Besetzung und Programm:
«Verborgene Juwelen»
Festival Strings Lucerne Chamber Players
Daniel Dodds Violine
Regula Dodds, Violine
Katrin Burger, Viola
Sylvia Zucker, Viola
Alexander Kionke, Violoncello
Ludwig van Beethoven
Quintett für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello C-Dur Op. 29
Felix Mendelssohn-Bartholdy
Quintett für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello B-Dur Op. 87
Rezension:
Am 28. Oktober letztes Jahr konnte ich ein letztes Mal ein Livekonzert geniessen, dies mit den Festival Strings im Konzertsaal des KKL Luzern. Dass nun der Restart ins Konzertgeschehen mit dem gleichen Orchester, wenn auch in viel kleinerer Formation, diesmal im Zeugheersaal des Hotels Schweizerhof stattfand, ist ein sehr schöner Zufall, dass ich trotz der auf 50 Personen limitierten Teilnehmerzahl, akkreditiert wurde, einfach nur ein tolles Geschenk.
Intendant Hans-Christoph Mauruschat begrüsste die erwartungsvollen 50 erlaubten Besucher, darauf hinweisend, wie glücklich alle Musiker seien, nach dem zweiten Lockdown, endlich ihren Beruf, der ja auch eine Berufung ist, wieder vor Publikum ausüben zu können und verkündete, dass man das erfolgreiche Format dieser Kammermusikkonzerte im Schweizerhof, auch in Zukunft pflegen werde.
Eröffnet wurde das Konzert durch Beethovens Quintett für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello C-Dur Op. 29, das folgende vier Sätze umfasst:
- Allegro moderato – 2. Adagio molto espressivo – 3. Scherzo. Allegro – 4. Presto
Der lyrische Duktus des Werkes, verbunden mit frühromantisch geweiteter Harmonik, nimmt allerdings deutlich Franz Schubert vorweg und zeigt, wie sehr gerade der frühe Beethoven die Romantiker beeinflusst hat. So wird gleich das Hauptthema des ersten Satzes (Allegro moderato) in einer später von Schubert aufgegriffenen Manier wechselnd harmonisch beleuchtet.
Frühromantische Gefühle
Als Kontrast zu diesem breit ausgesungenen Hauptthema mit seinen frühromantischen Stimmungsvaleurs fungiert ein Triolenmotiv, das den ganzen Satz durchzieht. Das Seitenthema, das zu Beginn in der Terzverwandten A-Dur eingeführt wird, erinnert in seiner kanonischen Führung an das Seitenthema aus dem Kopfsatz von Mozarts Klarinettenkonzert. Das rasant explosive Intro durch die zwei Violinen liess ahnen, wohin die Reise gehen würde. Nachdem sich die andern drei Streicher dazugesellt hatten, brachen die Geigen immer wieder mit kleinen Soli aus dem Verbund aus, um sich dann wieder harmonisch ins Ganze einzufügen.
Auch das Adagio molto espressivo folgt in seinem Aufbau einem Vorbild bei Mozart: dem Adagio aus dem Streichquintett KV 593. Hier wie dort wird ein Cantabile im langsamen Dreiertakt zweimal von einem Geigensolo über rhythmisch aufgerautem Klanggrund abgelöst.
Der dritte Satz (Scherzo. Allegro) zeigt Beethovens schon früh entwickelte Neigung zum sinfonischen Scherzo. Der drängende, nervöse Zug dieses Satzes beherrscht auch das Presto-Finale, das mit Überraschungen aufwartet: Einem harmonisch unstabilen Hauptsatz tritt ein pastoraler Seitensatz gegenüber; in der Durchführung wird der Sechsachteltakt mit einem Zweivierteltakt überblendet; vor der Reprise und Coda wird jeweils ein Andante con moto e scherzoso eingeschoben.
Felix Mendelssohn-Bartholdy im 2. Konzertteil
Im zweiten Teil kam Felix Mendelssohn-Bartholdys
Quintett für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello B-Dur Op. 87 zur Aufführung, das dieser im Jahre 1845 komponierte.
Satzbezeichnung:
- Allegro vivace 2.Allegretto scherzando
- Adagio e lento 4.Allegro molto vivace
Mendelssohns Streichquintett Nr. 2 B-Dur hat lange im Schatten seines frühen Oktetts und seiner Streichquartette gestanden. Schwärmerisch und schwungvoll in den Ecksätzen, dabei sorgfältig durchgearbeitet und bisweilen von fast orchestraler Klangwirkung, zeigt das Quintett Mendelssohn auf der Höhe seines Könnens. Uraufgeführt wurde es erst nach seinem plötzlichen Tod 1847. Mendelssohn selbst hat das Werk nie im Konzert gehört.
Furioser Auftakt mit scharf gezeichnetem Klang der beiden Violinen von Daniel und Regula Dodds, zu denen sich nach und nach die andern drei Streicher gesellten, immer wieder veredelt von kurzen Soli der Geigen, denen auch mal die Thema Übernahme der Violen folgte, die dann vom Cello schwungvoll wieder ins tutti geführt wurden.
Mit der heftig auflodernden Dramatik der Violinen im Adagio verstärkte sich auch der Diskurs mit der dunklen, von zartbitter schokoladiger Mystik geprägten Spielweise von Alexander Kionke am Cello.
Im Finale liessen die Bratschen von Katrin Burger und
Sylvia Zucker die Melodien dunkel schimmern und prägten mit scharfen Akzenten den Schluss des Stücks, bevor dieses im tutti furios zu Ende gespielt wurde.
Langanhaltender Applaus belohnte die fünf Künstler für ihre erlesene Darbietung zweier eher selten gespielten Quintette.
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Fabrice Umiglia festivalstringslucerne.org/de
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