Studie der Hochschule Luzern, Coronakrise: Die zwischenmenschliche Distanz ist grösser geworden

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Einfluss der Coronakrise auf das Zusammenleben der Gesellschaft. Im November haben 73 Prozent der befragten Personen der Aussage voll und ganz oder teilweise zugestimmt, dass sich die zwischenmenschliche Distanz seit dem Frühling vergrössert hat.

Das Zusammenleben der Bevölkerung hat sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie spürbar verändert. Eine Studie der Hochschule Luzern untersucht, welche langfristigen Folgen das für die Gesellschaft hat. Die Ergebnisse zeigen: Die Bevölkerung spürt seit dem Lockdown ein Auseinanderdriften.

Social Distancing, Arbeiten von zuhause und abgesagte Veranstaltungen – das gesellschaftliche Leben hat mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühling 2020 einen Knick erfahren. Um herauszufinden, wie sich diese Entwicklung langfristig auf das Zusammenleben und das Konsumverhalten der Schweizer Bevölkerung auswirkt, hat ein Forschungsteam der Hochschule Luzern eine repräsentative Langzeitstudie lanciert. Die Forscherinnen und Forscher führen dazu in regelmässigen Abständen Befragungen mit 1’000 Personen durch. Die letzte Erhebung, die im Oktober und November in der ganzen Schweiz stattgefunden hat, gibt Aufschluss darüber, wie die Menschen die gesellschaftlichen Veränderungen durch Corona wahrnehmen.

Physische Distanz führt zu psychischer Distanz

Besonders deutlich zeigt sich: Ein Grossteil der Bevölkerung fühlt, dass die Menschen weiter voneinander entfernt sind als vor der Coronazeit. So haben drei von vier Befragten der Aussage zugestimmt, dass die zwischenmenschliche Distanz seit damals grösser geworden ist. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten sagt, die Gesellschaft sei durch die Coronakrise auseinandergedriftet. «Die grössere physische Distanz scheint auch mit einer Vergrösserung der psychischen Distanz einherzugehen», sagt Marcel Zbinden, Co-Autor der Studie und Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Luzern. Das Wohlbefinden der Bevölkerung sei stark von sozialen Interaktionen abhängig. Seit dem Lockdown findet das soziale Leben in der analogen Welt nur noch eingeschränkt statt. Diese Lücke können auch Alternativen im Internet nicht schliessen. «Viele persönliche Gemeinschaftserlebnisse wie Geburtstage oder Kinobesuche können nur schwer in die digitale Welt überführt werden», so Zbinden.

Gegenseitiges Vertrauen nimmt ab

Auch der Umgang untereinander hat sich gemäss der Umfrage verändert. Rund 50 Prozent der befragten Personen geben an, dass die Menschen während der Coronazeit weniger miteinander reden als vorher. Ebenfalls etwa die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass die gegenseitige Toleranz und das Vertrauen gegenüber den Mitmenschen abgenommen haben. Die HSLU-Forschenden sehen darin eine Folge der starken Polarisierung der Gesellschaft, die sie im Zusammenhang mit den Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie feststellen. «Viele Menschen sind bezüglich Gefährlichkeit des Virus und Notwendigkeit der Massnahmen verunsichert. Das führt dazu, dass sie den Anschluss an unterschiedliche Meinungslager suchen», sagt Dominik Georgi, der die HSLU-Studie mitverfasst hat. Zwischen diesen Lagern werde der Ton immer schärfer und das gegenseitige Verständnis immer kleiner. Hinzu kommt, dass die Leute während der Coronakrise öfters zuhause bleiben und deshalb noch häufiger auf digitalen Kommunikationskanälen unterwegs sind als sonst. Auch die sozialen Medien erhalten dadurch ein stärkeres Gewicht. «Gerade auf Social Media bewegen sich die Menschen noch viel stärker in Filterblasen als in der analogen Welt», so Georgi.