Bildungspolitik für ältere Arbeitnehmende gefordert!

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travailsuisseBern (ots) – Durch den drohenden Fachkräftemangel sind ältere Arbeitnehmende in den Fokus der gesellschaftlichen und politischen Diskussion gerückt. Ein wichtiges Thema wird aber chronisch vernachlässigt: Die Bildungspolitik für ältere Arbeitnehmende. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, präsentiert heute das neue Positionspapier zum Thema. Es zeigt, wo welches Engagement nötig ist, um gut qualifizierte Personen ab 50 Jahren im Arbeitsprozess zu halten und welche Massnahmen für die Gruppe „40+“ wichtig sind.

Die Lage der älteren Arbeitnehmenden in der Schweiz ist auf den ersten Blick nicht dramatisch: Die Beschäftigungsquote ist im internationalen Vergleich hoch und die Arbeitslosenquote tiefer. Erst bei genauerem Hinschauen zeigen sich die Probleme: Die Schweiz ist gemäss OECD nur bei der Beschäftigungsquote gut qualifizierter Männer zwischen 50 und 59 Jahren überdurchschnittlich gut. Die Beschäftigungsquote der über 60-jährigen, der Frauen über 50 und der Personen über 50 und ohne Berufsabschluss ist nur noch durchschnittlich. Am schlimmsten steht es jedoch um die Langzeitarbeitslosigkeit: fast 60 Prozent der über 55-jährigen Arbeitslosen sind länger als ein Jahr ohne Arbeit – weit mehr als im OECD Durchschnitt. Dazu kommt, dass sich diese Quote seit 2002 von 40 Prozent auf 60 Prozent massiv verschlechtert hat.

Bildungspolitisches Defizit beheben

Heute wird in Bezug auf die älteren Arbeitnehmenden vor allem über Kosten (Löhne, höhere Pensionskassenbeiträge etc.) diskutiert. In der Bildungspolitik spielen sie bisher keine Rolle – weder im Berufsbildungsgesetz noch im kürzlich verabschiedeten Weiterbildungsgesetz werden sie explizit erwähnt. „Das ist verheerend, denn insbesondere diese Gruppe ist Risiken wie etwa der Dequalifizierung oder dem Mangel an altersgerechten Bildungsangeboten ausgesetzt“, sagt Martin Flügel, Präsident von Travail.Suisse. Eine besondere Brisanz erhält die Thematik, da die älteren Arbeitnehmenden eine immer grössere Gruppe darstellen („Babyboomers“).

Laufbahnberatung für 40+ als Standard

Das aktuelle Verständnis der älteren Arbeitnehmenden im Arbeitsmarkt braucht dringend eine Korrektur. Travail.Suisse stellt folgende Forderungen ins Zentrum:

   1. Der Bund muss dafür sorgen, dass Laufbahnberatungen für alle 
      Arbeitnehmenden 40+ zum Standard werden. Falls notwendig, führt
      er in der Weiterbildungsverordnung die Laufbahnberatung in der 
      Lebensmitte als Kriterium für die Umsetzung von WeBiG Art. 5.2 
      (Begünstigung der Weiterbildung der MitarbeiterInnen) ein.
   2. Es braucht eine Weiterbildungspolitik für ältere 
      Arbeitnehmende, das bedeutet konkret eine gesetzliche 
      Finanzierungsgrundlage, Best-Practice-Modelle und ein Leading 
      House zum Thema "Berufsbildung und Weiterbildung für 
      Erwachsene".
   3. Die Verbundpartner der Berufsbildung sollen unter dem Lead des 
      Bundes ein Commitment zur Berufsbildung für Erwachsene mit 
      Schwerpunkt 40+ erarbeiten und für die Umsetzung in den 
      kommenden 10 Jahren 800 Mio. Franken bereitstellen.
   4. Der Bund schafft ein übergeordnetes Konzept zum Thema 
      "Wiedereinstieg", das die notwendigen Bildungsmassnahmen und 
      deren Umsetzung zusammen mit den Verbundpartnern der 
      Berufsbildung, den Akteuren der Weiterbildung und der 
      Sozialpolitik beschreibt.

Die älteren Arbeitnehmenden dürfen sind heute ein blinder Fleck in der nationalen Bildungspolitik. Die Schweiz kann sich das aufgrund der demografischen Entwicklung und vor dem Hintergrund der aktuellen migrationspolitischen Debatte nicht leisten. Travail.Suisse setzt sich dafür ein, dass die nationale Bildungspolitik Wege findet, um auch die Aus- und Weiterbildung von älteren Arbeitnehmenden gezielt zu fördern.

 

Dieser Beitrag wurde am von unter schweizweit veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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