Ein Leben ohne Abfall: Eine Urner Familie hat es ausprobiert

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Zahnpasta, Cremen, Rasierklinge Auch im Bad hat die Familie Frischkopf die Abfälle stark reduziert.

Das Amt für Umweltschutz des Kantons Uri hat im vergangenen Jahr begonnen, die Bevölkerung für das Thema Abfall zu sensibilisieren. Eine fünfköpfige Familie hat nun eine Woche möglichst wenig Güsel produziert.

Die Küchenmaschine ist lautstark am Werk, als Selina Frischkopf zum Gespräch bei sich zu Hause in Attinghausen einlädt. «Ich bin gerade am Brotteig machen», sagt die 29-Jährige lachend. In der Küche stand sie oft in der vergangenen Woche: Sie und ihr Mann Raphael haben sich für ein Zero-Waste-Experiment zur Verfügung gestellt, was auf Deutsch so viel bedeutet wie: Kein Abfall. Das Thema liegt der Familie mit den drei kleinen Kindern am Herzen. «Wir gehen ab und zu gemeinsam Abfall einsammeln», sagt Selina Frischkopf, «da schockiert es uns manchmal schon, was alles liegengelassen wird.»

Oft geht es ums Fragen

Mit dem einwöchigen Experiment wollte die Familie nun herausfinden, wie es im ganz normalen Familienalltag und mit einem beschränkten Budget gelingen kann, weniger Abfall zu produzieren. Selina Frischkopf hat sich vorbereitet und eingelesen: Viele Produkte wie Zahnpasta, Seife und Esswaren konnte sie in wieder auffüllbaren Behältern in Unverpacktläden kaufen. Aber auch die lokale Metzgerei und Käserei legten ihre Produkte gerne in ein mitgebrachtes Tupperware. Früchte, Gemüse und Milch holte sie direkt vom Hofladen. Milchprodukte wie Rahm, Butter oder Crème fraîche stellte sie selber her, genauso wie das Znüni für die Kinder. «Es braucht generell etwas mehr Vorbereitungszeit und Organisation», sagt Selina Frischkopf, die kein Auto für die Einkäufe zur Verfügung hat. «Aber ich denke, das kommt mit der Routine.» Auch die korrekte Zubereitung von heikleren Lebensmitteln sei Übungssache. «Was unsere Grosseltern konnten, sollten wir uns auch wieder aneignen», ist die junge Mutter überzeugt.

Die Reaktionen in den Unternehmen waren positiv. Sie sei erstaunt gewesen, wie viel allein mit Kommunikation möglich war, sagt Selina Frischkopf nach einer Woche, «oftmals reichte es, den Kontakt zu suchen und schlicht zu fragen.» In einer Experiment-Woche hat die Familie drei Viertel weniger Abfall produziert als normalerweise. Anstelle der beiden 35-Liter-Güselsäcke war Ende Woche nur ein halber gefüllt. Für Selina Frischkopf ist klar, dass sie diese Tendenz beibehalten will: «Wir wollen uns und die Kinder nicht zwingen beziehungsweise überfordern. Aber in vielen Alltagsbereichen können wir den Abfall mit einfachen Mitteln reduzieren – hier möchten wir ansetzen.»

Vortrag und Workshops

Das Amt für Umweltschutz organisiert für die interessierte Bevölkerung Veranstaltungen, die auf diese Themen eingehen. Nebst einem Vortrag sind zwei Workshops Bestandteil dieser Reihe, die spezifisch auf Ernährung oder Schenken eingehen. «Das sind Bereiche, in denen tendenziell viel vermeidbarer Abfall anfällt», erklärt Regula Hodler vom Amt für Umweltschutz die gewählten Schwerpunkte. Das Amt setzt sich im Rahmen der seit letztem Jahr laufenden Kampagne «Ä süüberi Sach» für Massnahmen zur Reduktion von Siedlungsabfall ein. Im Kanton Uri kommen pro Jahr insgesamt über 6’000 Tonnen zusammen.

Tipps für weniger Güsel

  • Machen Sie es wie früher: Kochen Sie selber und mit regionalen Produkten, statt auf Fertigprodukte zurückzugreifen.
  • Fallen Sie nicht in die Schnäppchenfalle! Kaufen und konsumieren Sie nur, was Sie wirklich brauchen.
  • Bringen Sie eigene Taschen, Gläser und Behälter mit. Gerade wenn Sie in lokalen Geschäften oder auf dem Markt einkaufen, funktioniert das sehr gut.
  • Tauschen Sie, teilen Sie, leihen Sie aus. Das minimiert nicht nur Abfall, sondern belebt auch die sozialen Kontakte.

Läden im Kanton Uri, die den Offenverkauf unterstützen, sind auf der Website www.ur.ch/sauberesache aufgeführt. Wenn Ihr Angebot auf der Liste noch fehlt, können Sie sich bei abfall@ur.ch melden.

Veranstaltungen zu Zero Waste (Zertifikatsanlässe)

  • Donnerstag, 21. Oktober 2021. um 20 Uhr: Vortrag «Meine Reise in ein müllfreies Leben»
  • Donnerstag, 28. Oktober 2021 um 19.30 Uhr: Workshop «Essen und Trinken»
  • Donnerstag, 4. November 2021 um 19.30 Uhr: Workshop «Feiern und Schenken»

Alle Veranstaltungen finden bei der SBU (Rüttistrasse 47, Schattdorf) statt. Das Amt für Umweltschutz führt sie in Zusammenarbeit mit ZeroWaste Switzerland durch. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Bitte melden Sie sich jeweils bis Dienstag vor dem Anlass an.

Anmeldung und weitere Infos: www.ur.ch/sauberesache, Tel. 041 875 24 30[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]