Besetzung und Programm:
Luzerner Sinfonieorchester
Hannu Lintu, Leitung
Stojan Krkuleski, Klarinette, Christoffer Sundqvist, Klarinette
John Adams (*1947)
«Short Ride in a Fast Machine»
–
Siegfried Matthus (*1934)
Konzert für zwei Klarinetten und Orchester (Uraufführung)
–
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67
Rezension:
Eigentlich deutete von der Programmation her alles darauf hin, dass Beethovens Fünfte der Höhepunkt des Konzertes sein würde. Das war sie dann auch, allerdings nicht uneingeschränkt, da die Uraufführung des Doppelkonzertes für zwei Klarinetten von Siegfried Matthus (*1934) im ersten Konzertteil, beim Publikum im ausverkauften Konzertsaal ebenso grosse Begeisterung hervorrief, auch, weil mit Stojan Krkuleski einer der beiden Solisten Mitglied des LSO ist. Gestartet wurde furios mit dem fünfminütigen John Adams Knüller über die musikalisch dargestellte, rasante Fahrt mit einem PS potenten Sportwagen (Short ride in a fast machine). Da war vom Orchester volle Präsenz ab der ersten Sekunde gefragt. Geleitet vom schlaksigen finnischen Gastdirigenten Hannu Lintu meisterten die Musiker diese kurze, aber explosive Spritzfahrt und erhielten dafür den entsprechenden Applaus. Darauf positionierten sich die zwei Solo Klarinettisten vor dem Orchester für das nun folgende Konzert für zwei Klarinetten und Orchester. Bald wurde hörbar, wie schalkhaft süffisant der Komponist die Soli in der Partitur gelistet hat. Es entwickelten sich spannende Monologe, dazu die erfolglosen Versuche in unisonen Dialog zu treten. Setzte Krkuleski seinen End Ton, folgte Sundqvist mit einem konstant höheren, was seinen Mitstreiter sichtlich enervierte. Dies wiederum ärgerte Sundqvist, der sich selbst im Recht wähnte. So nahm die Tragikomödie ihren Lauf, bis beide Solisten perplex verstimmt die Bühne verliessen. (Dies immerhin fast synchron). Das Orchester spielte die Partitur ungerührt weiter, worauf sich die beiden Solo Klarinetten wieder dazu gesellten, schlussendlich zusammenrauften und doch noch zu einer finalen Harmonie gelangten.
Sie bewiesen bei diesem musikalischen „Pas de deux“, dass sie nicht nur aussergewöhnlich gute Musiker sind, sondern dazu über sehr grosse komödiantische Fähigkeiten verfügen. Obwohl dieses Szenario vom Komponisten höchstpersönlich im Programm so beschrieben war, überraschte die Umsetzung desselben in seiner Konsequenz doch, sichtlich genossen vom köstlich amüsierten Publikum. Dabei war das Ganze in keinster Weise klamaukhaft, sondern eine augenzwinkernde, feinfühlige Parodie auf Personen, die, aller Bemühungen zum Trotz, nicht auf die gleiche Wellenlänge kommen, sich nicht zur gleichen Zeit mit dem wortwörtlich gleichen Ton äussern können. Versöhnlich, dass zum Schluss doch noch alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Das Auditorium war hell begeistert und überwältigt, weil, nebst Witz und Ironie, auch die musikalische Qualität auf höchstem Level war. So begab man sich gutgelaunt in die Pause.
Der zweite Konzertteil Beethovens 5. Sinfonie
Hannu Littu führte gradlinig und klar durch die Partitur, zügig, nicht zu pompös, gar brachial. Diese Interpretation erlaubte, besonders den Bläsern, feine Ziselierungen, zurückhaltend diskret und trotzdem deutlich. Wo Beethoven häufig etwas bärbeissig daherkommt, liess der finnische Dirigent auch mal eine Spur Zärtlichkeit, gar Erotik durchschimmern, manchmal auf dem Pult wie ein nordischer Torero agierend, seinen ganzen Körper einsetzend, dann wippend und mit grosser Gestik, mal mit blossen Fingerbewegungen die Töne rauskitzelnd. Ein Hör – und Sehgenuss par excellence, getragen durch ein gewohnt souveränes, auf höchstem Niveau agierenden LSO. Das sichtlich zufriedene Publikum honorierte diese Darbietung mit kräftigem, langanhaltendem Applaus, zu einer stehenden Ovation reichte es erstaunlicherweise nicht ganz.
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: sinfonieorchester.ch/home
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