BUDAPEST FESTIVAL ORCHESTRA, KKL Luzern, 19. Mai 2025, besucht von Léonard Wüst

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Mahlers Fünfte KKL Luzern 19. Mai 2025

Iván Fischer und sein legendäres Budapest Festival Orchestra

Budapest Festival Orchestra Knzertimpression von Max Thuerig

Ivàn Fischer führt das Budapest Festival Orchestra souverän durch die Partitur

Besetzung und Programm:
Budapest Festival Orchestra
Leitung: Iván Fischer

GUSTAV MAHLER
Sinfonie Nr. 5 cis-Moll

Jede Note ist von der vollsten Lebendigkeit und alles dreht sich im Wirbeltanz. Es bedarf nicht des Wortes, alles ist rein musikalisch gesagt.«
Gustav Mahler gegenüber Natalie Bauer-Lechner über seine Fünfte Sinfonie

Mahlers Philosophie in Musik verpackt

Budapest Festival Orchestra Konzertimpression von Max Thuerig

Für Gustav Mahler waren Sinfonien stets ein Mittel zur Interpretation komplexer philosophischer Probleme, die verbal nicht gelöst werden konnten. Die anspruchsvolle Struktur der fünfteiligen Sinfonie reicht vom Trauermarsch bis hin zum fulminanten Finale – ein unerschrockener Versuch, den tragischen Konflikt mit der ihn umgebenden Welt zu lösen.

Der geniale vierte Satz der Sinfonie, das Adagietto, gleicht einer wunderschönen geheimnisvollen Blume, die jeder Dirigent in seinem eigenen Stil neu interpretiert. Mahler hat als einer der einflussreichsten Maestros des zwanzigsten Jahrhunderts, die Rolle des Dirigenten, neu definiert. Für Mahler ist der Dirigent ein ebenso wesentlicher Bestandteil seiner musikalischen Werke wie der Komponist.

Budapest Festival Orchestra Konzertimpression von Max Thuerig

Wenn ein Dirigent das Pult betritt und die Partitur aufschlägt, erschafft er musikalische Universen von Grund auf neu. Seit vielen Jahren führen Iván Fischer und das Budapest Festival Orchestra Mahlers Sinfonien in vielen Ländern der Welt auf. Die Fünfte Sinfonie hat dabei ihren Platz als einer der Höhepunkte des Zyklus erobert.

 

 

 

Mahler neu gedacht von Iván Fischer und dem Budapest Festival Orchestra

Budapest Festival Orchestra Konzertimpression von Max Thuerig

Ein ausführlicher Trauermarsch. In gemessenem Schritt. Streng. Wie ein Kondukt in cis-Moll ist dem eigentlichen Hauptsatz vorangestellt. Er beginnt mit einer verhaltenen Trompetenfanfare, welche zum maßgeblichen Motiv des Marsches wird. Das Motiv erinnert an den Beginn des Generalmarsches der österreichisch-ungarischen Armee. Die Fanfare wird im Orchestertutti abgeschlossen und anschließend resignierend in die Tiefe geführt.

Es schließt sich ein klagendes, gesangliches Thema der Streicher an und sorgt im Folgenden für eine dunkle und bedrohliche Stimmung. Das Fanfarenmotiv kehrt nun im Orchester wieder und sorgt für eine musikalische Verdichtung. Der gemessen schreitende Zug wird durch ein erstes Trio unterbrochen. Ein plötzlich hervorbrechender Ausbruch in b-Moll, der sich zum Tutti steigert und die Grenzen des tonalen Raumes antastet, leitet es ein. Eine sprunghaft aufsteigende Melodie wird von synkopierenden Gegenrhythmen kontrastiert.

Dritter Satz

Budapest Festival Orchestra Konzertimpression von Max Thuerig

Eine Walzermelodie bestimmt das erste Trio und lässt das Bild einer traumhaft-heilen Welt entstehen. Die inhaltliche Wiederholung des Scherzos führt zu einem Tuttihöhepunkt, welcher das zweite Trio einleitet. Im Gegensatz zum ersten handelt es sich um einen langen und thematisch schwergewichtigen Einschub. Eine durchgehende Bewegung fehlt hier, zahlreiche Haltepunkte führen maßgeblich zur großen Ausdehnung des Satzes. Eine wehmütige Melodie entfaltet sich in den Holzbläsern und Streichern zu minimalistischer Pizzicato Begleitung der Streicher. Ein elegischer Horn Ruf wirkt wie ein entrückendes Element und verleiht dem musikalischen Geschehen einen mystischen und tiefgehenden Klang, welcher einen böhmischen Klagegesang aufgreift. Nach einiger Zeit verdichtet sich das Geschehen und steigert sich zu furiosen Läufen und einem großen Fortissimo am Rande der Tonalität.

Budapest Festival Orchestra Konzertimpression von Max Thuerig

Langsam entwickelt sich im Anschluss eine dynamische Steigerung. Dieser dramatische Höhepunkt ist in höchst freier Chromatik gestaltet und geht, wie es für Mahler typisch ist, in mehreren Wellen vor sich. Er beruhigt sich durch die Wiederkehr des Hauptthemas. Der Mittelteil des dreiteiligen Satzes bringt einen neuen Gedanken, ohne jedoch eine Stimmungsänderung zu bewirken. Der Satz verklingt nach der Rückkehr des Hauptthemas friedlich und nahezu entrückt in pianissimo

Die Sinfonie endet mit einem sich langsam steigernden Rondo-Finale. Allegro – Allegro giocoso

Die übersteigerte Apotheose ergeht sich in nahezu lärmender Polyphonie und grenzenlosem Jubel und wird durch die Wiederkehr des Chorals aus dem zweiten Satz eingeleitet. Mahlers letzte Tempoangabe gibt vor: „Allegro molto und bis zum Schluss beschleunigend“. Der alles mit sich reißende Taumel beendet die Sinfonie mit einem mächtigen Tuttiakkord.

Er hatte schlagkräftige Argumente

Budapest Festival Orchestra Konzertimpression von Max Thuerig

Iván Fischer`s Interpretation der fünften Sinfonie Mahlers berührt und fesselt zugleich. Von der berühmten Trompetenfanfare über den dramatischen Ausdruck des zweiten Satzes und dem träumerisch-anmutenden Adagietto bis hin zur musikalischen Hin-und-her-Gerissenheit des Rondo-Finales, lotet er jede dynamische Nuance der Partitur aus. Gleichzeitig brilliert die Interpretation in Sachen Präzision und lebendigem Orchesterklang.

Der Dirigent nimmt das Schlagwerk und die Bläser ebenso energisch in die Pflicht, wie er die Streicher uns sanft zärtlich umschmeicheln lässt, besonders ausgeprägt beim tänzelnden Walzer im dritten Satz. Dabei bewegt sich der charismatische Dirigent elegant geschmeidig gibt seine Anweisungen mittels kleinen Gesten, auf- und anfordernder Blicken und motivierenden Körperbewegungen

Tiefgründig und messerscharf

Ivàn Fischer führt das Budapest Festival Orchestra souverän durch die Partitur

Mit unverstelltem, tiefenscharfem Blick erschließen Dirigent und Mitmusiker die klanglichen Schönheiten ebenso wie die schroffen Abgründe der monumentalen Partitur, um deren finale Gestalt der Komponist gerungen hat wie bei kaum einer anderen seiner Sinfonien.

Der immer quirlige Iván Fischer bedankte sich applaudierend bei seinen Mitmusikern.

Das Auditorium war hingerissen, aber auch tief beeindruckt von dieser Demonstration und feierte die Protagonisten mit einer langen, wohlverdienten stehenden Ovation.

Epilog

Budapest Festival Orchestra Konzertimpression von Max Thuerig

Das wohl bekannteste Teilstück aus „ Mahlers Fünften“, das „Adagietto“,

diente Lucchino Visconti 1971 zum Veredeln seines, nach einer Romanvorlage von Thomas Mann gedrehten Kultfilms „Tod in Venedig“.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos Migros Kulturprozent Classics und www.maxthuerig.ch

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Ivàn Fischer und das Budapest Festival Orchestra souverän freuen sich über die gelungene Aufführung

Ivàn Fischer führt das Budapest Festival Orchestra mit viel Fingerspitzengefühl

Ivàn Fischer Handzeichen schaffen Klarheit

Budapest Festival Orchestra Knzertimpression von Max Thuerig