Seit neun Jahrzehnten ist die Surseer Operettenbühne schweizweit bekannt und galt immer schon als die beste Laienoperettenbühne des Landes. Bis weit in die 1970er Jahre gehörte für die ländliche Bevölkerung ( vor allem aus dem Entlebuch und dem anschliessenden Emmental ) der jährliche Besuch der Operette Sursee zum kulturellen Höhepunkt des Jahres. So beförderten denn viele Carunternehmen aus der Deutschschweiz fast allabendlich teilweise ganze Dorfgemeinschaften, Trachtenvereine usw. aus fast allen Kantonen der deutschsprachigen Schweiz nach Sursee zur alljährlichen „Operette“.
Die Sorser Operette, der alljährliche Strassenfeger auf der Luzerner Landschaft
Kinos waren auf dem Lande spärlich gesät, Fernseher gabs noch nicht und wer schon, wer hatte gar ein eigenes Auto zu dieser Zeit. Das Angebot an kulturellen Anlässen auf dem Lande war damals, im Gegensatz zu heute, problemlos überschaubar, Heimunterhaltung wie z.B. Fernsehen oder Video schauen, den allerwenigsten zugänglich. So fusst teilweise der grosse Erfolg, den man am Stadttheater Sursee Dank dem Wechsel vom Schauspiel zum Singspiel vor 90 Jahren hatte und immer noch hat, auch auf der treuen Stammkundschaft aus ländlichen Gebieten. Unterstützt auch von den Carunternehmern, die die Tickets gleich hunderterweise kauften und die Carfahrten an die Sorser Operette fix in ihrem jährlichen Ausflugsprogranmm proklamierten.
Auch kritische Zeiten überstand man schadlos
Eine besonders heikle Phase gabs mal im Jahre 1966, als in der Innerschweiz die Maul – und Klauenseuche ausgebrochen war. Von den Behörden wurden recht restriktive Vorschriften erlassen, um eine weitere Verbreitung derselben möglichst zu verhindern. So mussten u.a. vor den Eingängen des Theaters, der Restaurants usw. Seuchenteppiche gelegt werden. Immerhin wurden die Fahrten der Cars nach Sursee nicht untersagt, wie anfänglich allseits befürchtet. Heute ist das Publikum weit durchmischter als früher, aber noch immer ist der Besuch der Operette ein gesellschaftliches Ereignis und fix in der Agenda eingetragen und auch viele, die früher mal mit ihren Eltern mit dem Marti Car an der Operette waren, kommen heute mit dem eigenen Auto und mit ihren Kindern und schwärmen von früheren Zeiten, als alles noch viel einfacher und weniger luxuriös war.
Erfolgsgeschichte wird auch im renovierten Stadttheater fortgeschrieben
Seit der grossen Renovation des Stadttheaters 199972000, sieht das neue Theater ja schon fast aus wie solche in grösseren Städten, der Charme der ganzen Inszenierung atmet aber nach wie vor in jeder Ritze des ehrwürdigen Gebäudes hinter der katholischen Pfarrkirche, dem man sich auch noch heute mit einer gewissen Ehrfurcht, aber auch grosser Vorfreude nähert. Noch immer sind Spuren früherer Akteurinnen zugegen, wenn auch nicht mehr visuell, so doch spirituell. Gute Geister, die mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass die ihnen folgenden Generationen mit ebenso viel Engagement und ebensolcher Spielfreude diese Tradition fortführen und den guten Ruf des Hauses mit ihren Leistungen bewahren, ja gar ausbauen.
Erfolg auch mit Produktionen wie an den grossen Häusern
Mit grossem Respekt würden die Gründerväter feststellen, dass die heutigen Protagonisten die beiden letzten Jahre mit der „Fledermaus“ und „Boccaccio“ gar schon fast „richtige“ Opern erfolgreich auf die Bühne gebracht haben, ganz wie in grossen Häusern eben. Es gehört heute zum guten Ton, dass man in der Operette war, ist es doch auch noch so, dass man trotz teilweiser Professionalisierung, sehr viele Akteure persönlich kennt, gar mit ihnen verwandt ist. Sehr viel wird getan, ob auf der Bühne oder hinter der Kulisse, sei es als künstlerische Leiterin, sei es als Garderobiere oder Mittelbeschaffer, damit das Gesamtpaket Operette Sorsi sich weiterhin erfolgreich gegen eine immer grösser werdende Unterhaltungskonkurrenz behauptet und somit zuversichtlich den kommenden Jahren entgegengeblickt werden kann. Erneut ein starkes Zeichen gesetzt haben die Mitwirkenden auch dieses Jahr mit ihrem „Boccaccio“, dessen „Dernière“ ich, im ausverkauften Haus, angesehen habe. Auch am Schluss dieser Aufführung, wie an fast allen vorherigen, gab es eine verdiente „Standing Ovation“ für die Glanzleistung des Ensembles. Zum ausführlichen Bericht unserer Kolumnistin Noémie Felber über die Inszenierung gelangen Sie über unten eingefügten Link.
Kleine Fotodiashow der Boccaccio Produktion von Roberto Conciatori:
Bericht der Boccacio Première von www.noemiefelber.ch
Text www.leonardwuest.ch
Fotos: stadttheater-sursee.ch/willkommen
Homepages der andern Kolumnisten: www.gabrielabucher.ch https://noemiefelber.ch/ https://annarybinski.ch/ Paul Ott:www.literatur.li