Als Auftakt zu Donizettis sogenannter Tudor-Trilogie hat am 22. Oktober Anna Bolena Premiere am Grand Théâtre de Genève. Die französische Regisseurin Mariame Clément präsentiert ihre Sicht auf die drei Donizetti-Opern rund um Königin Elisabeth I., und mit Maria Stuarda und Roberto Devereux wird dieser Zyklus von Belcanto-Opern während der nächsten Spielzeiten fortgesetzt.
Intendant Aviel Cahn stellt in dieser Saison sowohl inhaltlich als auch künstlerisch starke Frauen ins Zentrum, und Mariame Clément ist die erste von drei Regisseurinnen, die er in der Spielzeit 2021/22 ans Grand Théâtre de Genève holt.
Für die Geschichte von Anne Boleyn – eine der Ehefrauen von Heinrich VIII., die dieser wegen vermeintlichen Ehebruchs hinrichten ließ, und Mutter von Elisabeth I. – taucht Clément zusammen mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Julia Hansen, der Dramaturgin Clara Pons und dem Lichtdesigner Ulrik Gad quasi in eine Reihe von abstrakten Gemälden – farblich inspiriert von den berühmten Porträts aus der Zeit von Hans Holbein – ein und schafft damit einen vielschichtigen Raum, in dem sich die zwischenmenschlichen Beziehungen in ausgedehnten Duetten, Terzetten und Ensembles entfalten können. Zeitebenen verschwimmen, Perspektiven verändern sich, Vergangenheit und Gegenwart fließen ineinander, Phantasie und Realität vermischen sich. Clément und ihr Team lassen einen komplexen Kosmos der englischen Königin Elisabeth I. entstehen, der sich in den folgenden beiden Opern in immer neuen Variationen fortsetzen wird.
Donizettis Oper verspricht ein Fest der großen Stimmen. Mit Elsa Dreisig und Stéphanie d’Oustrac als Anna Bolena und deren Vertraute und gleichzeitig Rivalin Giovanna Seymour (beide werden auch die Hauptrollen in Maria Stuarda und Roberto Devereux übernehmen) steht ein fulminantes Damen Duo an der Spitze eines hochkarätigen Ensembles. Beide Sängerinnen geben ihre Rollendebüts, wobei d’Oustrac sich erstmals eine Partie des Belcanto erarbeitet. Der wie Donizetti aus Bergamo stammende Bassbariton Alex Esposito singt Anna Bolenas tyrannischen Ehemann Enrico VIII, der uruguayische Tenor Edgardo Rocha ihren einstigen Geliebten Riccardo Percy. Des Weiteren sind Lena Belkina als Smeton, Michael Mofidian als Lord Rochefort und Julien Henric als Sir Harvey zu erleben.
Mit Stefano Montanari steht ein Dirigent am Pult des Orchestre de la Suisse Romande, der sich in den letzten Jahren einen Namen vor allem im Bereich der Barockmusik aber auch immer mehr im Belcanto gemacht hat und der eine lebhaft inspirierte Lesart von Donizettis monumentaler romantischen Oper verspricht.
Noch vor dieser Premiere steht bei einem Gastspiel von Iván Fischer mit seinem Budapest Festival Orchestra am 30. September und 1. Oktober ein weiteres großes Frauenschicksal auf dem Genfer Spielplan. In L’incoronazione di Poppea schildert Claudio Monteverdi den Aufstieg der römischen Kurtisane Poppea zur Kaiserin an der Seite Neros. Für Fischer, der diese Produktion sowohl als Dirigent, als auch als Regisseur leitet (Co-Regie: Marco Gandini, Bühne: Andrea Tocchio, Kostüme: Anna Biagiotti, Licht: Tamás Bányai), ist dies vor allem eine Geschichte über Klassenkonflikte, in der er sogar Aspekte der Black-Lives-Matter-Debatte anklingen lässt. Die Premiere in Budapest Anfang September wurde szenisch und musikalisch von Presse und Publikum einhellig bejubelt. In den Hauptrollen singen Jeanine De Bique (Poppea), Valer Sabadus (Nerone), Reginald Mobley (Ottone), Núria Rial (Drusilla), Luciana Mancini (Ottavia/Virtù), Stuart Patterson (Arnalta/Nutrice) und Gianluca Buratto (Seneca).
Neuproduktion Anna Bolena
Premiere: 22. Oktober 2021, 19.30 Uhr
Weitere Aufführungen: 26. und 29. Oktober 2021, 1., 4. und 11. November 2021
7. November, 15.00 Uhr
Link: https://www.gtg.ch/saison-21-
Gastspiel L’incoronazione di Poppea mit Iván Fischer & Budapest Festival Orchestra
Aufführungen: 30. September 2021 und 1. Oktober 2021, 19.30 Uhr
Link: https://www.gtg.ch/saison-21-