Wer gebietsfremde Tiere und Pflanzen in die Natur aussetzt, kann damit grossen Schaden an der Biodiversität und an Infrastrukturen anrichten und macht sich sogar strafbar. Im vergangenen Jahr wurde der Forellenbarsch, eine gebietsfremde Art mit Potenzial zur invasiven Vermehrung, im Baldeggersee nachgewiesen. Eine aktuelle Untersuchung zeigt nun, dass er sich glücklicherweise noch nicht vermehrt hat.
Durch die Globalisierung rückt die Welt näher zusammen: Handel, Mobilität, Tourismus nehmen zu. Dass auch Tiere und Pflanzen in Regionen angetroffen werden, in denen sie ursprünglich nicht heimisch waren und die sie ohne menschliches Zutun nie erreicht hätten, ist keine Seltenheit mehr. Während sich viele dieser gebietsfremden Arten unauffällig in neue Ökosysteme eingliedern, entwickeln sich einige von ihnen zu invasiven Arten, die erhebliche Probleme verursachen können. Sie verdrängen einheimische Arten, stören ökologische Gleichgewichte, richten wirtschaftliche Schäden an oder gefährden die menschliche Gesundheit. Besonders schädigend war beispielsweise die Einschleppung der invasiven Quagga-Muschel, welche betroffene Seen ökologisch degradiert.
2024 zum ersten Mal gefangen
Eine andere invasive, gebietsfremde Art ist der Forellenbarsch (siehe Box). Diesen haben Angelfischer 2024 im Baldeggersee zum ersten Mal gefangen. Da die gefangenen Forellenbarsche alle eine ähnliche Grösse aufwiesen, wird davon ausgegangen, dass diese widerrechtlich zum gleichen Zeitpunkt ausgesetzt worden sind. Im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat Jan Schellenberg dieses Jahr die Situation des Forellenbarschs im Baldeggersee analysiert. Erfreulicherweise konnten trotz umfangreicher Untersuchungen während der Studiendauer keine weiteren Forellenbarsche im Baldeggersee nachgewiesen werden. Daher kann von einer kleinen, sich bisher noch nicht reproduzierenden Population ausgegangen werden. Mit welchen Mitteln und Massnahmen der Student den Baldeggersee nach Forellenbarschen abgesucht hat, ist in seiner Bachelorarbeit ausführlich beschrieben.
Invasive Arten gelangen über unterschiedliche Wege in unsere Gewässer, oft sind menschliche Aktivitäten dafür verantwortlich. Beim Forellenbarsch oder Wels beispielsweise stehen Angelfischende für willentliche Aussetzungen im Verdacht, da diese Fischarten als attraktive Angelbeute gelten. Werden nichteinheimische Fische in öffentlichen Gewässern ausgesetzt, hat dies strafrechtliche Folgen: So wurden 2024 im Kanton Luzern zwei Strafverfahren eingeleitet. Auch Aquarien- und Terrarientiere sowie exotische Wasserpflanzen gehören nicht in unsere Gewässer. Ihre Entsorgung in der freien Natur ist ebenfalls verboten. Deshalb sollte man bereits bei der Anschaffung von Tieren und Pflanzen abklären, ob die nötige Zeit für Pflege und Unterhalt langfristig vorhanden ist und längere Abwesenheiten, etwa in den Sommerferien, abgedeckt werden können. Wer seine Haustiere nicht mehr behalten kann, sollte ein anderes geeignetes und sicheres Zuhause suchen oder sich an eine Auffangstation wenden. Entsprechende Empfehlungen gibt es auf der Webseite der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa).
Der Forellenbarsch (Micropterus salmonides) gehört zur aus Nordamerika stammenden Familie der Sonnenbarsche. Er ist ein Raubfisch und kann mit 40-70 cm beachtlich gross werden. Wie bei unserem einheimischen Flussbarsch (Egli) hat der Forellenbarsch eine zweigeteilte Rückenflosse, wobei der vordere Teil nadelspitzartige Stachelstrahlen aufweist.
Forellenbarsche haben das Potenzial, sich invasiv zu vermehren und können negative Auswirkungen auf ein Gewässerökosystem und die heimische Artenvielfalt haben. Als Raubfisch hat er ein sehr breites Nahrungsspektrum und kann viele unterschiedliche Arten beeinflussen und dezimieren. Er steht deshalb auch in einer direkten Konkurrenz zu heimischen Raubfischen.
Anhang
- Bachelorarbeit von Jan Schellenberg – Neozoenbekämpfung im Baldeggersee
- Bild: Jan Schellenberg sucht Uferbereiche mit Hilfe einer Polarisationsbrille nach Forellenbarschen oder deren Nester ab.
- Bild: Künstliche Laichbette für den Forellenbarsch.
- Bild: Forellenbarsch (iStock)