EIN GROSSVATER PROJEKTDIE GESCHICHTE EINER FLUCHTMIT DER HAUSAUTORIN DES LUZERNER THEATERS, IVNA ŽIC
SAMSTAG, 8. DEZEMBER 2012, 19.00 und 20.30 UHR, LUZERNER THEATER, SCHNEIDEREI, TREFFPUNKT IM KASSENFOYER
MIT
Ivna Žic und Maria Seiser
Seit Beginn der Spielzeit 2012/13 ist Ivna Žic Hausautorin des Luzerner Theaters und bringt im März 2013 ihre Uraufführung «Briefe» (Arbeitstitel) auf die Bühne des UG. Bereits im Vorfeld lädt sie zu szenischen und literarischen Abenden in verschiedene Spielstätten des Luzerner Theaters ein. Mit «Ein Grossvaterprojekt. Die Geschichte einer Flucht» ist der neue Abend überschrieben, den sie zusammen mit der Schauspielerin des Münchner Residenztheaters, Maria Seiser, gestaltet. Das Projekt ist eine Auseinandersetzung mit dem Ungesagten und der Versuch einer in Zagreb geborenen Enkelin, eine Geschichte zu erzählen, die sie so nie gehört hat.
15 Jahre verbringt Ivna Žic mit ihrem Grossvater, lernt ihn und seine Geschichten kennen, pflegt ein inni-ges Verhältnis, ist von Anekdoten, Gerüchen, Geschichten und gemeinsam verbrachten Stunden geprägt. Glaubt, diesen Mann, der ihr Grossvater war, gut und genau zu kennen. Nach dem Tod des Grossvaters kommt plötzlich eine Geschichte zu Tage, die davor nie erzählt wurde; es ist die Geschichte einer Flucht und eines Massakers, eine Geschichte, die zugleich die Geschichte einer gesamten Nation ist; eine Ges-chichte, über die lange Zeit nicht gesprochen wurde. Plötzlich kreuzen sich historische Ereignisse und eine anscheinend bekannte Biographie, das Schweigen verbindet beide, ein Riss zieht durch sie hindurch, eine Lücke im Ablauf zeigt sich. Wie verändert Schweigen das Schreiben einer Biographie und wie verändert es das Schreiben der Geschichte eines Landes? Doch nun fehlt das Gegenüber, es fehlt der Grossvater, der auf Fragen Antworten geben könnte. Das Projekt ist ein Versuch über das Schweigen. Es ist der Ver-such einer Enkelin, eine Geschichte zu erzählen, die sie so nie gehört hat. Es ist der Versuch eines Por-träts, das man aus der Erinnerung malt, um vielleicht ein Rätsel zu lösen. Und schliesslich ist das Projekt ein Versuch, anhand einer persönlichen Geschichte das Verschweigen von Kriegsereignissen darzustellen und die Lücke, die bleibt, zu thematisieren.
In der Spielzeit 2012/2013 ist die in Zagreb geborene und in der Schweiz aufgewachsene Ivna Žic Haus-autorin des Luzerner Theaters. Gemeinsam mit unseren Partnerhäusern Theater Basel und Konzert Thea-ter Bern beteiligt sich das Luzerner Theater erneut am Förderprojekt «Stück Labor Basel». Jedes der drei beteiligten Theater arbeitet über die gesamte Spielzeit hinweg kontinuierlich mit einer Autorin oder einem Autor zusammen. Im ständigen Kontakt zwischen Theaterbetrieb und Theaterautor und ausserhalb der sonst üblichen Produktionszwänge, wird so gemeinsam ein Stück entwickelt und am Ende der Spielzeit zur Uraufführung gebracht.