Zirkushaftes Treiben im Bodensee, mehrere Ritter von der traurigen Gestalt und eine große Programmvielfalt mit einem großen Publikum. Mit voraussichtlich rund 250.000 Gesamtbesuchern endet am Sonntagabend die 74. Bregenzer Festspielsaison. Innerhalb von knapp fünf Wochen standen 80 Veranstaltungen auf dem Spielplan des Sommerfestivals am Bodensee. Der Publikumszuspruch war ausnahmslos groß.
Das Spiel auf dem See zog die Besucher erneut in Scharen an: Sollte keine weitere Regenabsage erfolgen, könnten rund 180.000 Zuschauer die ausverkaufte Rigoletto-Inszenierung erlebt haben. Schon jetzt steht eine Auslastung von einhundert Prozent für alle 27 Vorstellungen fest. Inklusive des heutigen Abends verbleiben drei Seebühnen-Vorstellungen, bislang wurde das Spiel auf dem See drei Mal im Festspielhaus gezeigt.
Ein gleichermaßen berührender wie spektakulärer Rigoletto
Die Oper von Giuseppe Verdi stand erstmals seit Festspielgründung 1946 auf dem Spielplan. „Was Rigoletto-Regisseur Philipp Stölzl in den Bodensee gezimmert hat, ist nichts anderes als eine Sensation“, urteilte beispielsweise der Südwestrundfunk Baden-Württemberg. Genauso begeistert zeigte sich das Publikum, spendete jeweils langanhaltenden Schlussapplaus für das Geschehen im und auf dem überdimensionalen Clownskopf im Bodensee samt Fesselballon, der mehr als 40 Meter in die Höhe steigt.
Für langjährige Kenner der Bregenzer Festspiele steht fest, dass diese Seebühnen-Inszenierung eine gleichermaßen spektakuläre wie berührende Interpretation der Verdi-Oper geschaffen hat, mit klug hergestelltem Raum für intime Szenen und dem Effekt der großen Show, wo jedoch die aufwendige Technik stets dem künstlerischen Ideal dient.
Im nächstjährigen Sommer feiert Rigoletto am 23. Juli 2020 Wiederaufnahme-Premiere, insgesamt stehen bis Festspielende am 23. August 27 Vorstellungen auf dem Spielplan. Tags zuvor eröffnet die Oper im Festspielhaus Nero von Arrigo Boito die 75. Festivalsaison. Der Vorverkauf startet am Sonntagabend auf der Festspiel-Internetseite (Premieren, Lounge und Premium-Ticket ausgenommen). Den Spielplan 2020 präsentieren die Bregenzer Festspiele voraussichtlich am 13. November 2019.
Vier Bühnen für einen Ritter
Dem selbst ernannten „Ritter von der traurigen Gestalt“ widmeten sich gleich vier Programmreihen des diesjährigen Festspielsommers. Für einen glanzvollen Auftakt sorgte die Oper im Festspielhaus Don Quichotte am Abend des zweiten Festspieltages. Die Inszenierung von Mariame Clément eröffnete 4.603 Besuchern bei einer Auslastung von 99 Prozent einen neuen Blick auf die wohl bekannteste Figur der Weltliteratur und ergründete heutiges Heldentum, den Umgang mit Männlichkeit und den Entwurf neuer Rollenbilder.
Auf derselben Stoffgrundlage ging als Koproduktion eine echte Premiere des Deutschen Theaters Berlin über die Bühne des Kornmarkttheaters. In der Schauspielinszenierung Don Quijote von Jan Bosse bewiesen Ulrich Matthes und Wolfram Koch, wie unkonventionell, wie unterhaltend, wie exzellent selbst mit wenig Bühnen-Ausstattung ganz große Theater-Kunst wirken kann.
Am kommenden Sonntagvormittag bringt das Symphonieorchester Vorarlberg drei Werke rund um die Rittergestalt zur Aufführung. Ariane Matiakh dirigiert das vierte und letzte Orchesterkonzert der Saison im großen Saal des Festspielhauses, Tickets sind verfügbar.
Und in der beliebten Reihe Musik & Poesie näherte sich der aus Vorarlberg stammende Schriftsteller Michael Köhlmeier verschiedenen Narrengestalten, auch mit Bezügen zu Rigoletto und Don Quichotte. Darüber hinaus sorgten zwei weitere Abende ebenfalls im Seestudio für weitere literarisch-musikalische Kostbarkeiten, die insgesamt zu 98 Prozent ausgelastet waren.
Zwischenmenschliche Beziehungen bei Eugen Onegin
In eine unwirtliche Naturlandschaft, bestehend aus Sumpf, Gräsern und Farnen, verwandelte das fünfte Bregenzer Opernstudio die Bühne des Kornmarkttheaters. Peter Iljitsch Tschaikowskis Eugen Onegin inszenierte Jan Eßinger als Gefühlserkundung und Deutung zwischenmenschlicher Beziehungen an einem Ort, der nicht notwendigerweise in Russland liegen muss. Das Premierenpublikum war begeistert, die letzte Vorstellung geht am Samstag über die Bühne. Tickets sind verfügbar, die prognostizierte Auslastung beträgt 90 Prozent.
Zwei Chefdirigenten bei drei Symphoniker-Konzerten
Mit Philippe Jordan und Fabio Luisi standen der amtierende und der ehemalige Chefdirigent am Dirigentenpult der drei traditionellen Orchesterkonzerte mit den Wiener Symphonikern. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen gelangten alle Symphonien von Johannes Brahms zur Aufführung, eröffnet wurde die Konzertreihe mit Giuseppe Verdis opulentem Requiem. Zusammen mit dem SOV-Konzert am Sonntag wird eine Auslastung von 98 Prozent erwartet, das entspricht gesamt mehr als 6.000 Besuchern.
Der grandiose Ort für Zeitgenössisches: Die Werkstattbühne
Die Werkstattbühne wurde erneut zum Ort für zeitgenössisches Musiktheater. An den beiden letzten Juli-Tagen zeigten die Bregenzer Festspiele in Kooperation mit der Neuen Oper Wien Der Reigen nach Arthur Schnitzlers gleichnamigen Schauspiel als österreichische Erstaufführung. Heute und morgen Abend gibt’s mit Wunderwandelwelt eine Uraufführung in zwei aufeinanderfolgenden, verschiedenen Aufführungen. Die musiktheatrale Installation entwirft Francois Sarhan.
Wind
Seit Ende der letztjährigen Saison gaben drei Veranstaltungen verschiedene Einblicke in den Entstehungsprozess der Oper von Komponist Alexander Moosbrugger und der bildenden Künstlerin Flaka Haliti. Das Musiktheaterwerk soll im Festspielsommer 2020 unter dem Titel Wind uraufgeführt werden in Anlehnung an die Tonerzeugung einer Orgel. Für die „Szenische Einrichtung“ wird Jan Eßinger verantwortlich zeichnen.
Ausblick 2020
Die Saison 2020 beginnt bereits Ende Mai, zumindest für die jüngsten Festspiel-Fans. Mit einem Rigoletto für Kinder bieten die Bregenzer Festspiele nach dem großen Zuspruch für Carmen im Zirkus vom Frühjahr 2018 erneut ein Musiktheaterwerk, das speziell für die Altersgruppe von sechs bis zwölf konzipiert ist. Partner sind wiederum Aslico – Opera Domani aus Como (I) sowie das SOV und Superar Vorarlberg.
Im Sommer 2020 zeigt das Sommerfestival als Oper im Festspielhaus Arrigo Boitos Nero (Nerone). Das 1924 an der Mailänder Scala uraufgeführte Werk feiert am 22. Juli 2020 Premiere am Bodensee. Es folgen zwei weitere Vorstellungen. Die Wiederaufnahme-Premiere des Spiels auf dem See Rigoletto geht am 23. Juli 2020 über die Bühne.
Der Vorverkauf für den Festivalsommer 2020 startet am 18. August 2019 um 21.00 Uhr im Internet, dem letzten Spieltag der diesjährigen Saison (ausgenommen sind Premieren, Lounge und Premium-Tickets). Ab 19. August nimmt das Ticket Center telefonisch Buchungen entgegen unter 0043 5574 4076. https://bregenzerfestspiele.com/de/[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]