Tanzpremiere Seeing Within Sight Javier Rodríguez Cobos, Inbal Pinto Premiere:Sonntag, 9. Februar 202519.00 Uhr, Bühne

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Seeing Within Sight

Spielerisch, visuell vielseitig, gleichzeitig poetisch und melancholisch: Die beiden Choreograf*innen Javier Rodríguez Cobos (Spanien) und Inbal Pinto (Israel) kreieren mit dem Ensemble von TanzLuzern zwei Werke, die einen Fokus auf das Sehen werfen: das, was wir glauben zu erblicken, und das, was sich dahinter verbirgt. Sie lassen uns darüber nachdenken, wie wir als Individuen in der Gesellschaft agieren, wie wir wahrgenommen werden und uns im Kontext anderer fühlen. Dies geschieht gleichwohl mit einer Prise feinen Humors, mal im Zirkusambiente, mal durch die Begegnung mit einem riesigen Panda.

Kuriose Charaktere, fesselnde Videoaufnahmen, raffinierte Tanzsequenzen und faszinierende Kostümkreationen: TanzLuzerns neuer Doppelabend mit Kreationen des spanischen Choreografen Javier Rodríguez Cobos und der israelischen Choreografin Inbal Pinto verbindet eine ganze Reihe an visuellen Elementen zu einem vielschichtigen Ganzen. Nach der letzten Erfolgsproduktion «Beyond», für die am 23.2. eine Zusatzvorstellung stattfindet, zeigt das Luzerner Tanzensemble eine andere Seite seines Könnens. Auch in «Seeing Within Sight» ist natürlich hochvirtuoser Tanz zu erleben, er kommt jedoch diesmal poetischer, spielerischer daher. Die Choreograf*innen beider Werke blicken fast liebevoll auf ihre Figuren, begleiten sie mitfühlend bei ihren Versuchen, in der Welt zu bestehen. Das passiert mit feinem Humor, aber auch mit einem Hauch von Melancholie. Mit viel Wärme lassen sie Welten entstehen, die von den Mühen des Bestehens in unserer anstrengenden Welt erzählen. Die Werke verbindet, dass sich beim Betrachten ganz nebenbei nachdenken lässt über die Komplexität des Sehens: Was von der jeweils choreografierenden Person beabsichtigt ist, was gefiltert durch die Tanzenden und das szenische Geschehen auf der Bühne übermittelt wird und wie schliesslich wir als Publikum mit unseren unterschiedlichen Sehgewohnheiten rezipieren und darauf reagieren. Ein Tanzprogramm, das tiefgründiger daherkommt, als es auf Anhiebe den Anschein hat.

Javier Rodríguez Cobos beschäftigt sich in seinem Stück mit einem dramatischen Aspekt des alltäglichen Lebens: das Gefühl, jeden Tag perfekt funktionieren zu müssen, auch wenn es der eigenen Stimmung zuweilen gänzlich widerspricht. Dabei bezieht er sich spezifisch auf den Berufsalltag der Tänzer*innen auf der Bühne, die Verletzlichkeit, die mit dem Rampenlicht einhergeht, und die Gefahr des Ausbrennens. Auch mithilfe von Videosequenzen wird der Gegensatz zwischen der Innenwelt und der Performance für das Publikum vielschichtig sichtbar gemacht; das Thema des Versteckens ist allgegenwärtig und personifiziert in Gestalt eines überdimensionierten Pandas. Er wirkt stark gegen Aussen, doch wie fühlt sich eigentlich das Wesen, das sich darin verbirgt?

Inbal Pinto hat das Luzerner Publikum bereits in der Spielzeit 21/22 mit einem Werk im dreiteiligen Abend «From Human to Kind» verzaubert. Es wird ihr erneut gelingen, soviel ist sicher. Man soll sich nicht vertun, es handelt sich bei dieser Künstlerin sehr wohl um jemand, die sich in ihren Werken inhaltlich sehr intensiv mit brennenden Fragen unserer Zeit beschäftigt. Durch die Art und Weise, wie sie das tut, macht sie es dem zuschauenden Publikum jedoch leicht, sie bei ihren Exkursen zu begleiten. Meist verhandelt sie Themen an einem Ort, der Sicherheit bietet. Mal findet sie den in scheinbar vergangenen Zeiten, mal an einen Ort, der die Anmutung eines Traums hat. So auch in diesem Fall, wenn wir uns nun in der magischen Zirkuswelt wiederfinden. Es ist ein Ambiente, das für Pinto einerseits eines des Glamours ist, das sie andererseits aber auch mit der Gebrochenheit derer assoziiert, die mit den Ansprüchen und Belastungen der Arbeit zu kämpfen haben. Elemente eines ihrer früheren Werke nutzend, thematisiert die Choreografin den Kontrast von Perfektion und Unvollkommenheit, von Möglichkeiten und Grenzen. Sie tut das mit dem für sie typischem Hang zum Skurrilen und Komischen; gleichzeitig spürt man in jedem Moment aber auch die grosse Liebe, die sie den Menschen entgegenbringt bei ihren – oftmals vergeblichen – Versuchen und Bemühungen, im Alltag das Leben zu meistern. Nicht nur verbringen wir beim Betrachten ihres Stücks eine vergnügliche halbe Stunde, gleichzeitig werden wir wie nebenbei dazu gebracht, hinter die Dinge zu schauen und uns über den Sinn und Unsinn unseres Tuns nachzudenken und darüber, wie selbstbestimmt wir als Individuen eigentlich handeln können und sollten.

 

Weitere Spieldaten

Do, 13.2. (19.30 Uhr) / Sa, 15.2. (19.30 Uhr) / Fr, 21.2. (19.30 Uhr) / Sa, 15.2. (19.30 Uhr) /
Sa, 22.3. (19.30 Uhr) / So, 13.4. (19.00 Uhr) / So, 18.5. (15.00 Uhr) / Di, 20.5. (19.30 Uhr) /
Do, 12.6. (19.30 Uhr) / So, 15.6. (13.30 Uhr)

Produktionsteam
Javier Rodríguez Cobos
Choreografie: Javier Rodríguez Cobos, Bühne und Kostüme: Sascha Thomsen, Musik: Alejandro da Rocha, Licht: Petri Tuhkanen, Video: Guillaume Musset, Rebecca Stofer, Dramaturgie: Wanda Puvogel

Inbal Pinto

Choreografie, Bühne und Kostüme: Inbal Pinto, Licht: Petri Tuhkanen, Dramaturgie: Wanda Puvogel

 

Besetzung
TanzLuzern: Manon Adrianow, Ching Heng Huang, Hanna Lyn Hughes, Phoebe Jewitt, Kany Michel Obenga, Mathew Prichard, Zhiyelun Qi, Tanaka Roki, Grazia Scarpato, Pei-Chen Tsai, Mia Bardot (Hospitantin), Matteo de Cristofaro (Hospitant), Miguel Teixeira (Hospitant), Angela Demattè (Gast)

 

Altersempfehlung: ab 8 Jahren

 

Weitere Informationen zu «Seeing Within Sight» finden Sie unter luzernertheater.ch/seeingwithinsight.

 

Ausblick: Swan – a Different Story (Wiederaufnahme)

Diese Produktion machte Furore weit über Luzern hinaus. Aufsehen erregte sie nicht nur dank der grossen Qualität auf allen Ebenen, sondern auch, weil sie ein besonderer Kniff auszeichnet: Aus dem Orchestergraben steigen zwar die Klänge der traumhaften «Schwanensee»-Komposition von Tschaikowski empor, doch Star-Choreografin Yabin Wang kombiniert zu der Musik eine völlig andere Geschichte der europäischen Literatur: Mary Shelleys Erzählung «Frankenstein».

Die Choreografin verbindet westliche Erzählformen mit östlicher Tanztradition, um das tragische Schicksal der von Doktor Frankenstein geschaffenen Kreatur auf die Bühne zu bringen. Beim Zuschauen erlebt man die Welt ganz aus der Perspektive des künstlich erzeugten Wesens und leidet mit ihm angesichts der Ablehnung durch die Gesellschaft. Für alle, die diesen «Swan» verpasst haben, aber vor allem auch für die vielen, die ihn so gerne noch einmal sehen möchten, ist diese Wiederaufnahme gedacht.

Ab Sonntag, 30. März, 19.00 Uhr

Tickets über die Theaterkasse oder unter luzernertheater.ch/swan.