Lenzburg (ots) – Die Zeitreise führt ins 15. Jahrhundert. Der Berner Landvogt bereitet sich auf wichtigen Besuch vor. Eine Delegation des Rates von Bern will in einer ausserordentlichen Inspektion die Geschäftsführung des Vogtes inspizieren. Für das bevorstehende Fest und die Ankunft der Berner Ratsherren werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Das Publikum ist mittendrin und kann überall selber Hand anlegen. Das Fest dauert drei Tage von Freitag bis Sonntag.
Es herrscht emsiges Treiben im und ums Schloss: Die Fronbauern karren die noch geschuldeten Güter und Abgaben zur Burg, während die Waschfrauen Gewänder, Tischtücher und Laken für die bevorstehenden Feierlichkeiten waschen. Dabei lassen sie ihren Klatschmäulern freien Lauf. Die Küchenmägde bekochen die Familie des Landvogts und lassen das Publikum von den Süssspeisen kosten. Auch die vornehmen Burgbewohnerinnen und Bewohner gehen ihren Tätigkeiten nach. Die Landvögtin beaufsichtigt die Mägde bei ihren Arbeiten, die Kinder des Landvogts sitzen bei der Gouvernante im Unterricht und spielen, die Edeldamen musizieren und üben für die Unterhaltung der Gäste und eine Damengesellschaft hält fromme Einkehr beim Lesen aus Stundenbüchern. Unterdessen besorgen die Handwerker noch Ausbesserungsarbeiten an der Burg und die Wächter und der Gefängniswärter sorgen für Recht und Ordnung. Auch Besucher von ausserhalb reisen zur Burg. So verkaufen die Krämerin oder der Bader ihre Waren oder versuchen ihre Dienste an den Mann oder die Frau zu bringen. Über das ganze Treiben wacht der Landvogt mit seinem Verwaltungsapparat. Er inspiziert die eintreffenden Güter, überwacht die Bautätigkeiten und hält bei Vergehen Gericht. Nicht zuletzt muss er auch den familiären Pflichten nachkommen. Das tut er bei den Mahlzeiten.
Vielfältiges Programm für das Publikum
Gross und Klein können den überlasteten Schreiber bei seiner Arbeit unterstützen, den Waschweibern bei der Wäsche mithelfen oder beim Transport der Waren anpacken. Auf der Baustelle sind Geschicklichkeit und Muskeln beim Mauern und Steinmetzen gefragt und dem Wächter können Besucherinnen und Besucher bei der Kontrolle der Waren zur Seite stehen. Sollten Diebe gefasst werden, braucht es Zeugen für die Verhandlung. Die Kinder des Landvogts freuen sich, wenn sie mit andern Kindern spielen dürfen. Gerne führen die Mägde Gäste durch das Schloss.
Für Speis und Trank ist reichlich gesorgt, auf der Bastion werden kulinarische Wünsche der modernen Besucherinnen und Besucher erfüllt.
Die Lenzburg im 15. Jahrhundert
Nach der Eroberung von 1415 richteten die Berner im Aargau sieben Vogteien ein. Die Berner Landvögte führten auf ihren Amtssitzen (z. B. Lenzburg, Aarburg, Schenkenberg) kleine aber doch repräsentative Haushalte. Sie erhielten von der Obrigkeit ein Entgelt, konnten das Schlossgut nutzen und in der Regel 10% der eingetriebenen Strafgelder behalten. Das Amt des Landvogtes war einträglicher als das eines Ratsmitgliedes. Der Unteraargau diente den Bernern vor allem als Kornkammer, später gewann die Baumwollindustrie an Bedeutung. Schloss Lenzburg, Museum Aargau, CH-5600 Lenzburg, www.ag.ch/lenzburg [content _block id=29782 slug=ena-banner]