Zürich (ots) – Die Aussichten für die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz waren schon lange nicht mehr so erfreulich wie heute. Positive Tendenzen im wichtigen europäischen Markt sorgen seit dem 3. Quartal 2013 für eine deutliche Aufwärtstendenz bei den Schweizer Exporten. Diese wird sich im kommenden Jahr noch verstärken. economiesuisse rechnet mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,2 Prozent. Nominallohnerhöhungen bei teilweise sinkenden Preisen sorgen für einen Anstieg des privaten Konsums. Die Arbeitslosigkeit dürfte wieder unter die 3-Prozent-Marke fallen.
Hat sich die Schweizer Wirtschaft in den vergangenen Jahren trotz der Krisenstimmung in Europa gut gehalten, so ist sie jetzt, wo sich rundum die Anzeichen für eine Besserung mehren, erst recht hervorragend aufgestellt. Entsprechend positiv fällt die Bilanz von economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch für das zu Ende gehende Jahr aus. Zwar haben noch nicht alle europäischen Länder das Ende des konjunkturellen Tunnels im Blick, aber die nördlichen Staaten und vor allem Deutschland können wieder ein robustes Wachstum vorweisen. Dies beschert der Schweizer Exportindustrie deutliche Umsatzsteigerungen, wovon aktuell insbesondere die Elektro-, Maschinen-, Kunststoff- und Textilindustrie profitieren.
Nicht ganz so stark wie in den vergangenen Jahren entwickeln sich hingegen die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China). Auch die US-Wirtschaft bleibt mit einem BIP-Wachstum von weniger als zwei Prozent hinter den Erwartungen zurück. Die Weltwirtschaft kann von der graduellen Erholung in Europa also noch kaum profitieren. Anders präsentiert sich das Bild in der Schweiz: Neben den Warenexporteuren verzeichnen auch die Banken und Rückversicherungen bessere Zahlen und die Hotellerie mehr Buchungen von europäischen Kundinnen und Kunden. Der Binnenmarkt ist weiterhin auf einem stabilen Wachstumspfad: Dies gilt für die Baubranche ebenso wie für den Detailhandel oder das Gesundheitswesen.
4,5 Prozent Exportwachstum im kommenden Jahr Gemäss Rudolf Minsch liegen die grossen Wachstumschancen für die Schweizer Volkswirtschaft auch 2014 im Ausland: «Im kommenden Jahr sind weitere Impulse von der Exportwirtschaft zu erwarten», erklärte er heute vor den Medien. Es sei damit zu rechnen, dass sich die Erholung Europas fortsetze und dass die USA die Finanzmarktkrise langsam hinter sich lasse. Die Signale der Schweizer Exporteure sind jedenfalls eindeutig: Die Branchen gehen von einem Exportwachstum von satten 4,5 Prozent aus. Dies zeigt klar, dass der Währungsschock von 2011 mittlerweile verdaut ist. So können auch wieder Margen erzielt werden, die den Unternehmen Reinvestitionen ermöglichen.
Tiefe Zinsen beflügeln die Binnenkonjunktur Dass der Exportmotor Schweiz wieder auf Hochtouren läuft, kommt auch der Binnenwirtschaft zugute. Es ist damit zu rechnen, dass die Arbeitslosenquote nach einem saisonal bedingten Anstieg über die Wintermonate 2014 wieder unter drei Prozent absinkt. Der anhaltende Fachkräftemangel sorgt auch dafür, dass die Zuwanderung anhält. Stabile Preise und enorm tiefe Zinsen sind weitere Treiber für die Binnenwirtschaft. Davon profitiert letztlich die gesamte Bevölkerung: Nominallohnerhöhungen um durchschnittlich ein Prozent und eine leicht negative Teuerung haben zur Folge, dass bei allen etwas mehr im Portemonnaie bleibt. Für den privaten Konsum rechnet economiesuisse 2014 mit einem Plus von 2,1 Prozent. Die BIP-Entwicklung veranschlagt der Wirtschaftsdachverband sogar auf 2,2 Prozent.
Dennoch hält Rudolf Minsch die Lage nicht für völlig wolkenlos. Die expansive Geldpolitik der vergangenen Jahre kann nicht einfach weitergeführt werden – der Ausstieg rückt unweigerlich näher. Mit welchen volkswirtschaftlichen Begleiterscheinungen dies verbunden sein wird, ist zurzeit schwer abzuschätzen. Offene Fragen bestehen nach wie vor auch im Hinblick auf Europa: In Ländern wie Spanien, Italien oder Frankreich sind die strukturellen Probleme noch lange nicht gelöst. Neben den erwähnten Risiken besteht gemäss Minsch aber auch eine Chance, dass sich die Wirtschaft 2014 besser entwickelt als erwartet. Nämlich dann, wenn die USA plötzlich Fahrt aufnehmen und ihre Rolle als wichtige Lokomotive der Weltwirtschaft wieder wahrnehmen können.