Börsen-Zeitung Es könnte was werden, Kommentar zur Commerzbank von Bernd Wittkowski

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logo-boersen-zeitung (2)Frankfurt (ots) – Gar nicht so schlecht, Commerzbank! Ob aus den Gelben doch noch mal eine strotznormale Bank wird? Die Konkurrenz sollte, soweit sie es noch nicht getan hat, anfangen, den Branchenzweiten ernst zu nehmen. Der kommt zwar aus einem tiefen Tal der Tränen, und bis der Vorstand um Martin Blessing Freudentänze wird aufführen können, dürfte es erkennbar noch etwas dauern. Aber allmählich verfestigt sich der Eindruck: Es könnte was werden.

Beispiel Privatkundengeschäft: Ende 2012 hatte sich die Bank, die zu 17% den deutschen Steuerzahler „an ihrer Seite“ hat, vorgenommen, die Kundenzahl von rund 11 Millionen bis 2016 netto um ungefähr 1 Million zu steigern. Im vorigen Jahr wurden 245000 Neukunden begrüßt, von Januar bis Juni dieses Jahres netto weitere 138000. Die werden bekanntlich nicht ganz billig eingekauft, und es braucht – zumal im volatilen Kapitalmarktumfeld – Zeit, bis sie mehr Erträge abwerfen, als sie Kosten verursachen. Aber tendenziell zeigen auch die Bilanz- und Ertragszahlen des Segments, dass die Investitions- und Wachstumsstrategie und die Ausrichtung als Multikanalbank erfolgversprechend sind.

Und das nicht trotz, sondern offenbar eher wegen des engmaschigen Netzes von 1200 Filialen im Inland, dessen tiefgreifende Umstrukturierung nach der Übernahme der Dresdner Bank vor sechs Jahren als abgeschlossen gilt. Rückzug aus der Fläche? Dieses Thema, schickt Finanzvorstand Stephan Engels Grüße nach München, sei einem etwas weiter südlich angesiedelten Mitbewerber zuzuordnen.

Die Ergebnisse auf Konzernebene sind natürlich noch äußerst bescheiden. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern zum Beispiel lag im zweiten Quartal bei 3,8% (zum Vergleich: die Deutsche Bank kam auf auch nicht gerade berauschende 6,3%). Die „Good Bank“, also die Kernbank, in der die zukunftsträchtigen Geschäfte gebündelt sind, sieht mit aktuell 9,2% schon deutlich besser aus. Und die interne „Bad Bank“ baut das Non-Core-Portfolio, vereinfacht gesagt: die Altlasten, wirklich mit einem Affenzahn ab – um fast ein Drittel binnen Jahresfrist. Das ursprünglich für 2016 gesetzte Ziel von 93 Mrd. Euro („Exposure at Default“) wurde schon jetzt unterschritten. Die Verkäufe gehen zwar mit Verlusten einher, und logischerweise fehlen in Zukunft die Erträge der abgestoßenen Geschäfte, aber das hat der Abbau von Risiken nun mal so an sich, und vor allem wird dadurch in nennenswertem Umfang Kapital freigesetzt. Die gute Nachricht für die Commerzbank ist aber in erster Linie die: Diesmal gibt es keine richtig schlechte. Das ist ja schon mal was.

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Über Leonard Wüst

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