Dialog Asyl- und Flüchtlingspolitik: Herausforderung berufliche Integration

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Staatskanzlei des Kantons Luzern

Am 23. März kamen Vertreter des Kantons und der Gemeinden im Kantonsratsaal zusammen, um am Dialog Asyl- und Flüchtlingspolitik über die aktuelle Lage im Luzerner Asylwesen zu diskutieren. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der beruflichen Integration von anerkannten Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen. Rund 60 Personen nahmen auf Einladung von Regierungsrat Guido Graf am Anlass teil.

Der erste Dialog Asyl- und Flüchtlingspolitik schliesst an die Asylkonferenz der letzten beiden Jahre an und hat zum Ziel, den Austausch zwischen Kanton und Gemeinden zu fördern. Um die schwierigen Aufgaben im Asylbereich zu bewältigen, müssen Kanton und Gemeinden im konstanten Austausch bleiben. Schwerpunkt des heutigen Anlasses war die Integration von anerkannten Flüchtlingen (FL) und vorläufig Aufgenommenen (VA). Besonderes Augenmerk galt dabei der beruflichen Integration – eine der grossen Herausforderungen im Asylwesen.

Wer nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden kann, verursacht Sozialhilfekosten und belastet längerfristig betrachtet die Kantone und Gemeinden stark. Da die Mehrheit der FL/VA dauerhaft in der Schweiz bleiben, nahm der Kanton Luzern dies zum Anlass, um den Gemeinden darzulegen, wie er die schulische und berufliche Integration dieser Personengruppen fördert.

Eigenverantwortung dank Integrationsvertrag
Diverse Referentinnen und Referenten aus der kantonalen Verwaltung zeigten bestehende Angebote und Massnahmen zur Integration von Personen aus den Asylbereich auf. «Dass wir dabei auf dem richtigen Weg sind, zeigt die Sozialhilfequote von Flüchtlingen welche im Kanton Luzern mit 63.7 Prozent den schweizweit tiefsten Wert aufweist und deutlich unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt von 80.8 Prozent liegt», so Regierungsrat Guido Graf, Gesundheits- und Sozialdirektor des Kantons Luzern.

Das bedeute aber nicht, dass der Handlungsdruck nachgelassen habe. Im Gegenteil: «Die Erwerbsquote ist nach wie vor sehr tief. Es ist deshalb wichtig, jetzt in Integrationsmassnahmen zu investieren. Diese sind nämlich bedeutend tiefer als die Folgekosten einer misslungenen Integration», führte Graf weiter aus. Hierbei bezog er sich auf Schätzungen der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS), gemäss denen ein Jahr Sozialhilfe 25‘000 Franken pro Person kostet. Schweizweit bezogen 2015 rund 21’000 Personen aus dem Asylbereich Sozialhilfe.

Gleichzeitig betonte Regierungsrat Guido Graf, dass der Kanton Luzern aber auch mehr Eigenverantwortung von den Betroffenen einfordere: «Wir wollen künftig mit allen VA/FL einen Integrationsvertrag abschliessen. Dieser bietet auch die Möglichkeit von Sanktionen, wenn sich Personen unkooperativ zeigen.»

Diskussion mit Gemeindevertretern und Wirtschaft
Im Anschluss diskutierten Vertretungen der kantonalen Verwaltung, Wirtschaft und Gemeinden über ihre Erfahrungen und Herausforderungen bei der beruflichen Integration von Personen aus dem Asylbereich. Pirmin Trachsel, Leiter HR der Firma Galliker Transport und Logistics erklärte, dass insbesondere der administrative Aufwand die Anstellung von Flüchtlingen erschwere. Aufgrund der gemachten Erfahrungen habe sich der Aufwand aber auf jeden Fall gelohnt. Er lobte auch das Amt für Migration, das für die Anliegen der Wirtschaft ein offenes Ohr habe. Dessen Leiter Alexander Lieb erläuterte diverse Anpassungen, welche die Anstellung von FL/VA erleichtern und den administrativen Aufwand schmälern. So darf eine Stelle z.B. bereits ab Einreichung des Gesuchs angetreten werden.

Patrik Birrer, Geschäftsführer der Maurerlehrhallen Sursee, führte als Projektleiter des Kurses «Perspektive Bau» aus, wie wichtig grundlegende berufliche Fertigkeiten für den Einstieg in eine Berufslehre oder eine Anstellung sind. Die Kurse müssten deshalb nah an der Basis sein und von allen relevanten Akteuren getragen werden. Bettina Beglinger, Abteilungsleiterin des Beratungs- und Informationszentrum für Bildung und Beruf (BIZ), betonte wie wichtig es ist, dass FL/VA möglichst früh in den bestehenden Regelstrukturen der Berufsbildung Anschluss finden: «Ziel ist die Integration nicht die Separation.»

Gisela Doenni, Gemeinderätin von Rothenburg und Vertreterin des Verbands Luzerner Gemeinden (VLG), war erfreut über die Vielfalt der kantonalen Integrationsangebote und sah auch die Gemeinden in der Pflicht, besonders in Bezug auf die soziale Integration. Sie hoffe, dass die Umsetzung wie beabsichtigt funktioniere. «Dazu braucht es finanzielle Mittel und Ressourcen», so Doenni. Der kantonale Asyl- und Flüchtlingskoordinator, Philippe Otzenberger, zeigte sich zuversichtlich, dass der Kanton die schwierige Aufgabe meistern kann. Er mahnte allerdings auch, dass Integration kein Sprint sei, sondern ein Dauerlauf.

Strategiereferenz
Diese Botschaft/Massnahme dient der Umsetzung des folgenden Schwerpunktes in der Luzerner Kantonsstrategie:

  • Gestalteter Gesellschaftswandel[content_block id=29782 slug=ena-banner]