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Luzern (ots) – Fehlende Bildung ist eines der grössten Armutsrisiken in der Schweiz. Trotz zahlreicher Reformen ist der Zugang zur Bildung nicht für alle gleichermassen gewährleistet. Noch immer entscheiden die soziale Herkunft und die damit verbundenen finanziellen Ressourcen darüber, wer in der Schweiz welches Bildungsniveau erreicht: Dieses Fazit zieht Caritas Schweiz im soeben erschienenen Sozialalmanach 2013 mit dem Schwerpunkt „Bildung gegen Armut“.
Der Bildung kommt eine entscheidende Rolle in der Armutspolitik zu, denn das Bildungswesen ist neben der Familie die zentrale Sozialisationsinstanz. In hohem Masse entscheidet es über die Verteilung von Lebenschancen. Dieses sozialisierende und ausgleichende Potenzial könnte und sollte dazu genutzt werden, bestehende soziale Ungleichheiten zu mindern.
Das schweizerische Bildungssystem schöpft jedoch sein Potenzial nicht aus. Obwohl die Investitionen in das Bildungswesen knapp im Durchschnitt der OECD-Länder liegen (5,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts gegenüber 5,9 Prozent im OECD-Durchschnitt), bestehen nach wie vor gravierende Lücken im Zugang zu Bildung. Davon sind vor allem Personen betroffen, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft sowie finanziell ohnehin schon benachteiligt sind. Das schweizerische Bildungssystem festigt bestehende soziale Ungleichheiten.
Diese Ungleichheiten fangen im Zugang zu frühkindlichen Bildungsangeboten sowie bei der schulischen Förderung an und wiederholen sich rund um die Weiterbildungsaktivitäten im höheren Erwerbsalter. Kinder aus sozial benachteiligten Familien steigen nicht nur schlechter vorbereitet in das Schulsystem ein, sie werden auch weniger gefördert und häufiger in Sonderklassen überwiesen. Von der tertiären Bildung profitieren überdurchschnittlich viele Kinder aus sozial privilegierten Familien, und auch in den Genuss beruflicher Weiterbildung kommen vor allem gut Qualifizierte – während gering Qualifizierte weniger gefördert werden.
Dabei lohnt sich die Investition in Bildung. Ein formaler Bildungsabschluss erhöht nicht nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Person aktiv am Arbeitsmarkt beteiligt, sondern schlägt sich auch in Einkommensvorteilen nieder.
Der jährliche Bericht über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz im Caritas-Sozialalmanach 2013 zeigt zudem auf, dass sich die Schweiz Investitionen in ihr Bildungssystem durchaus leisten kann und soll. Dafür ist aber ein Richtungswechsel in der Steuerpolitik notwendig. Denn die aktuelle Steuerpolitik bevorzugt Reiche und Unternehmen, statt zum sozialen Ausgleich beizutragen. Die Besteuerung von Unternehmensgewinnen sank zwischen 1990 und 2006 von 19,3 auf 7,1 Prozent. Damit sind dem Staat Beträge in zweistelliger Milliardenhöhe entgangen. Und auch die Besteuerung von privaten Vermögen ist in den vergangenen Jahren gesenkt worden.
Eine angemessene Steuerpolitik ist jedoch notwendig und machbar. Dabei sollen die Mehreinnahmen in die Armutsprävention und in soziale Dienstleistungen wie das Bildungswesen investiert werden.
Bilder zum Thema Armut finden Sie hier: www.caritas.ch/fotos
Sozialalmanach 2013
Das Caritas-Jahrbuch zur sozialen Lage der Schweiz (Schwerpunkt: Bildung gegen Armut) ist zu beziehen bei: info@caritas.ch oder telefonisch unter: 041/419’22’71.