Hochschule Luzern, SNF fördert drei Forschungsprojekte im Bereich Film

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Installation Oktogon von F Chalet Bild Daniel Suter

In verschiedenen Projekten geht die Hochschule Luzern der Frage nach, welches Potenzial bewegte Bilder als künstlerisches Mittel einerseits und als Werkzeug für die Wissenschaft andererseits haben. Drei dieser Forschungsprojekte werden nun vom Schweizerischen Nationalfonds SNF mit insgesamt 1.9 Millionen Franken unterstützt.

Filme sind überall. Von kurzen Werbeclips über Youtube-Dokumentationen bis zu abendfüllenden Streifen auf Netflix oder im Kino. Diese Formate eint ihre zumeist lineare Erzählweise und die Ausrichtung auf Unterhaltung. Doch bewegte Bilder können noch viel mehr: In drei voneinander unabhängigen Projekten (hier geht’s direkt zu den Beschrieben) loten Forschende der Hochschule Luzern deren Potenzial aus, sei dies als künstlerisches Ausdrucksmittel im öffentlichen Raum und in Ausstellungen oder als Werkzeug in der wissenschaftlichen Forschung.

«Wir sehen schon seit einigen Jahren Entwicklungen des Bewegtbilds in diese Richtung, denken wir nur an animierte Projektionen auf öffentlichen Gebäuden oder auch an die zunehmende Bedeutung von Filmen in der Wissenschaftskommunikation», sagt Axel Vogelsang, Leiter der Forschungsgruppe Visual Narrative, an der die drei Projekte angesiedelt sind. Neue Technologien wie Virtual und Augmented Reality und der Digitalisierungsschub durch Corona beschleunigten diese Entwicklung.

Synthese aus Theorie und Praxis

Der Schweizerische Nationalfonds SNF fördert die drei Projekte mit insgesamt 1.9 Millionen Franken. Dank der Förderung können unter anderem sogenannte practice-based PHDs finanziert werden. Das heisst, die Entwicklung gestalterischer Projekte ist essentieller Bestandteil von Doktorarbeiten. In anderen Ländern sind solche praxisorientierten Arbeiten in Design, Film und Kunst schon seit Jahren üblich; bis anhin jedoch nicht in der Schweiz, wie Axel Vogelsang erläutert. «Für uns ist das enorm wertvoll, weil sich Theorie und künstlerisch-gestalterische Arbeit damit gegenseitig befruchten.»

Die drei geförderden Projekte im Überblick

Video Essay. Futures of Audiovisual Research and Teaching

Obwohl unsere Gegenwartskultur stark audiovisuell geprägt ist, präsentieren wir die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen meist in Textform. Einen anderen Weg gehen Videoessays: Sie machen bewegte Bilder zum Werkzeug der Kulturanalyse. Clips werden kombiniert und kommentiert und so zu neuen Filmen, die zugleich selbst wissenschaftliche Untersuchungen sind.

Das Projekt «Video Essay. Futures of Audiovisual Research and Teaching» untersucht das Potential dieser Form des Bewegtbilds für die universitäre Forschung und Lehre der Zukunft, als didaktisches Instrument, als Erweiterung der Wissenschaftspublizistik und als neues Forschungsinstrument.

Weil Videoessays wissenschaftliche und künstlerische Praxis verbinden, eignen sie sich besonders für die Forschung an den Übergängen zwischen den Disziplinen und im Spannungsfeld zwischen akademischer Welt, Kunst und Öffentlichkeit.

Projektdauer: 2021 – 2024
Fördersumme: 657’550 CHF
Projektleitung: Dr. Johannes Binotto, Dozent für Film- und Medientheorie sowie Literaturwissenschaft, Hochschule Luzern – Design & Kunst
Externe Partner: Prof. Dr. Barbara Straumann und Prof. Dr. Elisabeth Bronfen, Professorinnen für englische und amerikanische Literaturwissenschaft, English Department, Universität Zürich

Netted Letters in Immersive Environments 

Mit digitalen Mitteln wie Virtual Reality lässt sich kulturgeschichtliches Quellenmaterial, seien dies Briefe, Fotografien oder Tagebucheintragungen, vielfältiger als in den üblichen Strukturen eines Archivs darstellen und verknüpfen. Die Studie konzentriert sich auf den Nachlass des deutschen Filmtheoretikers, Philosophen und Schriftstellers Siegfried Kracauer (1889 – 1966), der aus dem amerikanischen Exil heraus seine Gedanken zur Filmtheorie mit Freunden in Amerika und in Europa diskutierte.

Das Forschungsteam untersucht, wie dieser Austausch in Virtual Reality (VR) erlebbar gemacht werden kann. Dabei sollen verschiedene Interpretationen der Primärdaten miteinander in Bezug gesetzt und die Grenze zwischen Plausibilität und Wissen ausgelotet werden. Letztlich soll eine Online-basierte, interaktive Präsentations- und Forschungsumgebung entstehen, die die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Expertinnen und Experten unterstützt, an Datenbanken angeschlossen werden kann und von einem interessierten Kulturpublikum als interaktive Intellektuellenbiografie genutzt wird.

Dies ist das einzige Forschungsprojekt einer Fachhochschule, das dieses Jahr vom SNF im Rahmen des Förderprogramms «Ambizione» unterstützt wird. Alle anderen Förderbeiträge gingen an Universitäten.

Projektdauer: 2021 – 2024
Fördersumme: 796’795 CHF
Projektleitung: Christina Zimmermann, Senior wissenschaftliche Mitarbeiterin, Hochschule Luzern – Design & Kunst
Externe Partner: Deutsches Literaturarchiv Marbach (hier wird der Nachlass von Kracauer aufbewahrt), Zürcher Hochschule der Künste, University of Michigan

Moving in Every Direction 

Das Projekt «Moving in Every Direction» (MIED) untersucht künstlerische Filmpraktiken, die bewegte Bilder jenseits von Kino und TV präsentieren. Solche Filme im Raum, die im «Expanded Cinema» der 1960er Jahre wurzeln, finden heute völlig neue Voraussetzungen vor, durch die Digitalisierung des Films, handlichere technische Geräte, die vernetzten Bildschirme und die zunehmend verbreiteten Virtual- und Augmented Reality-Technologien. Darüber hinaus hat sich das Publikum immer mehr an bewegte Bilder im Alltag gewöhnt.

Das Projekt untersucht in zwei künstlerischen PHDs aktuelle Formen von Kunstinstallationen in Ausstellungen und im Stadtraum. Die Forschenden fokussieren dabei auf folgende Fragestellungen: Vermitteln solche Installationen dem Publikum eine ähnliche audiovisuelle Erfahrung wie konventionelle Filme? Wie planen und setzen Künstlerinnen und Künstler solche Installationen um? Ziel des Projekts ist, die Praxis der künstlerischen Arbeit in die Theoriebildung der Film- und Medienwissenschaft einzubringen. Die Ergebnisse werden in Ausstellungen vorgestellt und in schriftlicher Form veröffentlicht.

Projektdauer:
2021 – 2023
Fördersumme: 500’000 CHF
Projektleitung: Prof. Dr. Fred Truniger, Leiter Master Film, Hochschule Luzern – Design & Kunst