Bern (ots) – Die fünf Publikumsräte der SRG SSR (SRG.D, RTSR, Corsi, SRG.R und Swissinfo) führten im August/September eine gemeinsame Beobachtung der Berichterstattung im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen 2015 durch.Das umfassende, vielfältige, sachliche und regional ausgerichtete Programm konnte die Publikumsräte überzeugen. Die SRG zeigt über die Jahre hinweg eine konstant gute Leistung bei der Wahlberichterstattung. Anlass zu kritischen Diskussionen gaben insbesondere die nicht immer gendergerechte Sprache bei SRF und die Geschlechtervertretung im Programm von RSI sowie die Personalisierung der Berichterstattung.
Die nationale SRG-Arbeitsgruppe der Präsidien Publikumsräte stellt im Gespräch mit Marianne Gilgen, Wahlleiterin 2015 der SRG, sowie Verantwortlichen von SRF (Barbara Flückiger) und RTR (Isabelle Jaeger) fest, dass die vier sprachregionalen Unternehmenseinheiten und Swissinfo ein grosses Engagement für die Wahlberichterstattung erbracht haben. Quantitativ wurde über alle Vektoren (Radio, TV und Online) und Sprachregionen, sowie bei Swissinfo mit zahlreichen Artikeln zum Thema Wahlen, sehr viel gemacht. Dies obwohl nicht alle Regionen über die gleichen Ressourcen verfügten. Besonders gewürdigt wurden die Internetseiten mit Online-Dossiers sowie Zusatzsatzdiensten wie Wahlhilfen oder die «Politbox», welche insbesondere auf eine jüngere Zielgruppe fokussierten. Kritische Anmerkungen gab es bei den teilweise fehlenden Orientierungshilfen und der Navigation im Internet sowie der Priorisierung der Themen nach Relevanz.
Dem umfangreichen und vielfältigen SRG-Angebot wird insgesamt eine hohe Qualität attestiert. Es wurde sachlich und ausgewogen berichtet und alle Regionen stellen ein unabhängiges Angebot sicher. Wählerinnen und Wähler konnten sich ein umfassendes Bild über die politischen Themen und die Positionen der Parteien in ihren Regionen bilden. Gelobt wurde unter anderem die RTR-Sendung «battaporta», welche Jungparteien auf frische und lockere Art abholt, sowie «La mia Svizzera» auf RSI la Uno, welche elegant und sehr vif moderiert wurde. Einen Blick auf die anderen Sprachregionen ermöglichte ausserdem «Schweiz am Mittag», so Marianne Gilgen.
Personalisierung und Rankings
Zu Diskussionen Anlass gaben die Auswahlkriterien für die Aufnahme von Kandidatinnen und Kandidaten in Sendungen wie «Wahlfahrt» von SRF, welche den Porträtierten eine grosse Plattform boten. Im Fokus standen unbestrittene bekannte Persönlichkeiten für den Nationalrat, die nicht auf Wahlhilfe angewesen waren, so Marianne Gilgen. Dennoch sind die Publikumsräte der Meinung, dass trotz der innovativen und unterhaltenden Form als Infotainment-Sendung, die Auswahl der Porträtierten ein heikles Unterfangen ist. Der Einfluss auf die Meinungsbildung ist nicht zu unterschätzen. Ebenso heikel sind «Rankings» und Parteimeinungen, die eine echte Diskussion verhindern. Solche Sendungen sollten vermehrt mit Fakten angereichert und damit vertieft werden. Die Kassensturz-Sendung vom 22. September 2015 über das Parteien-Duell wird vom Publikumsrat dementsprechend als heikel eingestuft. Ebenso kritisch wurde Smartvote als Wahlhilfe hinterfragt. Interessanterweise wurde Smartvote sehr wenig genutzt, bestätigte Marianne Gilgen. Bemängelt wurde ausserdem die nicht immer gendergerechte Sprache bei den SRF-Sendungen und Online-Inhalten.
Als Entwicklungsmassnahmen empfehlen die Publikumsräte, dass insbesondere die «Politbox» weiterverfolgt und idealerweise ausgebaut wird. Allenfalls könnte eine Neubenennung der SRG-App dabei helfen, das Tool bekannter zu machen. Ebenso sollten die Wahlhilfen von SRF auch den anderen Sprachregionen zur Verfügung gestellt werden.
Arbeitsgruppe der Präsidenten der Publikumsräte SRG SSR[content_block id=29782 slug=ena-banner]