Die Ärzte haben Pläne der Bundesregierung begrüßt, Schwerkranken den Cannabis-Konsum zu erleichtern. In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ erklärte Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery, eine Therapie mit cannabionidhaltigen Arzneimitteln könne für bestimmte Patienten sinnvoll sein. Als Beispiele nannte Montgomery Patienten mit neurologischen Krankheiten wie Multipler Sklerose (MS) mit spastischen Schmerzen und Patienten, die unter mehreren Symptomen wie Schmerzen, Appetitmangel, Übelkeit und Depressivität leiden.
Montgomery wies darauf hin, dass bereits seit Mai 2011 ein cannabinoidhaltiges Fertigarzneimittel auf dem deutschen Markt ist. Es sei jedoch nur für eine kleine Patientengruppe zugelassen. „Grundsätzlich wäre die Zulassung von cannabinoidhaltigen Arzneimitteln auch für andere Indikationen sinnvoll und wünschenswert“, sagte Montgomery. Er schlug dazu die Berufung einer Expertengruppe vor, die Empfehlungen zur zulassungsüberschreitenden Anwendung von Arzneimitteln auf Basis von Cannabis erstellt.
Der Präsident der Bundesärztekammer warnte hingegen vor ungeprüften Cannabiszubereitungen. Hier sei „größte Vorsicht“ geboten, weil der Wirkstoffgehalt variiere. Die Konstanz sei aber eine grundlegende Voraussetzung für eine gezielte und sichere Pharmakotherapie. Außerdem seien Art und Umfang von Kontaminationen, zum Beispiel durch Pilze, Schwermetalle oder Pestizide, nicht bekannt. „Eine Legalisierung des Besitzes und der Anbau für den medizinischen Eigenbedarf sind deshalb nicht zielführend“, sagte Montgomery.
(ots)