Die Organisationen weisen darauf hin, dass der Bau einer zweiten Strassenröhre es faktisch unmöglich macht, die Transitstrassenkapazitäten langfristig gemäss Verfassung begrenzt zu halten. Es ist stark zu befürchten, dass der dritte und der vierte Fahrstreifen bald freigegeben werden. „Die Folge wird sein, dass die A2 von Basel bis Chiasso für den Lastwagentransitverkehr an Attraktivität gewinnt. Das erhöht das Risiko für schwere Unfälle und untergräbt die vom Volk mehrfach bestätigte Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene“, sagt Caroline Beglinger, Bereichsleiterin Verkehrspolitik beim VCS.
Der Bund hat nachgewiesen, dass der Gotthard-Strassentunnel ohne vorgängigen Bau einer zweiten Röhre saniert werden kann. Ein leistungsfähiges Ersatzangebot auf der Schiene für Autos und Lastwagen kann dafür sorgen, dass der Verkehr weiter fliesst und das Tessin gut mit der übrigen Schweiz verbunden bleibt. Ab 2016 wird zudem der Gotthard-Basistunnel für einen Quantensprung im alpenquerenden Personen- und Güterverkehr sorgen. „Es kann doch nicht sein, dass die Schweiz ihr neues Bahnangebot sofort mit einer zusätzlichen Strassenröhre untergräbt und der EU das verheerende Signal sendet, dass es der Schweiz mit der Verlagerung auf die Schiene doch nicht so ernst ist“, sagt Giorgio Tuti, Präsident der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV.
Begründet wird die Ablehnung einer zweiten Gotthard-Röhre auch damit, dass das Ersatzangebot auf der Schiene rund 1 Milliarde Franken weniger kostet, es in der Schweiz viel wichtigere Verkehrsprojekte zu finanzieren gilt und die Sicherheit laut Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) kaum erhöht werden kann.
Den Aufruf unterzeichnet haben unter anderem Alpen-Initiative, VCS Schweiz, WWF Schweiz, Greenpeace Schweiz, Pro Natura, SEV-Gewerkschaft des Verkehrspersonals, Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz, Pro Bahn, Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Schweizerische Energiestiftung SES usw.