Schmelzende Eisfelder der Hochalpen geben jedes Jahr archäologische Funde frei. Im Eis können Objekte Jahrtausende überdauern und von grosser geschichtlicher Bedeutung sein. Die neue App IceWatcher ermöglicht eine einfache und schnelle Meldung hochalpiner Funde an die kantonale Fachstelle Archäologie in der Justizdirektion.
Entdeckung steinzeitlicher Funde aus Uri
Vor über 10 Jahren gab der Brunnifirn am Oberalpstock Werkzeuge aus Bergkristall frei. Die ersten entdeckten Funde des mittelsteinzeitlichen Jagdplatzes gelangten über Umwege zur Fachstelle Archäologie Uri. Neu können solche Funde direkt via die App IceWatcher der kantonalen Fachstelle Archäologie gemeldet werden.
Die App IceWatcher ist kostenlos für Smartphones (iOS, Android) downloadbar. Die Anwendung ist einfach und die Übermittlung der Fundmeldung erfolgt in wenigen Schritten. Zuerst werden App-Nutzende aufgefordert, das Material des Fundes wie z.B. Holz oder Textilien anzugeben. Danach folgen eine Fotoaufnahme des Objekts und eine der Umgebung. Der Fundort ist mittels Steine oder ähnlichen Hilfsmitteln zu markieren. Die App ermittelt automatisch die Koordinaten des Platzes. Diese Daten werden direkt der zuständigen kantonalen Fachstelle gesendet.
Die IceWatcher App hat die Kantonsarchäologie Wallis entwickelt. Sie ist in den Kantonen Wallis, Bern, Graubünden, Waadt und Uri sowie in den Alpengebieten von Frankreich, Italien und Österreich nutzbar.
Schmelzendes Eis bringt archäologische Funde zum Vorschein
Funde wie diejenigen vom Brunnifirn sind kein Einzelfall: Schmelzende Gletscher und Schneefelder geben in den Alpen jeden Sommer archäologische Objekte frei. Vielfach sind es verlorene Ausrüstungsgenstände von Bergsteigenden aus jüngster Zeit. Wie aber die 8’000 Jahre alten Funde vom Brunnifirn oder die weltbekannte Gletscherleiche Ötzi zeigen, können auch einmalige, historisch bedeutende Objekte ans Tageslicht gelangen. Das Alter von Funden ist oftmals nicht ohne wissenschaftliche Analysen bestimmbar. Objekte aus Holz, Leder oder Stoff lösen sich unter normalen Bedingungen, wie wir es vom Kompost kennen, auf. Im Eis dagegen können Gegenstände Jahrtausende erhalten bleiben. Funde sollten daher rasch via die App IceWatcher gemeldet werden. Ebenso ist darauf zu achten, die Gegenstände nicht zu berühren und vor Ort zu lassen. Dieses Vorgehen dient der späteren Bergung durch archäologische Fachpersonen.
Berggänger auf dem Brunnifirn
(Foto, Valentin Luthiger & Institut Kulturen der Alpen)[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]