Studie der Hochschule Luzern zum Arbeitsmarkt: Gehörlose und hörbehinderte Menschen werden kaum befördert

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HSLU, Gehörlose und Hörbehinderte weltweit

Gehörlose und hörbehinderte Arbeitnehmende sind viel seltener in Führungsfunktionen vertreten als hörende Menschen. Die Mehrheit der Gehörlosen wurde während ihrer Karriere noch nie befördert. Das zeigt eine Studie der Hochschule Luzern zur Arbeitsmarktsituation von Hörbehinderten in der Schweiz. In der Schweiz leben rund 10’000 Gehörlose im erwerbsfähigen Alter und rund eine Million Menschen mit einer Hörbehinderung. Im Vergleich zur durchschnittlichen Erwerbsbevölkerung in der Schweiz ist die Arbeitslosenquote bei gehörlosen und hörbehinderten Menschen mit rund zehn Prozent etwa drei- bis viermal mal so hoch. Die Hochschule Luzern hat gemeinsam mit dem Schweizerischen Gehörlosenbund erstmals mittels quantitativer Erhebung bei Arbeitgebenden untersucht, wie gut Hörbehinderte in Unternehmen inkludiert sind und welche Chancen und Herausforderungen sich für Firmen bei der Anstellung gehörloser Personen ergeben.

Geringere Aufstiegschancen trotz gleicher Ausbildung

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die an der Studie teilnehmenden Gehörlosen und hörbehinderten Arbeitnehmenden im Vergleich zu Hörenden etwa die gleichen Ausbildungsabschlüsse haben. Rund vierzig Prozent von ihnen haben eine höhere Ausbildung abgeschlossen. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass der Anteil von hörbehinderten und gehörlosen Arbeitnehmenden mit Führungsfunktion deutlich unter dem nationalen Schnitt steht. So sind nur drei Prozent aller hörbehinderten Arbeitnehmenden in Führungspositionen. Bei der Gesamtbevölkerung sind es gemäss Bundesamt für Statistik 26 Prozent. 69 Prozent der erwerbstätigen Gehörlosen und Hörbehinderten wurden während ihrer Berufskarriere noch nie befördert. Die Mehrheit der Gehörlosen und Hörbehinderten sind in Dienstleistungs- und Verkaufsberufen tätig (23 Prozent), gefolgt von akademischen und technischen Berufen (je 16 Prozent).

Potenzial für Unternehmen

Von den befragten Unternehmen haben rund 48 Prozent angegeben, hörbehinderte oder gehörlose Personen zu beschäftigen. Fast alle Firmen haben betont, dass ihre hörbehinderten und gehörlosen Angestellten wichtige Leistungsträgerinnen und Leistungsträger sind, die vergleichsweise lange im Unternehmen bleiben und flexibel sind. Viele Unternehmen waren der Einschätzung, Hörbehinderte und Gehörlose hätten oft eine Tätigkeit inne, die ihren Fähigkeiten nicht gerecht werde. «Das nährt die Vermutung, dass viele Hörbehinderte und Gehörlose unter ihrem Potenzial rekrutiert werden», sagt Anina Hille, Studienleiterin und Dozentin an der Hochschule Luzern. Gründe dafür gäbe es verschiedene. «Arbeitgebende, die noch keine Erfahrung mit hörbehinderten oder gehörlosen Angestellten gemacht haben, unterschätzen deren Mehrwert für das Unternehmen», so Hille. Zudem bestehen bei vielen Firmen Vorurteile und unbegründete Sorgen, wenn es um eine Anstellung gehörloser Menschen geht.

Inklusion in den ersten Arbeitsmarkt

Das bestätigt auch Harry Witzthum, Geschäftsführer des Schweizerischen Gehörlosenbundes SGB. «Der Schweizerische Gehörlosenbund setzt sich seit vielen Jahren für einen inklusiven Arbeitsmarkt ein, der Gehörlosen und Schwerhörigen echte Chancengleichheit garantiert», so Witzthum. Die Studie der Hochschule Luzern und des Schweizerischen Gehörlosenbunds soll dazu beitragen, mögliche Handlungsfelder und Massnahmen aufzuzeigen, damit unerfahrene Organisationen von den Erfahrungen anderer Firmen profitieren können und dass die Inklusion und Förderung hörbehinderter und gehörloser Menschen in den ersten Arbeitsmarkt besser gelingt.

Studie zur Arbeitsmarktsituation von gehörlosen und hörbehinderten Personen in der Schweiz

Die Situation von Hörbehinderten und Gehörlosen im Schweizer Arbeitsmarkt war lange kaum erforscht. Die Hochschule Luzern hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gehörlosenbund eine quantitative Erhebung bei Arbeitgebenden durchgeführt, um qualifizierte Aussagen zur Arbeitsmarktsituation von gehörlosen und hörbehinderten Menschen in der Schweiz machen zu können.