Der Erziehungsrat des Kantons Uri hat die Umsetzung der schulischen Integration an der Urner Volksschule extern evaluieren lassen. Die Ergebnisse zeigen, wo die Integrative Förderung und die Integrative Sonderschulung funktionieren und wo es noch Potenzial für Optimierungen gibt. Massnahmen dazu hat der Erziehungsrat bereits eingeleitet.
Die Urner Volksschule erreicht im schweizerischen Vergleich eine konstant hohe Integrationsquote. Damit erfüllt sie den Willen des Urner Stimmvolks. Dieses stimmte im November 2010 dem Beitritt zum Sonderpädagogikkonkordat zu und verpflichtete sich damit auch zum Grundsatz «Integration vor Separation». Gemäss diesem Grundsatz leisten die Urner Schulen in der schulischen Integration hervorragende Arbeit. Wenig überraschend bringt die tägliche Praxis aber auch Herausforderungen mit sich. Um diese Herausforderungen in Zukunft noch besser meistern zu können, um die Vorgaben zu justieren und alles Optimierungspotenzial auszuschöpfen, wurde im vergangenen Frühling die Ist-Situation analysiert.
Von langer Hand geplant
Im Rahmen der Mehrjahresplanung für die externe Schulevaluation hatte der Erziehungsrat des Kantons Uri bereits am 18. Dezember 2018 beschlossen, im Schuljahr 2019/2020 den Umgang mit Heterogenität sowie die Umsetzung der Konzepte zur Integrativen Förderung (IF) und zur Integrativen Sonderschulung (IS) in der Volksschule evaluieren zu lassen. Im Anschluss an diesen Beschluss wurden der Gegenstand und der Zweck der Evaluation sowie die Fragestellungen im Detail definiert. Hernach erhielt das Institut für Schule und Heterogenität (ISH) der Pädagogischen Hochschule Luzern den Auftrag, die Evaluation durchzuführen.
Der Studienauftrag umfasste in erster Linie die Beantwortung folgender Fragestellungen: In welchem Mass werden die Integrative Förderung und die Integrative Sonderschulung umgesetzt und wie gut kennen die Beteiligten die Abläufe und Zuständigkeiten? Wo sehen die Akteure Verbesserungspotenzial in den kantonalen Vorgaben, den Konzepten und deren Umsetzung und wie werden die zur Verfügung stehenden Ressourcen aktuell genutzt? Und schliesslich: Wie beurteilt das Evaluationsteam die Integrationskraft der Urner Schulen sowie allgemein die Einstellung der Beteiligten gegenüber der Integration?
Unter erschwerten Umständen durchgeführt
Um diese Fragen fundiert beantworten zu können, führte das ISH unter Leitung von Prof. Dr. Alois Buholzer zwischen März und Mai 2020 eine Vollerhebung bei knapp 400 in Uri tätigen Lehr- und Fachpersonen sowie bei allen Schulleitungen der Volksschule durch, und zwar mittels Online-Fragebögen. Aufgrund der Einschränkungen als Folge der ausserordentlichen Lage wegen der COVID-19-Pandemie musste das Evaluationsteam auf die ursprünglich geplanten Unterrichtsbeobachtungen verzichten. Stattdessen führte es mit jeder Schule ein Ferninterview mit einem Tandem (bestehend aus einer Lehrperson und einer Fachperson der schulischen Heilpädagogik) sowie ein Ferninterview mit der Schulleitung. Mit der Präsentation des Berichts vor dem Erziehungsrat Ende 2020 wurde sodann der erste Teil des Evaluationsauftrags abgeschlossen.
Potenzial für Optimierungen geortet
Die erste Analyse der Ergebnisse zeigt, dass sich ein allgemeines Entwicklungspotenzial zur Verbesserung der schulischen Integration im Kanton Uri umschreiben lässt. So empfiehlt das Evaluationsteam beispielsweise, den Lehrpersonen eine professionelle Fachberatung und Unterstützung für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit schweren Verhaltensauffälligkeiten anzubieten. Weiteres Entwicklungspotenzial ortet Prof. Dr. Alois Buholzer zudem im engeren Einbezug der Fachlehrpersonen.
Die weitaus wichtigsten Hinweise für Optimierungen lassen sich indes aus der Analysen auf Ebene Schuleinheit ableiten. Damit die einzelnen Schulen in Uri spezifisch von den Handlungsempfehlungen des Evaluationsteams profitieren können, erhält nun jede Schule einen individualisierten Bericht, der anlässlich einer Präsentation für alle Schuleinheiten kommentiert wird.
Erste Massnahmen eingeleitet
Aufgrund der Erkenntnisse aus der Evaluation hat der Erziehungsrat das Amt für Volksschulen bereits damit beauftragt, zu prüfen, ob und nach welchen Kriterien im Rahmen der Integrativen Sonderschulung auch Systemberatungen und sozialpädagogische Familienberatungen bewilligt und vom Kanton finanziert werden können. Mit solchen Hilfestellungen sollen vermehrt positive Erfahrungen im Umgang mit verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern ermöglicht werden, was wiederum die Lehrpersonen in ihrem professionellen Handeln unterstützt. Weitere Massnahmen auf Ebene Kanton wird der Erziehungsrat prüfen und gegebenenfalls umsetzen, zumal eines seiner Ziele für die aktuelle Legislatur lautet: «Die Schulen werden im Umgang mit Heterogenität unterstützt und gestärkt.»
Hinweis: Der kantonale Evaluationsbericht ist auf der Website des Kantons Uri verfügbar: www.ur.ch (Suchbegriff: Externe Evaluation).[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]