Umfrage zum Fernunterricht an Luzerner Schulen: Hohe Zufriedenheit und Handlungsbedarf für die Schule der Zukunft

Spread the love

Staatskanzlei des Kantons Luzern

Während mehreren Wochen fand der Schulalltag wegen dem coronabedingten Fernunterricht für die Luzerner Kinder und Jugendlichen via Online-Tools und teilweise mit neuen Lernformen statt. Dies hat über alle Stufen hinweg gut funktioniert, wie eine Umfrage bei allen Beteiligten zum Fernunterreicht zeigt – die Luzerner Schulen sind digital gut aufgestellt. Einige Ergebnisse überraschen.

Die Corona-Krise führte auch im Kanton Luzern dazu, dass vom Kindergarten bis zu den Hochschulen innerhalb kürzester Zeit vom Präsenzunterricht auf Fernunterricht umgestellt werden musste. Neue Lehr- und Lernformen und die Nutzung digitaler Medien für Unterricht und Ausbildung gewannen enorm an Bedeutung. Als einziger Kanton schweizweit hatte das Luzerner Bildungs- und Kulturdepartement im Juni mit einer breit angelegten Umfrage im ganzen Kanton die Lehrpersonen und Lernenden aller Stufen, die Eltern, Schulleitungen und Berufsbildner befragt, wie ihre Erfahrungen und Einschätzung zur Nutzung der digitalen Lernformen und zum Fernunterricht waren. Nun liegen die detaillierten Ergebnisse vor.

Für die kantonsweite Erhebung wurde das LINK Institut Luzern beauftragt. Sie fand vom 8. Juni bis 8. Juli statt und wurde elektronisch durchgeführt. Geantwortet haben insgesamt 15’785 Lernende, 3691 Lehrpersonen, 172 Schulleitungsmitglieder, 2374 Eltern und 1231 Berufsbildner. Die meisten Rückmeldungen kamen aus der Volksschulstufe.

Die Resultate im Überblick
Die Umfrage zeigt: knapp 80% aller Befragten über alle Stufen hinweg waren mit dem Fernunterricht zufrieden. Während dies bei den Lernenden der Volksschule fast 70% sind, liegt dieser Wert bei den Gymnasien, Berufsfachschulen und Hochschulen etwa bei 50%. «Gefreut hat mich, dass drei Viertel der Eltern mit Kindern in der Volksschule sehr gut oder gut zufrieden waren mit dem Fernunterricht», meint Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann. Er führt aus: «In den Medien zeigte sich oft ein ganz anderes Bild.»
Offenbar, so Schwerzmann, ist es den Lehrpersonen unter den gegebenen Umständen gelungen, dass die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern dem Fernunterricht auch Positives abzugewinnen vermochten. Als Gründe dafür werden die guten technischen Voraussetzungen seitens der Schulen, klare Lern- bzw. Arbeitsaufträge wie auch die mehrheitlich gute Erreichbarkeit der Lehrpersonen angesehen.

Dies zeigen auch die entsprechenden Resultate: so gaben 60% der Lernenden an, dass sie die zeitliche Flexibilität und die vermehrte Freizeit schätzten, ebenso, dass das Pendeln zum Schulort wegfiel und sie mehr Zeit mit der Familie verbringen konnten. 36% der Schülerinnen und Schüler fanden es gut, den Lernort frei wählen zu können und fühlten sich insgesamt weniger unter Druck. Ein Viertel von ihnen gab zudem an, nun besser mit digitalen Tools umgehen zu können. Dieser Punkt schwingt bei den befragten Lehrpersonen obenauf: er ist als erster Punkt bei den positiven Bewertungen mit 63% genannt – gefolgt von der zeitlichen Flexibilität und dem Wegfall des Pendelns.

Soziale Kontakte fehlten
Was sowohl bei den Lehrpersonen wie auch bei den Schülerinnen und Schülern aller Stufen als erster negativer Punkt rund um den Fernunterricht genannt wird, sind die fehlenden sozialen Kontakte während der Schulschliessung. Dies gaben 60% aller Befragten an. Bei den Lernenden folgen darauf gleich die Konzentrationsschwierigkeiten, bei den Lehrpersonen die Schwierigkeit, das richtige Mass zwischen Unterricht und Alltag zu finden. 11% der Lehrpersonen nannten zudem die Angst vor der Ansteckung mit dem Corona-Virus, bei den Lernenden sind dies 8%. Für 14% aller Schülerinnen und Schülern war der Fernunterricht offenbar kein Anlass für Probleme.

Interessant sind die Angaben zu den erbrachten schulischen Leistungen während des Fernunterrichts. So melden rund 15% der Lernenden der Volksschule, der Gymnasien und der Berufsfachschulen, dass sie zuhause bessere Leistungen als im Präsenzunterricht erbringen konnten, für eine Gruppe zwischen 56% und 42% sind es immerhin die gleich guten Leistungen. Rund ein Drittel gab an, schlechtere Resultate im Fernunterricht zu liefern. Lehrpersonen schätzen dies etwas anders ein: nur 4 bis 7% – je nach Stufe – sind überzeugt, dass die Lernenden bessere Arbeit liefern als im Präsenzunterricht, rund 40% beurteilen die Leistungen ihrer Schülerinnen und Schüler als gleich gut oder gar schlechter.

Mehr Selbständigkeit gefordert
Der Fernunterricht verlangte allen Beteiligten auch einiges an Selbständigkeit ab. Hier zeigen die Umfragewerte, dass die Lernenden und Lehrpersonen der Volksschule fast zur Hälfte angaben, selbständiger zu arbeiten als im Präsenzunterricht, die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten zu 75%, die Lernenden der Berufsfachschulen zu 65%. Die Studierenden der drei Luzerner Hochschulen arbeiteten zu 68% selbständiger.
Bei den Sonderschulen zeigt sich ein leicht anderes Bild: hier sind ein Drittel der Lernenden und der Lehrpersonen der Ansicht, dass sie nicht selbständig arbeiten konnten – bedingt wohl auch durch die speziellen Anforderungen im Sonderschulbereich. Diese Gruppe zeigt denn auch die geringste Bereitschaft, Fernunterricht künftig zumindest teilweise beizubehalten: rund zwei Drittel setzt hier nach wie vor vollständig auf Präsenzunterricht.

Leichte Zustimmung für gemischte Unterrichtsformen
Die Lehrpersonen aller Stufen können sich zu einem Drittel zumindest vorstellen, in Zukunft den Unterricht zu 75% als Präsenzunterricht und 25% als Fernunterricht zu gestalten. Bei den Lehrerinnen und Lehrern der Volksschule und Gymnasien sind hingegen rund 60% für vollständigen Präsenzunterricht, an den Berufsfachschulen sind es 42% und bei den Dozierenden der Hochschulen 21%. Eine Mischform befürworten 70% der Hochschullehrpersonen, fast so viel wie auch ihre Studierenden. Die Eltern der Volksschulkinder zeigen sich gemäss der Umfrage zu 37% offen für zumindest einen 25%-Anteil Fernunterricht – aber 47% sind klar für vollständigen Präsenzunterricht vor Ort.
«Diese Antworten haben mich positiv überrascht», erläutert Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann. Und ergänzt: «Offenbar haben es die Eltern auch geschätzt, dank dem Fernunterricht einen vermehrten Einblick in den Schulalltag ihrer Kinder zu erhalten. Und auch bei den oberen Schulstufen besteht eine gewisse Zustimmung, über neue Schulformen nachzudenken und digitalen Unterricht – oder ausserschulische Lernorte – zumindest teilzeitlich beizubehalten.»

Handlungsfelder für die Zukunft
Für Regierungsrat Schwerzmann ergeben sich aus den Umfrageresultaten verschiedene Handlungsfelder, die in seinem Departement und später zusammen mit den Schulpartnern weiterbearbeitet werden. Es hat sich gezeigt, dass der Fernunterricht unter dem Corona-Regime glücklicherweise gut funktioniert hat und unter diesen Umständen praktikabel war. Die Luzerner Schulen waren bereits vor der Corona-Krise bezüglich Digitalisierung gut aufgestellt. Nun muss allerdings der Fokus auf inhaltliche Themen gelegt werden, so Marcel Schwerzmann: «Wir wollen verschiedene Themen wie selbständiges Arbeiten mit neuen Lernformen, geeignete Online-Tools, die Rolle der Lehrpersonen sowie der teilzeitliche Einsatz von digital unterstütztem Unterricht in den oberen Schulstufen weiterentwickeln.» Es gilt, pädagogische Inhalte internettauglich oder fernunterrichttauglich zu machen, wie auch eine allfällig neue Rolle der Lehrpersonen als «Unterstützer und Vermittler für Fernunterricht» zu schärfen und zu schulen. Wichtig sind – und das hat die Umfrage klar hervorgebracht – nach wie vor die sozialen Interaktionen zwischen Lernenden und Lehrpersonen sowie die Tatsache, dass Schule auch ein realer Ort, ein Begegnungsplatz ist.

Digitalisierung im Bildungsbereich weiter verstärken
An einer Kadertagung des Bildungs- und Kulturdepartements wurden bereits erste Ziele erarbeitet. Das Projekt «Digitalisierung im Bildungsbereich» wird vorwärtsgetrieben und personell mit einem Digitalverantwortlichen in der Departementsleitung verstärkt. «Wir wollen digitale Elemente und die zugehörigen pädagogischen Inhalte künftig im Unterricht einbauen, dort wo es stufengerecht und auch machbar ist. Aber wir wollen ebenso mit grosser Sorgfalt die sozialen Komponenten der künftigen Schule angehen», so der Bildungsdirektor.

Erste konkrete Massnahmen sind bereits aufgegleist: so unter anderem die 1:1-Ausrüstung der Lernenden mit den notwendigen Geräten ab der 3. Primarklasse, die Erarbeitung digitaler Lehrmittel (zum Beispiel die Plattform www.entdecke.lu.ch), die Verstärkung der Weiterbildung der Lehrpersonen für digitalen Unterricht oder die Schaffung einer Prüfungsinstanz für digitale Lehrmittel. Weiter sind Projekte zur digitalen Schuladministration und Datenverwaltung bereits in der Umsetzung. Geplant ist weiter ein einheitliches Softwaretool für digitale Prüfungen an Gymnasien und Berufsfachschulen. Auf das Thema selbstorganisiertes Lernen wird ein spezielles Augenmerk gelegt: hier sollen entsprechende Unterrichtskonzepte entwickelt werden, allenfalls sogar mit einem fixen Anteil Fernunterricht in den oberen Schulstufen – dessen Anteil aber noch zu definieren ist.


Strategiereferenz
Diese Massnahme dient der Umsetzung des folgenden Leitsatzes in der Luzerner Kantonsstrategie:

  • Luzern steht für Innovation

 

  • Luzern steht für Zusammenhalt

    Anhang

 

 

  • Blogbeitrag[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]