Die eigenen vier Wände sind eine ganz eigene Welt. Hinter verschlossenen Türen tun sich Abgründe auf, spielen sich aberwitzige Tragödien ab: Zuhause ist, wenn die Freundin aus der Tür ist, wenn man in hundertachtzig Litern Trinkwasser badet, um die Probleme der Welt zu vergessen, wenn man bewusst hässliche Möbel kauft, um individuell und rebellisch zu sein. Zuhause ist Komfortzone, Wohlfühl- und Entspannungsstress am Feierabend, pedantisches Polieren glatter Oberflächen der Hochglanzkatalogeinrichtung. Zuhause ist Selbstverwirklichung und Statement, Risse und Flecken werden überstrichen. Die Inszenierung von Maxime Mourot zeigt unsere Rückzugsorte als Schauplatz verborgener und verdrängter Sehnsüchte, dort wo wir unsere Bedürfnisse ausleben können, dort wo wir abgeschottet von der Aussenwelt ganz wir selbst sein dürfen. In kurzen Episoden schlüpfen die Schauspieler in unterschiedliche Charaktere, die den Zuschauenden intime Einblicke in ihr Leben und Zuhause gewähren.
In zwölf Episoden zeigt Lausund skurrile, vereinsamte und verunsicherte Zeitgenossen, die in ihren kleinen Paralleluniversen Überlebenskämpfe ausfechten. Während sie über Kamine, Stehlampen und Vorratskammern sprechen, offenbaren sich Ängste und Unzulänglichkeiten. Da wird der neue Esstisch zum absurden Symbol einer gescheiterten Beziehung, eine Teekanne mit Migrationshintergrund führt direkt in eine Nachbarschaftskrise. Mint und Hellblau gegen ein bedrohliches Aussen, Gemütlichkeitsrituale gegen Panikattacken, die perfekt geputzte Küche als pseudo-sakraler Raum. Es sind Texte über wackelige Lebensfundamente und sanierungsbedürftige Innenräume.
Ingrid Lausund gehört zu den meistgespielten Autorinnen der Gegenwart. Nach ihrem Regiestudium gründete sie mit Studienkollegen ein freies Theater in Ravensburg, wo erste Stücke entstanden. Sie war Hausautorin und Regisseurin am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und lehrt regelmässig am Mozarteum in Salzburg, an der Folkwang Universität der Künste in Essen und der Hochschule der Künste Berlin.
Maxime Mourot hat sein Abitur in Koblenz gemacht und war Regiehospitant am Konzert Theater Bern. Seit letzter Spielzeit arbeitet er als Regieassistent am Luzerner Theater. «Bin nebenan» ist seine erste Inszenierung. Die Schauspieler Sven Gey und Julia Doege sind als Gäste erstmals am Luzerner Theater zu sehen. Sven Gey, 1986 in Köln geboren, studierte Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Neben dem Studium gastierte er am Schauspielhaus Bochum und am Schauspiel Essen. 2012 bis 2014 war er festes Ensemblemitglied am Theater St. Gallen und ist nun freischaffend tätig. Julia Doege schloss 2006 ihr Studium an der Zürcher Hochschule der Künste ab, danach war sie an Theatern in Wilhemshaven, Bielefeld, Hamburg, und zuletzt in Aachen engagiert. Sie lebt als freie Schauspielerin in Köln und steht auch für Film und Fernsehen vor der Kamera. Die Kostüme entwirft Christian Schweizer, geboren 1987 in Kingsport/USA. Er arbeitete als Kostümassistent am Schauspielhaus und Opernhaus Zürich, sowie am Theater an der Wien und bei den Salzburger Festspielen. Vergangene Spielzeit war Christian Schweizer bereits verantwortlich für die Kostüme von «Dracula – Frust der Unsterblichkeit». www.luzernertheater.ch
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