Vor zwei Jahren schaffte die Schweiz das Botschaftsasyl ab. Ein Entscheid, den man laut Caritas-Direktor Hugo Fasel überdenken sollte. Eine Antragsflut befürchtet er nicht.
Caritas-Direktor Hugo Fasel fordert nach der Flüchtlingstragödie im Mittelmeer die Wiedereinführung des 2013 abgeschafften Botschaftsasyls. «Wir müssen uns fragen: War dieser Entscheid richtig?», sagte Fasel in der Sendung «Samstagsrundschau» von Radio SRF.
Heute gelte die Devise, lieber ein paar Leute ertrinken zu lassen, sagte Fasel. Dann kämen sie nicht mehr. Es habe sich jedoch nichts verändert. Die Leute kämen trotzdem. «Wenn man nichts zu verlieren hat, kommt man trotzdem», sagte Fasel.
Die Leute, die in so extremen Situationen lebten, könnten nicht mit einem Gesetz, einer Mauer oder mit Wasser zurückgehalten werden. «Die suchen nach einer besseren Lösung. Das ist auch vernünftig. Das würden wir genauso machen», sagte der Caritas-Direktor.
Furcht vor Antragsflut
Seit der Abschaffung des Botschaftsasyls können Flüchtlinge auf den Schweizer Vertretungen keine Asylgesuche mehr einreichen. Akut gefährdete Menschen können aber weiterhin in die Schweiz reisen, sofern sie ein humanitäres Visum erhalten. Bereits bei der Abschaffung des Botschaftsasyls war befürchtet worden, dass dies Flüchtlinge in die Arme von Schleppern treiben könnte.
Da die EU-Staaten kein Botschaftsasyl kennen, gibt es jedoch die Befürchtung, dass die Schweiz mit Asylanträgen überflutet würde, wenn sie das Botschaftsasyl als einziges Land wieder einführen würde.
Dazu sagte Fasel: «Die Illusion, dass alle in die Schweiz kommen wollen, ist völlig falsch.» Er nannte als Beispiel Syrien, wo seit Jahren Bürgerkrieg herrscht. 99,3 Prozent der Syrer blieben dort wo sie seien oder in den umliegenden Ländern, sagte Fasel.
«Wir können nicht alle aufnehmen»
Gleichzeitig räumte er ein: «Es ist unbestritten, dass wir nicht alle aufnehmen können.» Doch mittlerweile heisse es auch bei den «echten Flüchtlingen» wie den Syrern, man wolle diese nicht mehr aufnehmen.
Die Aufnahmefähigkeit, die Aufnahmebereitschaft sei das Ergebnis von Debatten. Während der letzten Jahren habe es intensive Propaganda gegen alles gegeben, was von aussen kam. Das wirke sich jetzt aus. Fasel schlug vor, dass jede Gemeinde eine Familie von fünf Leuten aufnehmen könnte. Da müsse die Schweiz keine Angst haben, ihre Identität zu verlieren. Quelle: Xing (sda)[content_block id=29782 slug=ena-banner]