Seit über einem Jahr beschäftigt der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) in der Gemeinde Zell die Bevölkerung, das Forstpersonal und die Behörden. Gemäss der Pflanzengesundheitsverordnung des Bundes gilt der Käfer als melde- und bekämpfungspflichtig. Das ALB-Einsatzteam unter der Führung der Dienststelle Landwirtschaft und Wald war das ganze Jahr in der Gemeinde Zell unterwegs. Weitere ALB wurden gefunden und die betroffenen Bäume sofort gefällt. Die Zahl der befallenen Bäume erhöhte sich in diesem Jahr von 74 auf 86.
Spürhundeteams, Baumpflegespezialistinnen und -spezialisten, sowie Forstpersonal sind in der Gemeinde Zell ganzjährig unterwegs: Sie kontrollieren Laubbäume. Ahorn und Weiden stehen auf dem Speiseplan des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) weit oben. Seit seiner Erstentdeckung im August 2022 fordert der gefährliche Schadorganismus die Bevölkerung, das Forstpersonal und die Behörden stark. Das Gebiet in Zell und Umgebung ist in verschiedene Zonen eingeteilt. Die Zonierung hat sich während der Flugzeit des ALB – von ungefähr April bis November – mehrmals vergrössert, da die Monitoring-Teams weitere Käfer in verschiedenen Lebensstadien entdeckt haben. Bei einem Befall müssen diese Bäume und Sträucher sofort gefällt, gehackt und energetisch verwertet werden.
Die Kernzone hat sich durch die Neufunde in diesem Jahr flächenmässig beinahe verdoppelt. In dieser Zone – Radius von 100 Metern um den befallenen Baum – müssen alle sogenannten spezifizierten Pflanzen präventiv gefällt werden. Das sind unter anderen Ahorn, Weide, Esche, Birke und Rosskastanie. Mit diesem Vorgehen wird dem Asiatischen Laubholzbockkäfer konsequent die Lebensgrundlage genommen. Bis heute mussten insgesamt ungefähr 1800 Bäume und Sträucher auf dem Zeller Gemeindegebiet gefällt werden. Die meisten standen in privaten Gärten: Deshalb waren rund drei Viertel des gefällten Laubgehölzes kleiner als acht Meter – 40 Prozent sogar kleiner als drei Meter. Insgesamt wurde bei 86 Bäumen ein Befall durch den ALB nachgewiesen (Stand 2022: 74). Die Massnahmen zeigen ihre Wirkung: Der Befallsdruck ist rückläufig. Für eine Entwarnung ist es aber noch zu früh.
Vorgehen im Schutzwald
Auch im Schutzwald oberhalb der Luthern wurden ALB-Befälle bestätigt. Schutzwald-Experten analysieren die Situation ständig mit dem Ziel, die Schutzfunktion des Waldes gegen Rutschung und Murgang möglichst zu erhalten und grosse Öffnungen im Baumbestand zu vermeiden. Während der vergangenen Monate kontrollierten Baumpflegespezialisten den Schutzwald intensiv. Um das Monitoring zu vereinfachen, wurden im Schutzwald Haselsträucher und Weiden bodennah abgeschnitten, einzelne Wirtsbäume (Bergahorne) gezielt gefällt und bei einzelnen Bäumen ein Kronenschnitt vorgenommen.
Das Monitoring geht weiter
Für die Wintermonate 2024 plant das Einsatzteam ALB wiederum Fällungen von spezifizierten Pflanzen, welche neu zur Kernzone gehören. Dass diese Präventivfällungen zielführend sind, hat sich im Januar 2023 bewiesen. Bei den präventiv gefällten Bäumen sind wiederum 2 Befälle bestätigt worden. Weiterhin wird das Gebiet regelmässig auf neue Befälle durch den ALB kontrolliert und die Bäume digital erfasst, um das Monitoring zu vereinfachen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den Schutzwald gerichtet.
Erstbefall ist mindestens sieben Jahre her
Gemäss Pflanzengesundheitsverordnung des Bundes gilt der Käfer als melde- und bekämpfungspflichtig. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) koordiniert zusammen mit dem Kanton Luzern die Bekämpfungsmassnahmen. Zuständig für die Umsetzung der Massnahmen ist der Kanton Luzern. Die Kosten, welche für die Bekämpfung anfallen, werden zwischen Kanton und Bund aufgeteilt – 40 Prozent übernimmt der Bund und 60 Prozent der Kanton. Für das Jahr 2023 schätzt die Dienststelle Landwirtschaft und Wald die Gesamtkosten auf rund 1 Million Franken. Nach Erkenntnissen der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) liegt der Erstbefall in Zell mindestens sieben Jahre zurück.
Die Bevölkerung der Gemeinde Zell sowie die umliegenden Gemeinden und der angrenzende Kanton Bern werden regelmässig über die Situation orientiert. Mit den Fachpersonen seitens BAFU sowie WSL findet ein stetiger Austausch statt.
Anhang
Weitere Informationen, unter anderem auch die Liste der spezifizierten Pflanzen und den Zonenplan, gibt es hier: Fund des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) in Zell – Kanton Luzern
Bild 1: Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) wurde im August 2022 in Zell entdeckt.
Bild 2: Auch diesen Sommer wurden Larven vom ALB gefunden.
Bild 3: Die Ausfluglöcher des ALB sind kreisrund und haben einen Durchmesser von zirka einem Zentimeter. [content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]