Besetzung 2016
Musikalische Leitung | Marek Janowski | |
Regie | Frank Castorf | |
Bühne | Aleksandar Denić | |
Kostüm | Adriana Braga Peretzki | |
Licht | Rainer Casper | |
Video | Andreas Deinert Jens Crull | |
Technische Einrichtung | Karl-Heinz Matitschka | |
Siegmund | Christopher Ventris | |
Hunding | Georg Zeppenfeld | |
Wotan | John Lundgren | |
Sieglinde | Heidi Melton | |
Brünnhilde | Catherine Foster | |
Fricka | Sarah Connolly | |
Gerhilde | Caroline Wenborne | |
Ortlinde | Dara Hobbs | |
Waltraute | Stephanie Houtzeel | |
Schwertleite | Nadine Weissmann | |
Helmwige | Christiane Kohl | |
Siegrune | Mareike Morr | |
Grimgerde | Wiebke Lehmkuhl | |
Rossweisse | Alexandra Petersamer |
Rezension:
1.Aufzug:
Das Bühnenbild überraschenderweise fast klassisch im Gegensatz zur Inszenierung des „Rheingolds“ am Vortag. Frank Castorf siedelt „Die Walküre“ im Aserbaidschan des späten 19. Jahrhunderts an. Auf der drehbaren Bühne eine sehr hohe Holzkonstruktion mit einem Bohrturm, der aber auch Wachtürmen in Konzentrationslagern und denen der früheren innerdeutschen Grenze ähnelt. Angenehm unaufgeregter auch die Handlung, wodurch die Musik und die Stimmen die ihnen zustehende Bedeutung und Aufmerksamkeit erhielten. Dadurch verdeutlichte sich auch die Genialität der ganz speziellen Konstruktion des bis zu 12 Meter tiefen Orchestergrabens, der den Klang des verdeckt spielenden Orchesters auf indirektem Weg in den Zuschauerraum entweichen lässt. Etwas ganz Aussergewöhnliches ist auch das Festspielorchester selbst, das sich aus den besten Musikern großer deutscher Orchester zusammensetzt und als bestes Wagnerorchester überhaupt gilt. Der Orchesterklang, vom gewölbten Wall des Grabens zunächst an die Bühnenrückwand geworfen, trägt die Stimmen der Sänger gleichsam hinaus ins Publikum.
2. Aufzug
Der zweite Aufzug versetzt uns in göttliche Sphären. Zwischen Wotan und Fricka, Wotans Frau, entspinnt sich ein heftiger Streit.
Wotans Plan, den er am Ende des Rheingolds gefasst hatte, war inzwischen weiter umgesetzt worden. Im Kampf gefallene Helden werden von den neun Walküren, Wotans Töchtern, auf die von den Riesen errichtete Burg Walhall gebracht, um Wotans Armee zu bilden und den befürchteten Angriff Alberichs auf die Herrschaft der Götter abzuwehren. Zudem will Wotan verhindern, dass Alberich wieder in den Besitz des Ringes gelangte („dann wäre Walhall verloren“). Er selbst darf aber gegen Fafner, der Goldschatz und Ring in Gestalt eines Drachen hütet, nicht antreten („mit dem ich vertrug, den darf ich nicht treffen“); so wünscht er sich einen unabhängigen Helden, der den Ring für ihn zurückgewinnen könnte. In dieser Rolle sieht er Siegmund. Lieblingstochter Brünnhilde soll diesem im bevorstehenden Kampf mit Hunding beistehen und zum Sieg verhelfen. Fricka verlangt nun jedoch von Wotan, im Zweikampf für Hunding einzutreten, weil Hunding Opfer eines Ehebruchs – noch dazu eines inzestuösen – geworden sei.
3.Aufzug:
Symbolisch eine Ölförderpumpe um den modernen Schatz des Nibelungen zu finden, also seltene Rohstoffe. Im Hintergrund projiziert der Regisseur Bilder einer Grubenkatastrophe in Russland 1942 mit kyrillischer Untertitelung Wotan nimmt bewegt Abschied von seiner Lieblingstochter, sieht ihr zum letzten Mal in die Augen und küsst die Gottheit von ihr. Dann befiehlt er Loge, den Fels mit Feuer zu umgeben, und bestimmt: „Wer meines Speeres Spitze fürchtet, durchschreite das Feuer nie!“ Die beeindruckten Zuschauer spendeten langanhaltenden, kräftigen Applaus für diese eindrückliche Vorstellung. Besonders gefeiert wurde dabei erneut der in Warschau geborene und in Wuppertal aufgewachsene Dirigent Marek Janowski, der dieses Jahr alle Werke des Gesamtrings dirigiert.
(Zitat Johann Jahn br-klassik.de):Marek Janowski hat sich von der Abgeklärtheit und Geradlinigkeit im Rheingold freigemacht – schon der Tremolo-Auftakt zu Beginn hat mehr Feuer als die Reise nach Nibelheim einen Tag zuvor. Insgesamt legt er über die gesamte Strecke ein Tempo vor, das es in sich hat. Da gelingen zwar tolle Akzente und Farben zwischen den Instrumentengruppen, was man vorher vermisst hat, Manches aber gerät verwackelt zwischen Graben und Sängern oder lässt keinen Gefühlsteppich zu, frei nach dem Motto: gleich weiter. Aber vielleicht ist das auch sein Ziel: Das, was auf der Bühne passiert, dürfte den Regietheaterfeind Janowski ohnehin wenig interessieren, da will er also die Musik klar trennen, als (von Wagner ja auch so komponierte) Bildersprache für sich. Aber ganz ohne Mitatmen geht’s natürlich auch nicht. (Zitatende)
Das wohl bekannteste Stück des gesamten Rings ist der „Ritt der Walküren“ mit den so typischen Blechbläser Passagen, auch Nichtklassikbewanderten bekannt durch Integrierung als Filmmusik in Francis Ford Coppolas Meisterwerk aus dem Jahre 1979 „Apocalypse Now“.
Bayreuther Festspiele, Die Walküre, Fotodiashow Szenenfotos von Enrico Nawrath
Bayreuther Festspiele, Die Walküre Fotos der Protagonisten ab Homepage der Bayreuthrer Festspiele
Links auf die anderen Artikel des Gesamtrings 2016:
Einführungsartikel Bayreuther Festspiele 2016
Das Rheingold, 7. August 2016
Siegfried, 10. August 2016
Götterdämmerung, 12. August 2016
Kleiner Trailer über das Festspielhaus Bayreuth
„Apocalypse Now“ Walkürenritt über Vietnam
Mit dem Walkürenritt von Richard Wagner ziehen sie in den Vietnam-Krieg: Szene aus „Apocalypse Now“ von Francis Ford Coppola. (Quelle: Apocalypse Now in der Limited Steelbook Edition bei Art House)
www.dailymotion.com/video/x12yhll_apocalypse-now-ritt-der-walkuren-anflug-german_music
Text: leonardwuest.ch
Fotos: bayreuther-festspiele.de/deutsch/deutsch_2.html
www.gabrielabucher.ch Paul Ott:www.literatur.li