate beinhaltet romantische Anklänge ebenso wie impressionistische Farben. Der erste Satz ist eine ergreifend schöne Kantilene, und das Scherzo klingt wie eine Hommage an Prokofjew. Tatsächlich hat Poulenc die Sonate dem Andenken an seinen Freund Sergej Prokofjew gewidmet. Sie ist im Sommer 1962 entstanden, als eines der letzten Werke Poulencs. Die liedhafte Elégie ist ein wehmütiger und gefühlvoller Nachruf auf den neun Jahre zuvor gestorbenen Prokofjew, während im spielerischen Scherzo quirlige Rumba-Rhythmen und Staccato-Motive den russischen Komponisten porträtieren. Nachdenklich wehmütig bewegt sich die hervorragende Pianistin Akvilė Šileikaitė durch die Partitur kontrapunktiert von fast schrillen Zwischenrufen des Saxophons.
Denisov Edison 1929 1996 Sonate für Altsaxofon und Klavier
Vom Komponisten aufgrund seiner Begeisterung für das Saxophonspiel im Jazz geschrieben, ist das Werk massgeschneidert für eine Avantgardistin wie Valentine Michaud. Nicht nur die prägnanten Bass-Ostinati und synkopierten Akkordeinwürfe des Klaviers tragen zum mitreissenden Drive des Schlusssatzes bei, sondern auch die wilden Läufe des Saxophons. Wirken wie improvisiert, sind aber genau kalkuliert. So stellt gleich der erste Einsatz des Blasinstruments mit seiner herabstürzenden, jäh abreissenden Skala eine der Zwölftonreihen vor, die das Finale strukturieren und mit synchron – parallelen Läufen von Saxophon und Piano ins furiose Finale führten. Für den langanhaltenden Applaus wurden wir noch mit den „Hungarian Dances“ from Transylvannia belohnt.
Fazit eines aussergewöhnlichen Lucerne Festival Konzertes:
Dieses quirlige Duo wäre auch auf der Bühne des „Willisau Jazz Festival“ absolut keine Fehlbesetzung und würde das Herz dessen Gründers Niklaus „Knox“ Troxler sicher höher schlagen lassen. Ob dieses Konzert ohne „Corona“ auch seinen Platz im „normalen“ Sommerfestival gefunden hätte, bin ich mir nicht so sicher und wenn doch, dann eher im Luzerner Saal, denn im grossen Konzertsaal.
Kleine Fotodiashow des Rezitals von Peter Fischli Lucerne Festival:
Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch Peter Fischli
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