In der „Krone“ gegenüber dem Rathaus ist Hans Küng am 19. März 1928 in Sursee zur Welt gekommen. 93 Jahre später, am 6. April 2021, ist er nach langer Krankheit in seinem Haus in Tübingen (D) verstorben. Rom, Paris, Berlin, Madrid, London, Tübingen, New York, Chicago und Toronto sind nur einige der Lebens- und Wirkungsorte des Theologen Hans Küng – und immer wieder Sursee. „Sursee ist und bleibt meine Heimat“, betont er, als ihn die Gemeindeversammlung am 23. Mai 1998 zu seiner grossen Freude zum Ehrenbürger ernennt. Hans Küng ist der erste und bisher einzige Ehrenbürger der Stadt Sursee – und er ist weltweit sicher der bekannteste Surseer.
Nach Schulen in Sursee und Luzern studiert er Philosophie und Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, empfängt die Weihe als katholischer Priester, promoviert anschliessend an der Sorbonne in Paris, widmet sich an der Hofkirche Luzern der praktischen Seelsorge, arbeitet in Münster in Westfalen und wird im Alter von nur 32 Jahren bereits Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Tübingen. Es ist die grosse Aufbruchszeit der katholischen Kirche, auch dank engagierten Personen wie Hans Küng. Im selben Jahr formuliert er in seinem Buch Konzil und Wiedervereinigung die ökumenischen Erwartungen an das Zweite Vatikanische Konzil. Er nimmt daran als „peritus“ teil, als einer der von Papst Johannes XXIII. berufenen Konzilstheologen.
Hans Küng äussert sich immer wieder engagiert und pointiert zur Ökumene, zum Zölibat, zur Unfehlbarkeit – und erntet innerhalb der katholischen Kirche nicht nur Zustimmung. Im Dezember 1979 wird ihm die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen, für Hans Küng die „schlimmsten Monate meines Lebens“. Doch Hans Küng bleibt an der Universität Tübingen, als fakultätsunabhängiger Professor für ökumenische Theologie. Vor allem forscht und schreibt er weiter zu den grossen Fragen der Kirche, des christlichen Glaubens, der Religion und der Weltethik. Seine Bücher erscheinen in vielen Sprachen und werden auf der ganzen Welt von Millionen Menschen gelesen. „Kein Friede unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen“ lautet ein Leitgedanke seiner Arbeit und initiiert damit das Projekt «Weltethos». Es basiert auf der Erkenntnis, dass es massgebliche ethische Grundregeln gibt, die allen Weltreligionen gemeinsam sind. 2001 spricht er auf Einladung des damaligen Generalsekretärs Kofi Annan vor der UN-Vollversammlung.
Anlässlich seines 90. Geburtstags im Jahre 2018 hat der Stadtrat die Ehre, Hans Küng persönlich zu gratulieren sowie die besten Wünsche und Grüsse aus der Heimatstadt Sursee nach Tübingen zu überbringen. Im Wissen, dass sich Hans Küng als treuen Sohn der Kirche versteht und ihr Wohl ihm sehr am Herzen liegt, hat sich der Stadtrat mittels Schreiben an Papst Franziskus gewandt. Mit der Bitte, anlässlich seines 90. Geburtstags ein Zeichen zu setzen, Wertschätzung auszudrücken und ihn nach Möglichkeit zu rehabilitieren.
Auch wenn die von Hans Küng initiierte und von ihm bis 2013 präsidierte Stiftung „Weltethos“ sein Engagement weiter trägt, auch wenn seine Schriften und Gedanken weiterhin Grundlage und Anleitung für das Zusammenleben in unserer globalisierten Welt sind, mit Hans Küng verliert die Welt eine gewichtige Stimme für den Dialog und für den Weltfrieden. Die Stadt Sursee trauert um ihren berühmtesten Sohn und geschätzten Ehrenbürger.
Stadtrat Sursee 7.April 2021
Nachtrag der Redaktion: hans Küng war auch Leser dieses Onlineportals und hat sich 2017 sogar handschriftlich für eine meiner Kolumnen bedankt: