So hat jede Geschichte ihren Anfang. Gemäss „Heimatscheinbüechli“ bin ich ein heimatberechtigter Grosswanger. Diese Ehre habe ich vom Vater Gottfried Wilhelm Huber geerbt. Denn er ist im Unterdorf aufgewachsen. Als Sohn eines Schreiners. Als seine Schwester und meine Patentante Ihren 100sten Geburtstag feierte geschah dies, auf Gotti’s Wunsch, in Grosswangen.
Und wie es üblich ist an einem so überaus wichtigen Geburtstag, erschien auch der Gemeindepräsident Beat Fischer mit einem flotten bunten Blumenstrauss. „Aha eine vo dene Fischer besch Du“, bemerkte meine Gotte und darauf wurde tüchtig geprostet. Gwundrig wie ich bin, wollte ich mehr über diesen interessanten Mann erfahren. Mit Stolz erzählte er mir, dass er mit einer Italienerin verheiratet sei. Und wie glücklich, denn seine Vilma, geborene „Di Tommaso“ produziere mit Leidenschaft, ja geradezu mit Inbrunst, original italienische Pasta.
So wurde ich hellhörig, wie eben nur ein Schreibender und Koch es werden kann. So ging es auch nicht lange – diese Vilma wollte ich persönlich kennen lernen.
Die erste Begegnung
Das war ein Erlebnis. Im „Schutz“ etwas ausserhalb des Dorfes weist ein Wegweiser unmissverständlich darauf, dass hier etwas mit Pasta passiert. Vor dem Wohnhaus und einer Scheune steht eine mächtige Platane. Von der Aussenwand der kleinen Manufaktur lächelt mich Don Camillo (Schauspieler Fernandel) freudvoll an. Natürlich Pasta geniessend. Die italienischen Farben dominieren den Vorplatz: „Vilmas Pasta“ steht in grossen Lettern schwungvoll geschrieben. Sehr professionell, geht mir durch den Kopf. Kaum zu Ende gedacht, erscheint diese Vilma. Spontan „Ciao“ rufend und „Härzlech wellkomme i minrere Wäut! Der Grosswanger Dialekt ist perfetto – der Auftritt authentisch „italienisch“.
Vilma’s Geschichte
So zeigte mir Vilma zum ersten Mal, das war vor gut 7 Jahren, ihr kleines Reich. Und schoss gleich los: Ja, sie sei als Tochter italienischer Einwanderer mit ihrem Bruder in Ruswil aufgewachsen. „Tschinggeli“ seien sie halt damals gewesen“, erzählt Vilma. Doch das war einmal. Auf jeden Fall waren Essen und Genuss bei den Italienern sicher höher gewertet als zu diesen Zeiten in einer Schweizer Familie. Und irgendwie „rotierte“ etwas im Hirni dieser Vilma – nämlich eine Vision , dereinst mit der italienischen Küche Menschen rundum glücklich zu machen.
Vilma engagierte sich überall wo etwas los und viel Temperament gefragt war. In Vereinsleben, im Sport und in der Kultur wie Theater und Musik. Vilma wurde auch bekannt als Fasnachtskleider Näherin und kaum zu glauben als Fussball Fan. Dem sagt man schlicht und einfach gelebte Integration!
Eines Tages lernte Vilma an einem Fasnachtsball ihren Zukünftigen kennen und verliebte sich in den flotten Grosswanger, den Gemeindepräsidenten eben. 1993 übernahmen sie den elterlichen Hof und gründeten eine Familie. Die Kinder sind heute erwachsen. Sicher auch Dank der guten Kost aus Mutter’s Küche, welche vielseitig und von viel Temperament geprägt war.
An der Bäuerinnen Fachschule lautete das Thema ihrer Abschlussarbeit: Das ABC der Pastaproduktion. Mit einem mini kleinen handgetriebenem “Maschineli“ der Marke Imperial und zehn Wäscheständern aus der Landi wurde die „Werkstatt der Produktion von Pasta“ ausgestattet. Und was da getüftelt wurde, war für Vilma der Beweis: Das wird ihre Zukunft sein.
Vilmas Pasta heute
Jahre sind vergangen und bei meinem letzten Besuch präsentierte Vilma voller Stolz Die top eingerichtet Produktionsstätte mit grossen Pastamaschinen, Vakuumier- Geräten, professioneller Wage und Inkasso Stelle für das Steueramt. Zwei Mitarbeiter stehen ihr zur Seite. Der „Laden“ ist schmuck eingerichtet, so richtig „anmächelig“ dekoriert. Man fühlt sich buchstäblich in Italien.
Inzwischen sind meine Familie, Freunde, Gastronomen und Bekannte total verliebt in Vilmas Pasta. Von den hauchdünnen Taglierin und einer breiten Palettei bis hin zum ganzen Ravioli Sortiment. Und ich will als Koch auch nicht nachbohren, wieso alles so original und eben authentisch italienisch ist. Dieses Geheimnis des Erfolges lasse ich bei Vilma ruhen. Dort nämlich, in ihrem Herzen, das in Grosswangen für grossen Pasta Erfolg, schlägt.
Ein paar Tips, im Umgang mit Pasta hingegen durfte ich der Vilma bei der Verkostung der pikanten „Chorizo Ravioli picante“ doch noch entlocken. War daran etwa der süffige Valpolicella schuld? Oder sein fratello Barbera?
Das hegen und pflegen von Pasta:
Pasta sollte immer à la minute gekocht werden. Das heisst: nie vorkochen, abspülen und wieder wärmen. Der Gast wartet auf die Pasta und nicht umgekehrt. Pasta frisch zubereitet ist eine super Sache. Zu beachten gibt es Folgendes:
Luftgetrocknete Pasta ist bei kühler, dunkler und trockener Lagerung (nicht im Kühlschrank!) sicher 2 bis 3 Monate haltbar. Sie wird allerdings durch die Lagerung nicht besser. Lufttrocknen geht so: in einem dunklen, trockenen Raum mindestens 48 Stunden trocknen lassen (Pasta muss hart sein und «glasig» klingen).
Getrocknet werden z. B. Nudeln, indem man sie über einen Holz- oder Kunststoffstab hängt oder luftige Häufchen auf einem Gitter macht. Trocknen im Dörrapparat würde ich nicht empfehlen. Das ist sehr heikel, da die Pasta aussen zu schnell trocknet und im Innern noch feucht sein kann. Frisch produzierte Pasta kann man ohne einfrieren 3 bis 4 Tage im Kühlschrank aufbewahren. Man kann sie aber auch sofort einfrieren – und später gefroren kochen, ohne sie vorher aufzutauen. Beim Einfrieren sollte man die Nudeln oder Ravioli möglichst nicht aufeinanderlegen (sonst kleben sie), und wenn, dann schichtweise mit einem Metzger-Papier dazwischen. Teigwaren tauen sehr schnell auf.
Betreffend Salmonellen besteht keine Gefahr, da ja die Pasta anschliessend gekocht wird. Schimmel entsteht nur dann, wenn die Teigwaren noch feucht gelagert werden. Oder halbtrockene und feuchte sich mischen. Trotzdem würde ich, auch wenn Sie noch so stolz auf Ihre hausgemachten sind, diese nicht verschenken. Denn wenn die Beschenkten diese nicht so kochen, wie Sie es tun, gibt es einen Flop. Gefrorene sollten Sie erst recht nicht weiterschenken, denn diese tauen sehr schnell wieder auf, verlieren an Qualität und kleben aneinander. Und deswegen extra eine Transporttiefkühltasche zu kaufen, lohnt sich kaum. Wenn das Pastageschenk nicht richtig verpackt ist, z. B. vakuumiert in Schalen, besteht auch die Gefahr, dass irgendwo ein «Chäferli» reinkommen könnte.
Auf Nummer sicher gehen
So rät Vilma: Geniessen Sie Ihre Pasta zu Hause mit Freunden. Da gehen Sie auf Nummer sicher. Und noch ein Tipp: In Grosswangen dürfen Sie sicher mal Frau Vilma Fischer- Di Tommaso besuchen. Vielleicht plaudert Sie aus dem Näh- respektive Pastakästchen? salute@vilmas-pasta.ch.
Kleine Fotodiashow zur Kolumne:
Text www.herberthuber.ch
Fotos: https://www.vilmas-pasta.ch/
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