Besetzung:
Al Jarreau, vocals NDR Bigband: Jörg Achim Keller, conductor – Ernst Friedrich Felsch, Björn Berger, Christof Lauer, Frank Delle, Katharina Thomsen, saxes – Thorsten Benkenstein, Ingolf Burkhardt, Nicolas Boysen, Reiner Winterschladen, trumpets – Dan Gottshall, Klaus Heidenreich, Stefan Lottermann, Ingo Lahme, trombones – Joannes Vroomans, piano – Petrus Johannes Tiehus, guitar – Christian Diener, bass – Wolfgang Haffner, drums
Rezension:
Von Hamburg nach Hannover und Bremen – über Paris und Amsterdam bis nach Monte Carlo und in die Schweiz führte die gemeinsame Tour des legendären Jazzsängers Al Jarreau mit der NDR Bigband. Im Gepäck hatten der US-amerikanische Altmeister des Scat-Gesangs und das renommierte Solistenensemble aus Norddeutschland das „Duke Ellington Songbook“ – in einem brandneuen Arrangement von Jörg Achim Keller.
Al Jarreau ist siebenfacher Grammy Gewinner, spielte mit in der obersten Liga der Entertainer, auf Augenhöhe mit Grössen wie Frank Sinatra, Dean Martin, Harry Belafonte, Sammy Davis jr., Joey Bishop, Peter Lawford usw. An diesem Abend im Kongresshaus, am letzten Konzert einer Tournee, die ihn durch 18 Länder führte, war er nur noch noch ein Schatten seiner selbst, eine Legende, die sich selbst demontiert, oder vom Management demontiert wird. Von zwei Assistenten im Rollstuhl auf die Bühne geschoben, installierte sich der 76jährige auf einem Schemel.
Er musste in früheren Jahren schon Tourneen unterbrechen, Konzerte absagen aufgrund akuter gesundheitlicher Probleme (u. Lungenentzündung, Atemwegsprobleme, Herzbeschwerden), musste deswegen auch schon während einer Europatournee in Frankreich auf eine Intensivstation verlegt werden und konnte diese erst nach einer Woche wieder verlassen.
Der US-Amerikaner gilt als einer der größten Gesangsvirtuosen in der Geschichte des Jazz. Immer wieder machte er aber auch musikalische Ausflüge in Richtung Funk, Soul und Pop. Zu den bekanntesten Songs Al Jarreaus gehören Stücke wie „Mornin“, „Moonlighting“ oder „Boogie Down“. Zuletzt erschien in diesem Jahr das Album „My Old Friend“ Celebrating George Duke.
Mit George Duke verbindet ihn eine uralte Freundschaft traten sie doch schon in den 1960ern in San Francisco als Al Jarreau and the George Duke Trio auf. Seine allererste Band hiess aber „The Indigos“, wie Jarreau im Verlaufe des Konzertes erzählte. Trotz sichtlicher Erschöpfung, unterliess es Jarreau nicht, Anekdoten zum Besten zu geben, das Publikum auch auf diese Weise, eben ganz im Stil eines Entertainers, zu unterhalten. Er wirkte durchaus sehr lebendig, seine Extremitäten deuteten dies auch immer wieder an, wippte und schaukelte er doch auch im Sitzen, sein Stimmvolumen aber litt natürlich durch das Kauern auf dem Schemel, unmöglich, bei zusammengedrücktem Brustkorb auf seinem normalen Level zu singen. So erinnerte er einzig bei den Klassikern „Pennsylvania 65000“ (Glenn Miller Welthit) und bei „Take the A Train“ (einem von Billy Strayhorn 1939 komponierten und getexteten Jazzstandard, der vom Duke Ellington Orchestra ab 1941 als Erkennungsmelodie verwendet wurde) einigermassen an den Künstler, den man in guter Erinnerung hat. Es war denn vor allem der Verdienst der ausgezeichneten NDR Big Band mit den exzellenten Solistinnen, dass das Konzert trotzdem noch zu einem Erlebnis wurde. Dass seine Stimme einst besser gurgeln, knattern, stöhnen, gurgeln und schnalzen konnte, verzieh das Publikum, mehrheitlich eher gesetzteren Alters, etwas irritiert zwar, spendete aber doch langanhaltenden, wenn auch eher höflichen, denn begeisterten Applaus.
Kurzer Trailer von Al Jarreau mit dem Orchester
www.ndr.de/orchester_chor/bigband/Al-Jarreau-NDR-Bigband-It-is-so-beautiful,videoimport13298.html
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: allblues, Wikipedia
Ein Konzert von www.allblues.ch und www.migros-kulturprozent.ch/de/home
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