Basel (ots) – Schweizer Tierschutz STS, Zürcher Tierschutz und Stiftung für das Tier im Recht unterstützen die Forderung nach einem schweizweiten Verbot belastender Versuche an Primaten. Insbesondere in der staatlich subventionierten universitären Grundlagenforschung stehen einem vagen Erkenntnisgewinn oft leidvolle, schmerzhafte Experimente und eine nicht artgemässe Tierhaltung gegenüber.
In einem noch unveröffentlichten offenen Brief der Lobbyistenorganisation «Forschung für Leben», der den Tierschutzorganisationen vorliegt (http://bit.ly/1rrGQ8s), wird behauptet, ein Verbot belastender Primatenversuche, wie dies Nationalrätin Maya Graf in einer Motion* fordert, würde dem Forschungsstandort Schweiz schaden. Diese Behauptung weisen die Tierschutzorganisationen als unzutreffend zurück und unterstreichen gleichzeitig ihre Forderung nach mehr staatlichem Engagement zur Förderung und Implementierung von Ersatzmethoden zum Tierversuch.
Unsere nächsten Verwandten
In den letzten zwei Jahrzehnten wurden tausende von Primaten, alleine 2014 251 Tiere, bei Tierversuchen verwendet. Mehr als die Hälfte davon bei belastenden Versuchen, die bis zu schweren Schäden führen können – ohne dass daraus ein medizinischer oder therapeutischer Nutzen resultiert hätte. Das ist nicht weiter verwunderlich. So ähnlich Affen dem Menschen auch sein mögen, sie leiden nicht an denselben (Zivilisations-)Krankheiten. Die Unterschiede sind zu gross, als dass die Tierexperimente aussagekräftige, auf den Menschen übertragbare Erkenntnisse liefern würden.
Hingegen kommt Primaten aufgrund ihrer kognitiven und emotionalen Fähigkeiten eine Sonderstellung zu. Sie als «Tiermodelle» in Laborkäfige zu sperren, sie sozial zu isolieren, an ihnen zu experimentieren, sie in Angst zu versetzen und ihnen Schmerzen zuzufügen ist aus Tierschutzsicht nicht zu rechtfertigen.
Irreführende Stimmungsmache
Mit Bezug auf die irreführende Stimmungsmache von «Forschung für Leben» halten die genannten Tierschutzorganisationen insbesondere fest:
Bis heute fehlt sowohl in der Impfstoffentwicklung und -prüfung gegen schwere Infektionskrankheiten als auch in der Erforschung neurologischer Störungen und Erkrankungen vielfach der Nachweis, dass erzielte Erfolge auf die Forschung mit Primaten zurückzuführen sind. Schlichtweg falsch ist die Aussage, dass jede neue Charge von Polioimpfstoff an Primaten auf seine Sicherheit getestet werden müsse. Dafür sind längst auch andere Testverfahren zugelassen.
Trotz jahrzehntelanger, weltzweiter Versuche an Affen haben diese Tiermodelle nichts Wesentliches zur Entwicklung von AIDS-Impfstoffen beigetragen. Mit dem HI-Virus infizierte Tiere entwickeln keine AIDS-ähnlichen Syndrome. Der Nutzen von Primatenversuchen für die Entwicklung von Medikamenten, Therapien oder Impfstoffen für HIV-Patienten ist gering, gemessen am Leid, das man den Tieren angetan hat.
Zur Entwicklung von Antidepressiva werden Primaten u.a. sozialer Isolation ausgesetzt um einen der menschlichen Depression ähnlichen Zustand künstlich herbeizuführen. In der Nutzenbewertung wird ausser Acht gelassen, dass Depressionen beim Menschen sowohl biologische wie auch psychologische Ursachen haben. Letztere versucht die Psychotherapie zu ergründen und zu behandeln. Studien lassen den Schluss zu, dass dabei bessere, nachhaltigere Erfolge resultieren als mit der Verabreichung stimmungsaufhellender Wirkstoffe die in Primatenversuchen mit simulierten Depressionszuständen entwickelt wurden.
* Motion (15.4241) «Verbot von belastenden Tierversuchen an Primaten» www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20154241 [content_block id=29782 slug=ena-banner]