Elbphilharmonie Hamburg, The Tallis Scholars »Das Hohelied der Liebe«, 15. Mai 2023 besucht von Léonard Wüst

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Die Tallis Scholars beim Konzert in der Elbphilharmonie Foto Daniel Dittus

Besetzung und Programm:

The Tallis Scholars Vokalensemble

Leitung Peter Phillips

Sebastián de Vivanco
Magnificat Octavi Toni / aus: Liber magnificarum
Robert Parsons
O bone Jesu
Heinrich Isaac
Tota pulchra es
Sebastián de Vivanco
Sicut lilium
Sebastián de Vivanco
Veni, dilecte mi
Costanzo Festa
Quam pulchra es
Judith Weir
Ave regina caelorum
Orlando di Lasso
Ave regina caelorum
Francis Poulenc
Salve regina
William Cornysh
Salve Regina

Manchmal fragt man sich schon, was diese Architekten denken. Vielleicht sollte man denen mal beibringen, dass halt ab und zu das Spektakuläre, das rein Ästhetische zugunsten der Funktionalität und Zweckdienlichkeit etwas in den Hintergrund gehörte.

Fehlende Aufsichtspflicht der Budgetverantwortlichen

Es wäre doch auch die Pflicht der Budgetverantwortlichen, falls für die Renovierung, den Bau der Objekte zum Teil, oder ganz, öffentliche Mittel aufgewendet werden, die entsprechenden Pflichten, Auflagen im Vertrag besonders zu vermerken und auch zu kontrollieren, gegebenenfalls einzuschreiten.

Zürcher Tonhalle als Negativbeispiel

Tonhalle Zürich rosser Konzertsaal

So sind in der Tonhalle in Zürich, bei Renovationskosten (2017 – 2020) von 175 Millionen Franken grad mal ca. ein Dutzend Damentoiletten vorhanden. Das mag ja gereicht haben, als im Jahre 1895 Johannes Brahms bei der Eröffnung am 19. Oktober 1895 das erste Konzert, unter anderem mit einem eigenen Werk dirigierte. Damals waren die meisten Besucherinnen wohl aus der Stadt und konnten teilweise in der Konzertpause das stille Örtchen in ihrem Zürcher Zuhause aufsuchen und benutzen.

Insgesamt umfasst der Saal neu 1430 Plätze, 116 weniger als vor dem Umbau.

Man kann annehmen, dass etwa die Hälfte der Konzertbesucher*innen dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen sind und 12 WCs für ungefähr 700 Personen wohl kaum ausreichend sind.

Hier die Antwort, wieso ich das in einem Konzertbericht schreibe.

Obwohl Schweizer, also Angehöriger eines Berg – oder zumindest Alpenvolkes bin ich mir Bergsteigen, dazu noch in einem Konzertsaal, überhaupt nicht gewohnt, da dessen auch nicht mächtig und auch nicht schwindelfrei.

Bergsteigen im Konzertsaal

Da ist es auch nicht unbedingt tröstlich zu sehen, da nicht alle Besuchenden im Teenager – oder Twen Alter, dass auch andere mehr als Mühe haben, ohne Seil und Steigeisen, sich auf den Rängen zu bewegen und ihre Plätze zu erreichen.

Einmal mehr ärgerte ich mich über die, als Zuschauertribünen deklarierten Steilrampen im großen Konzertsaal in der, zugegebenermaßen, wunderschönen Elbphilharmonie in Hamburg, deren Bau am Ende mit rund 866 Millionen Euro etwas mehr als das 11,24-fache der mit ursprünglich 77 Millionen Euro geplanten Summe zu Buche schlug, also fast eine Milliarde, eigentlich unvorstellbar, aber dann auch so Besucher unfreundlich.

Inklusion heute ein ganz großes Thema, nicht so in der Elphi

Elbphilharmonie-grosser-Konzertsaal-Foto-Christian-Charisius

Besonders in den heutigen Zeiten, wo doch überall Inklusion ein großes Thema ist man damit sogar wirbt um sich ein positives Image zu erschaffen, wäre es doch nicht mehr als angebracht und selbstverständlich, dass man dieser wichtigen Angelegenheit, die, zumindest in der Schweiz, sogar in der Verfassung festgeschrieben ist, Rechnung trägt und so wenigstens Minimalstandards einhält.

Wenn Du nicht grad Tickets in der teuersten Kategorie, also Parterre hast und in den oberen Stockwerken kein Ticket in Reihe 6, 5 geht auch noch, ist äußerste Vorsicht angebracht, vor allem für Personen, die nicht mehr so trittsicher sind und auch für solche, die nicht mehr ganz gut sehen.

Blick auf Hamburg vom 15. Stock der Elbphilharmonie

Die einzelnen Reihen, nur über sehr steil angeordnete Stufen erreichbar, sind nicht mit durchgehendem Handlauf versehen, sodass teilweise ein (relativ gefährliches) B balancieren von Reihe zu Reihe vonnöten ist. Wenn Du Glück hast, stellt Dir ein anderer, hilfsbereiter, Besucher kurz seine Schulter zum Abstützen zur Verfügung, bis Du sicher an Deinem Platz angekommen bist.

 

Zum Konzert der britischen Vokalartist*innen

allis Scholar in der Elbphilharmonie

Seit ihrer Gründung vor genau 50 Jahren bilden die britischen Tallis Scholars eines der weltweit führenden Vokalensembles für Renaissance- und geistliche A-cappella-Musik.

Die Tallis Scholars sind eine Ikone der Alten Musik. Gegründet vor 50 Jahren und bekannt für ihre Interpretationen des Renaissance-Repertoires. Mit dem waren sie jetzt auch in der Elbphilharmonie zu Gast – und gaben dem Konzert eine beinahe mystische Aura.

Elbphilharmonie: Diese Liebe war leider ein bisschen zu kühl

Tallis Scholars mit Leiter Peter Philipps

Sechs Sängerinnen und vier Sänger standen da auf der Bühne im Großen Saal, stimmungsvoll ausgeleuchtet. Die Musik von Komponisten wie Sebastián de Vivanco oder Heinrich Isaac schien fast wie von selbst zu fließen. Dirigent Peter Phillips brauchte nur ein paar kleine Gesten, mehr nicht. Unterstützt von der kristallinen Akustik, verströmte das Ensemble den typischen Tallis-Sound: Er hat eine fast schon schmerzliche Klarheit. Mit Akkorden, die den Raum sirren lassen. Mit einer unglaublichen Transparenz. Und mit einem hellen, vibrato losen Strahl der Soprane, der manchmal wie ein vokales Laserschwert durch die Luft schneidet und auf dem Trommelfell kitzelt.

Peter Phillips Leitung der Tallis Scholars

Das klingt wie ein Konzentrat der britischen Chortradition. Allein, es passte nur so halb zum Programm. Für den Themenschwerpunkt „Liebe“ beim Internationalen Musikfest hatten die Tallis Scholars einige Hohelied-Motetten ins Zentrum gerückt. Also Vertonungen jener König Salomo zugeschriebenen Texte aus dem Alten Testament, die von den Wonnen der Liebe schmachten und dabei auch erotische Bilder und Metaphern nutzen.

Da nicht ein ausgewiesener Chormusikkenner, diesem Genre auch nicht grad besonders zugeneigt, geniesse ich diese Art Musik lieber in Kathedralen, Klöstern oder anderen Kirchen, Locations, die sich für sakrale Musik besser eignen, als ein relativ nüchterner Konzertsaal.

Trotz allem ist der Besuch eines Events in der Hamburger Elbphilharmonie immer ein ganz besonderes Ereignis und ich verbinde dies auch immer mit dem, für mich stimmigen Rahmenprogramm in Form der Anreise per Fähre ab den Landungsbrücken und einem gepflegten Nachtessen in www.carls-brasserie.de  vis a vis des monumentalen Herzog – de Meuron Baus vor dem Konzert.

Kurzer Trailer des Konzertes

www.youtube.com/watch?v=Hsq_2dwlzko 

Die längste Rolltreppe  Westeuropas in der Elbphilharmonie Hamburg

www.youtube.com/watch?v=3r2JAQYcCIY

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Léonard Wüst und Diverse

Homepages der andern Kolumnisten: www.marinellapolli.ch  maxthuerig.ch

www.gabrielabucher.ch www.herberthuber.ch

The Tallis Scholars in der Elbphilharmonie Hamburg

The Tallis Scholars Foto Rodrigo Perez

The Tallis Scholars in der Elbphilharmonie Hamburg

Peter Phillips Leitung der Tallis Scholars

The Tallis Scholars in der Elbphilharmonie Hamburg

The Tallis Scholars mit Leiter Peter Philipps

Dieser Beitrag wurde am von unter leitartikel und kolumnen von léonard wüst, musik/theater/ausstellungen, weltweit veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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