
die festival strings lucerne
einleitende grundinformationen: neue ära bei den festival strings lucerne
die strings sind in aufbruchstimmung
«neben star-glamour sollen auch verrückte ideen platz haben.»
aussage von daniel dodds
frischer wind bei den festival strings lucerne: sie werden künftig von konzertmeister daniel dodds geleitet – und gehen auch programmatisch neue wege.
wie geht es weiter mit den festival strings lucerne? die frage stellt sich, seit das tourneeorchester nur noch von der stadt subventioniert wird. und sie wurde akut seit dem weggang von chefdirigent achim fiedler. jetzt ist klar: die strings machen weiter ohne einen dirigenten als künstlerischen leiter. dieser wird konzertmeister daniel dodds, der als geiger bereits unter ensemble- gründer rudolf baumgartner mitspielte. als fester gastkünstler wird zudem der bekannte geiger daniel hope verpflichtet. (aus der nlz,16.1..2012)
mit spielzeitbeginn im kkl luzern am mittwoch, den 14. november 2012, erfolgte die ernennung von daniel hope als principal guest artist der «festival strings lucerne». die zusammenarbeit wurde zunächst bis zum ende der spielzeit 2013/2014 vereinbart. die position hat es bisher nicht gegeben und wird eigens für ihn neu eingerichtet.
die berufung geht einher mit einer allgemeinen neuausrichtung der künstlerischen leitung nach dem abschied des dirigenten achim fiedler im sommer dieses jahres.achim fiedler war in dieser funktion insgesamt 14 jahre tätig: als direkter nachfolger von rudolf baumgartner, der das exquisite streicherkammerorchester 1956 zusammen mit der geigerlegende wolfgang schneiderhan gegründet hatte.
daniel hope kam 1974 in durban (südafrika) zur welt. als er ein halbes jahr alt war, erhielt sein vater, der angesehene romancier, dichter und kämpfer gegen die apartheid christopher hope, endlich ein ausreisevisum. die familie ging zunächst nach paris, dann nach london, wo daniels mutter eleanor von yehudi menuhin als sekretärin engagiert wurde. später war sie viele jahre managerin des berühmten geigers und dirigenten. 1978 erhielt hope ersten geigenunterricht bei sheila nelson in london. sechs jahre später begann er ein studium am royal college of music bei itzhak rashkovsky, felix andrievsky und grigory zhislin und spielte im britischen fernsehen. 1985 lud menuhin ihn ein, mit ihm die bartók-duos für das deutsche fernsehen aufzuführen; es war der beginn einer langjährigen musikalischen partnerschaft, während der die beiden geiger mehr als 60 gemeinsame konzerte gaben. 1999 führte er bei menuhins letztem öffentlichen auftritt das violinkonzert von schnittke in düsseldorf auf. 1992–98 war hope schüler von zakhar bron an der royal academy of music in london, wo er auch sein examen machte.
- daniel dodds, künstlerischer leiter
- die festival strings lucerne
- principal guest artist: daniel hope
jetzt zum konzert:
das konzertmotto: „bohemian serenade“versetzte mich schon in gespannte vorfreude, betrachten wir alt 68er uns doch heute auch als eine art bohémiens, obschon wir ja genau ebensolche gar nie werden wollten. als grosser anhänger der slawischen volksweisen erfreute ich mich zuerst an josef suk`s (1874 – 1935) meditation über den altböhmischen choral „st. wenzel“ ,opus 35a, ebenso hingebungs- wie gefühlvoll interpretiert vom ensemble. dann bat orchesterleiter daniel dodds die solisten christina fassbender (flöte), vital julian frey (cembalo) und als principal guest artist daniel hope (violine) für die nun folgenden werke von johann sebastian bach (1685 – 1750) auf die bühne.
so erklang dann als erstes das violinkonzert a – moll bmv 1041, subtil angegangen mit dem allegro, das cembalo vom jungen schweizer vital julian frey sehr diskret eingesetzt, so dem zusammenspiel der flöte und violine sehr dienlich und raumlassend. diese freiheiten nutzten fassbender und hope denn auch für eine demonstration ihres meisterlichen könnens und hüpften fast, von den strings optimal eingebettet, in den schlusssatz, dem allegro assai, einem finale, wo sich auch frey etwas mehr präsenz erlaubte, sodass sich alle und alles perfekt zu einem absoluten hörgenuss zusammenfügte, das von einem sichtlich bewegten publikum auch mit langanhaltendem applaus honoriert ward. es folgte aber noch eine steigerung, dies in der interpretation des 5. brandenburgischen konzertes d – dur bvw 1050. auch hier wieder spür- und hörbar die spielfreude und das ausleben derselben durch alle protagonisten. vom allegro, über das affettuoso bis zum perfekten allegro purer genuss. die anwesenden entliessen die künstler denn auch erst nach einer vehement geforderten zugabe in die wohlverdiente pause.
der zweite konzertteil war dann der serenade für streichorchester e – dur, opus 22, von antonin dvorak (1841 – 1904) gewidmet. nahtlos knüpfte daniel dodds verschworene einheit den musikalischen faden weiter und zog die aufmerksamen zuhörer weiterhin in ihren bann. fast unbemerkt führte daniel dodds die strings stilsicher zu musikalischer spitzenleistung und die konzertbesucher erlebten einen unvergesslichen abend, bezeugten dies auch durch langanhaltenden schlussapplaus und werden beim nächsten genussabend mit den festivalstrings sicher wieder mit von der partie sein.
fazit: die festival strings sind und bleiben eine sichere bank in der internationalen musikszene. umso schöner, dass sie in luzern ihre wurzeln haben und auch hier beheimatet sind.
Das konzert wurde besucht und rezensiert von www.leonardwuest.ch
Fotos: homepages der www.festivalstringslucerne.org und www.danielhope.com