Die Luzerner Lehrpersonen finden die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie die Flexibilität in der Arbeitsgestaltung attraktiv. Auch die Arbeit im Team schätzen sie. Hingegen stellen verhaltensauffällige Kinder eine grosse Belastung dar. Weiter kritisieren die Lehrpersonen die fehlende gesellschaftliche Wertschätzung, den Lohn, die Lohnentwicklung und beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten. Diese Resultate ergab eine Befragung der Dienststelle Volksschulbildung bei rund 3’000 Lehrpersonen und weiteren Personen im Schuldienst.
Mehr als 3’000 Lehrpersonen, Schulleitungen und ehemals im Kanton Luzern angestellte Lehrpersonen der Volksschule haben an einer Befragung zur Situation der Luzerner Lehrpersonen teilgenommen. Die Ergebnisse liegen nun vor. Darauf basierend erarbeitet die Dienststelle Volksschulbildung mit einer breit abgestützten Arbeitsgruppe Massnahmen, um den Beruf der Lehrpersonen im Kanton Luzern attraktiver zu machen. Regierungsrat Marcel Schwerzmann nannte einleitend an der Medienkonferenz zur Untersuchung die steigenden Schülerzahlen, die hohe Anzahl Pensionierungen bei den Lehrpersonen sowie den grossen Anteil von Teilzeitpensen als grösste Treiber für den Fachkräftemangel im Lehrberuf. «Es ist wichtig und richtig, dass wir das Thema fundiert angehen. Die Resultate der Befragung, die wir heute vorstellen, sowie erste abgeleitete Massnahmen sind ein erster Schritt. Ich erachte den Lehrberuf bereits heute als attraktiv, vielfältig und abwechslungsreich. Dennoch zeigt sich aufgrund der Umfrage Bedarf, den Beruf noch attraktiver zu machen».
Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen macht den Lehrberuf attraktiv
Die Befragung zeigt, dass den Lehrpersonen in ihrem Beruf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wichtig ist und ihnen gefällt. Martina Krieg, Leiterin Dienststelle Volksschulbildung stellte die Einflussfaktoren vor, die gemäss den Rückmeldungen den Lehrberuf attraktiv oder aber anspruchsvoll machen. «Sie schätzen die Autonomie in ihrer Arbeitsgestaltung sowie die Zusammenarbeit im Team. Weiter finden sie am Lehrberuf die Flexibilität bezüglich Arbeitspensum und Einteilung der Arbeitszeiten sowie die Jobsicherheit attraktiv», so Martina Krieg. Hingegen bemängeln viele die gesellschaftliche Wertschätzung des Lehrberufs und fehlende berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Kritik äussern sie auch in Bezug auf den Lohn im mittleren Alterssegment und die Lohnperspektive im Besonderen.
Verhaltensauffällige Kinder belasten Lehrpersonen
Der Umgang mit verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern stellt für Lehrpersonen die grösste Belastung dar. Lehrpersonen, die ihre Ausbildung an einer Pädagogischen Hochschule abschlossen, wünschen sich rückblickend, sobald sie im Beruf tätig sind, eine bessere Vorbereitung auf den Umgang mit herausforderndem Verhalten von Schülerinnen und Schülern und die Zusammenarbeit mit Erziehungsberechtigten. Rund zwei Drittel der jungen Lehrpersonen schätzen die Berufseinführung durch erfahrene Lehrpersonen oder Schulleitende, ein Drittel wünscht sich mehr Begleitung und Unterstützung. Diese Aussage stützt auch Peter Bigler, Verbandspräsident der Luzerner Schulleitungen: «Die Schulen verfügen in der Regel über funktionierende Strukturen zur Zusammenarbeit. Dennoch gibt es Optimierungspotenzial in diesem Bereich zwischen Lehrpersonen und den Teams vor Ort». Die Schulleitungen sind hier mit ihrer Führungsaufgabe gefordert, so Bigler weiter.
Auch Kathrin Krammer, Rektorin der PH Luzern, greift dieses Thema auf: «Lehrpersonen verlassen die PH gut ausgebildet für den Berufseinstieg. Aber der Lehrberuf ist fordernd und Lehrpersonen benötigen eine sehr gute Begleitung im Berufseinstieg, durch die Weiterbildung der PH, durch Beratung und im Schulhausteam», so Krammer. Die Aus- und Weiterbildungsangebote der PH werden in Bezug auf die häufig genannten Herausforderungen wie den Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten überprüft und weiterentwickelt – zum Beispiel wird die Weiterbildung neu einen CAS zu diesem Thema anbieten, ergänzt die PH-Rektorin.
Zwei Dritteln gelingt es, den Berufsauftrag in der Arbeitszeit zu erfüllen
62 Prozent der Lehrpersonen können ihre Aufgaben gut auf die Schulwochen und die Zeit ausserhalb der Schulwochen verteilen. Hingegen gelingt es lediglich rund einem Drittel der Lehrpersonen, innerhalb der Arbeitszeit den Berufsauftrag gemäss den eigenen Ansprüchen zu erfüllen. Das Gefühl, für alle Aufgaben als Lehrperson zu wenig Zeit zu haben, stellt nach dem Umgang mit verhaltensauffälligen Lernenden den grössten Belastungsfaktor dar. Nicht unbedingt als Belastung, aber mitunter als sehr anspruchsvoll wird der Umgang mit den Erziehungsberechtigten erlebt.
Das Team entlastet Lehrpersonen
Wenn sich Lehrpersonen stark belastet fühlen, können sich rund 75 Prozent auf ihr Team oder ihre professionelle Lerngemeinschaft (z. B. Stufenteam) verlassen. Fast alle Lehrpersonen bestätigen, dass die Zusammenarbeit an der Schule etabliert ist, was 76 Prozent der Lehrpersonen hilft, die anfallenden Aufgaben im Team gut zu bewältigen. Die Zusammenarbeit kann aber auch belasten. So bestätigen 52 Prozent der Klassenlehrpersonen, dass die Zahl der an der Klasse unterrichtenden Klassen-, Fach- und Förderlehrpersonen so gross ist, dass sie für ihre Koordinationsfunktion eine grosse zeitliche Belastung darstellt. Dies gilt insbesondere an Sekundarschulen.
Der Lohn und die Lohnentwicklung werden kritisiert
Mit dem aktuellen Lohn sind 44 Prozent der Lehrpersonen zufrieden, mit der zu erwartenden Lohnentwicklung lediglich rund 20 Prozent. Die Zufriedenheit variiert stark mit dem Alter der Lehrpersonen. Am negativsten beurteilen Lehrpersonen mit Jahrgängen zwischen 1980 bis 1994 ihren Lohn und die zu erwartende Lohnentwicklung. Jüngere und ältere Lehrpersonen beurteilen sie positiver. Der Lohn wird vor allem im Vergleich zu anderen Kantonen oder Berufen mit ähnlichem Ausbildungsniveau als unangemessen erachtet. Um Zeit für Privates zu haben, arbeiten dennoch viele Lehrpersonen in einem Pensum von 80 Prozent oder weniger. Im Gegensatz zum Lohn und zur Lohnentwicklung werden die Sozialleistungen gelobt.
Breit abgestützte Arbeitsgruppe
Wie geht es nun weiter? Aufgrund der Ergebnisse aus der Befragung hat die Dienststelle Volksschulbildung für die Erarbeitung von Massnahmen eine breit abgestützte Arbeitsgruppe eingesetzt. Darin arbeiten Vertretungen der Dienststelle Volksschulbildung (DVS), der Pädagogischen Hochschule Luzern, des Schulleiterinnen- und Schulleiterverbands (VSLLU), des Lehrerinnen- und Lehrerverbands (LLV), der Verbände der Bildungskommissionen (VBLU) und der Luzerner Gemeinden (VLG) sowie regionale Vertretungen der Schulleitungen mit. Folgenden Fragen wird dort unter anderem nachgegangen:
- Wie können Lehrpersonen für den Umgang mit auffälligem Verhalten und Elternarbeit bestmöglich vorbereitet und unterstützt werden?
- Wie kann Lehrpersonen aufgezeigt werden, wie der Berufsauftrag optimal auf Schul- und Schulferienwochen verteilt werden kann?
- Wie erfolgt die Arbeit eines multiprofessionellen Teams, das als Entlastung empfunden wird?
- Wie können Lehrpersonen berufsbiografisch reizvolle Karrieren verfolgen und von einer dynamischeren Lohnentwicklung profitieren?
Bereits gibt es erste konkrete Massnahmen seitens DVS und der PH Luzern, wie beispielsweise ein neues Stellenportal oder Angebote für die Berufseinführung oder für Lehrpersonen, die nach einer Berufspause wieder in den Lehrberuf einsteigen möchten. Kurzfristige Massnahmen werden auf das Schuljahr 2023/24 umgesetzt, mittel- bis langfristige Massnahmen per 2024. In den kommenden Wochen werden zudem verschiedene Werbe- und Imagemassnahmen lanciert.
Information zur Befragung
Die Dienststelle Volksschulbildung wollte mittels Befragung erforschen, inwiefern verschiedene Faktoren den Mangel an qualifizierten Lehrpersonen im Kanton Luzern beeinflussen und welche Chancen und Handlungspotenziale bestehen, dem Lehrpersonenmangel entgegenzuwirken. Dazu wurde eine externe Firma beauftragt, die im Oktober und November 2022 alle Klassen-, Fach- und Förderlehrpersonen, die Schulleitungen sowie Lehrpersonen, die ihre Anstellung per Ende Schuljahr 2021/22 beendet haben, online befragt hat. Teilgenommen haben mehr als 3’000 Personen. Zudem wurden in einem Workshop mit Vertretungen des Schulleiterinnen- und Schulleiterverbands, des Lehrerinnen- und Lehrerverbands, der Pädagogischen Hochschule Luzern, der Dienststelle Volksschulbildung sowie regionalen Vertretungen der Schulleitungen einige Daten diskutiert und interpretiert. Der Rücklauf der Onlinebefragung beträgt 56.5 Prozent bei den Schulleitungen, 46.2 Prozent bei den Lehrpersonen sowie 46.4 Prozent bei den ehemals angestellten Lehrpersonen.Strategiereferenz
Diese Botschaft dient der Umsetzung des folgenden Leitsatzes in der Luzerner Kantonsstrategie:
Luzern steht für Innovation
Luzern steht für ZusammenhaltAnhang
Link zum vollständigen Bericht zur Befragung[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]