Ja, oh Wonne, jetzt sind sie da, unsere heimischen Erdbeeren. Leider hat die fast ganzjährige Verfügbarkeit, oft zu Tiefstpreisen, dem Ansehen der Erdbeere geschadet. Die beste Zeit, um Erdbeeren zu geniessen, beginnt deshalb jetzt, wenn es wieder Schweizer Erdbeeren gibt. Denn ob man im tiefsten Winter mit Erdbeeren aus Peru oder aus Südafrika oder aus Spanien so richtig glücklich wird, ist fraglich.
Ich möchte Ihnen nun aber nicht die Lust auf Erdbeeren vergällen. Und dass die Menschen nicht warten mögen, bis die Saison für Erdbeeren da ist, das ist auch keine Erfindung unserer Zeit. Ich erinnere mich da an eine Geschichte, die sich im Palace Hotel Gstaad zugetragen hat, in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts: Es war tiefer Winter. Otto Schlegel, der Küchenchef, sah sich mit dem Wunsch eines Gastes konfrontiert, subito Erdbeeren zu organisieren. Der Gemüselieferant aus Luzern besorgte diese aus Japan. Jede Beere wurde einzeln in Seidenpapier verpackt geliefert. Der Preis sprach sich unter den Angestellten wie ein Lauffeuer herum: drei Franken das Stück. Wir Köche mit unserem Monatslohn von 320 Franken begannen zu rechnen. Sie können es sich vorstellen. Doch nun möchte ich mit zwei ganz besonderen Rezepten den Dessert Alltag verschönern. Auf denn zum Genuss:
Erdbeersuppe:
Die Hälfte der gekauften, schön reifen Erdbeeren pürieren und daraus mit Zucker und Prosecco eine suppenflüssige Sauce zubereiten. Total rechnet man etwa 250 Gramm pro Person. Mit etwas Zitronensaft und einer Umdrehung schwarzen Pfeffers aus der Mühle abschmecken. Die restlichen Erdbeeren in Scheiben schneiden und in die Suppenteller legen. Die Sauce darüber geben. Die Beeren müssen zugedeckt sein. Kurz vor dem Servieren eine Kugel Erdbeerrahmeis (oder auch Sorbet) darauf platzieren. Das Ganze dann mit etwas Pfefferminze oder speziell mit Basilikumstreifen bestreuen.
Mit Erdbeeren gefüllte Crêpes:
In eine feuerfeste Portionenform eine dünne Crêpe hineinlegen. Mit ein wenig Zucker und einem Schuss Grand Marnier erwärmte und gescheibelte Erdbeeren darauf geben. Das Ganze mit einer zweiten Crêpe bedecken. Etwas geschlagenen Vollrahm mit einem Eigelb vermischen und diesen Mix über die Crêpes verteilen. Bei starker Oberhitze im Ofen auf oberster Rille bei 220 Grad kurz überbacken. Zuletzt eine Kugel Vanilleeis darauf platzieren und sofort servieren.
Übrigens, wussten Sie, dass der Schlagrahm aus der Dose wohl aus Schweizer Milch stammt, aber zur Abfüllung nach Belgien oder Italien gekarrt wird, um dann wieder im Verkaufsregal gezuckert oder eben «ohne», feilgeboten wird? So meinte ich, dass von Hand geschlagener Rahm nicht nur ein Ritual ist, sondern auch besser mundet. Warum denn in die Ferne schweifen liegt, doch das Glück so nah? Nämlich Doppelrahm (Crème Gruyère) oder «Beeri»-Rahm aus der Schweizer Molkerei mit heimischen Beeren. Und für Liebhaber noch ein «Chugeli» Glace vom Buurehof. Wahre Glücksmomente für Augen und Gaumen.
Text www.herberthuber.ch
Fotos: www.pixelio.de
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