Drei Elemente – Wasser, Erde, Feuer – bestimmen die drei vom Taoismus inspirierten Stücke in Éléments. Zu Noetic und Faun –
beide waren im August 2022 auf der Bühne des Château Rouge in Paris zu sehen – kommt ein drittes Stück hinzu: Boléro, eine
Choreographie, die nun zum ersten Mal außerhalb der Pariser Oper gezeigt wird. Damit verfolgt das Grand Théâtre de Genève
weiterhin sein Ziel, legendäre Choreographien fest im Repertoire zu verankern.
Noetic von Sidi Larbi Cherkaoui
In dem introspektiven Noetic, das 2014 für die GöteborgsOperans Danskompani entstand, setzt Sidi Larbi Cherkaoui neunzehn
Tänzerinnen und Tänzer in schwarzen Anzügen und schwarzen Cocktailkleidern vor einem weißem Hintergrund in Szene, denen
flexible Kohlefaserbänder des Bildhauers Antony Gormley an die Hand gegeben werden. Auf der Suche nach einer Verbindung
zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos zeichnen die Tänzerinnen und Tänzer geometrische Formen gleich den Kurven des
Universums nach. Dieser Einblick in komplexe Denkstrukturen, der die Beziehung zwischen Mensch und Wissenschaft in Frage stellt,
wird von der neobarocken Musik des Komponisten Szymon Brzóska begleitet. Er komponierte bereits die Musik zu Sutra
(Saison 2022/23) und arbeitete dabei mit Cherkaoui und Gormley zusammen. Auf der Bühne entfaltet der japanische Perkussionist
Shogo Yoshii traditionelle Klänge, und die Sopranistin Ana Vieira Leite, die im kommenden April an der Opéra National de Paris ihr
Debüt als Créuse in Charpentiers Médée geben wird, bringt die menschliche Stimme mit ins Spiel.
Faun von Sidi Larbi Cherkaoui
Die Originalkreation von Vaslav Nijinsky aus dem Jahr 1912, die auf der Musik von Claude Debussys Prélude à l‘après-midi d‘un faune
basiert, wurde 2009 von Sidi Larbi Cherkaoui im Auftrag des Sadler‘s Wells in London zu neuem Leben erweckt und gehört nun zum
Repertoire des Ballet du Grand Théâtre.Cherkaouis Kreation ist eine sinnliche, zugleich unschuldige und wilde Geschichte, die in einem
von Adam Carrée entworfenen Bühnenbild vor der Kulisse eines Waldes spielt. Es ist das Liebesspiel zweier mythischer Figuren, der
Nymphe und des Fauns. Die Musik des Komponisten Nitin Sawhney ist mit der von Debussy verwoben, wobei die Klanglandschaft fast
unbemerkt von einem Stil zum anderen übergeht. Der Modedesigner Hussein Chalayan entwarf die Kostüme für die beiden Figuren,
die sowohl Archetypen als auch Menschen von heute sind.
Boléro von Damien Jalet und Sidi Larbi Cherkaoui
Boléro – 2013 für die Opéra National de Paris kreiert und 2017 auf der Bühne des Palais Garnier wiederaufgenommen – wurde von
Damien Jalet und Sidi Larbi Cherkaoui gemeinsam choreographiert und ist nun zum ersten Mal außerhalb des Palais Garnier zu sehen.
Die schwarz gekleideten Tänzerinnen und Tänzer mit stark geschminkten Gesichtern begeben sich fast in Trance und tanzen einen makabren
tantrischen Tanz von großer Kraft, der unausweichlich auf den Tod zusteuert. Dieser an physische und mentale Grenzen gehende Sog wird durch
die Ausstattung der Star-Performancekünstlerin Marina Abramović noch unterstrichen. Der legendären Künstlerin ist zeitgleich in der
Royal Academy of Arts in London eine Retrospektive gewidmet (zu sehen bis zum 1. Januar 2024). Der italienische Designer Riccardo Tisci,
von 2005 bis 2017 künstlerischer Leiter des Hauses Givenchy, ist bekannt für seine Bezüge zu Gothic und schwarzer Romantik.
2013 gewann er den internationalen Preis des Council of Fashion Designers of America (CFDA) und zeichnet für die Kostüme verantwortlich.
Grand Théâtre de Genève: Éléments
Premiere: 18. November 2023, 20:00 Uhr
Weitere Vorstellungen: 21. & 22 November, 20:00 Uhr
Ballet du Grand Théâtre
Orchestre de la Suisse Romande
Musikalsiche Leitung: Yannis Pouspourikas
Weitere Infos: https://www.gtg.ch/saison-23-