2021 feierte die Rigi Bahnen ihr 150 Jahre Jubiläum und war Grund, ein einzigartiges Festspiel zu entwickeln. Geniessen Sie unser Open-Air-Festspiel «RIGI – KÖNIGIN DER BERGE». Erleben Sie mit uns die Geschichte der Rigi, das bäuerliche Leben am Berg und die Älplerchilbi.
Schon die Anfahrt Richtung der «Königin der Berge», ausnahmsweise nicht mit dem ÖV, in diesem Fall dem Schiff ab Luzern bis nach Vitznau, sondern mit dem Auto über die legendäre Axenstrasse entlang dem Vierwaldstättersee, bis zum Bau der Autobahnen Bestandteil der Route vom Norden über den Gotthard nach Italien, ist ein Erlebnis. Das zweite folgt dann, wenn man in Vitznau in die legendäre Rigibahn einsteigt, die uns nach Rigi Staffel, dem Schauplatz des Geschehens führen sollte.
Historie der Bahnen auf die Rigi
Die Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) wurde am 21. Mai 1871 unter dem Namen Ringbahn als erste Bergbahn Europas eröffnet. Zusammen mit der Arth-Rigi-Bahn (ARB), die auf der anderen Bergseite verläuft, und der von Weggis kommenden Luftseilbahn Weggis–Rigi Kaltbad (LWRK) bildet sie seit 1992 die Rigi-Bahnen Aktiengesellschaft (RB). Das eigentliche 150 Jahr Jubiläum wäre also letztes Jahr gewesen, wurde aber, Corona bedingt, auf heuer verschoben.
Sanft den Berg hinauf
Vor der Bahn Ära erklomm man die Höhen des Berges per pedes, etwas begütertere Reisende liessen sich von Einheimischen mit der Sänfte sanft und bequem in die hehre Alpenwelt hinauftragen. So war beiden gedient, die Reisenden vergossen keinen Schweiss beim Aufstieg, die Einheimischen konnten ihr Auskommen etwas aufbessern, sanfter Tourismus im wortwörtlichen Sinn.
Ab 1871 gings dann mit Dampf obsi. Die Bahnen sind natürlich schon lange, seit 1937, elektrifiziert und mit modernstem Rollmaterial bestückt. Zu besonderen Gelegenheiten und Spezialfahrten wird auch heute noch die liebevoll gepflegte Dampflok aus dem Depot geholt und erfreut Jung und Alt, wenn sie dampfschnaufend den Berg hinauf transportiert werden.
Wir nahmen also Platz auf den bequemen Bänken und ruckelten vorbei an Felswänden, quer durch saftige Naturwiesen, lichte Anhöhen und kleine Wäldchen liessen uns 40 Minuten lang die Rigi Sonnseite hinaufchauffieren. Sicher und entspannt Rigi Staffel erreicht, begaben wir uns in das, dort speziell für die Festspiele platzierte Eventzelt für ein feines Nachtessen zur Stärkung, bevor das Spektakel begann, das ca. 500 Meter weiter entfernt, in der berühmten Schwingarena stattfinden würde.
Ausführungen des musikalischen Leiters Christoph Walter
7 in sich geschlossene Akte werden geboten mit Schwerpunkt Musik
Nicht ein Freilufttheater wie man sich das gewohnt ist erwartet die Besucher, sondern eine Mischung aus vielen, diversen Dingen, aber alle mit Bezug auf die Rigi, ein richtiges Open Air Happening in der Schwingarena. Mit dabei sind Profimusiker genauso wie zahlreiche Amateure. Insgesamt sind 250 Leute beteiligt, darunter Jodelklubs, Trychler und ein Älpler, der auch die Rolle des Sprechers innehat. Das Festspiel setzt sich zusammen aus sieben in sich geschlossenen Akten. Jedes dieser Bilder erzählt eine eigenständige Episode der Geschichte des Bergs. So begegneten wir Mark Twain, Johann Wolfgang von Goethe oder auch Queen Victoria. Ausserdem nehmen wir an einem Alpaufzug samt Tieren teil. Und noch einiges mehr. Im Zentrum steht dabei die Musik. Sie erzählt die Geschichten, gesprochen wird eher weniger. Es wird nicht im klassischen Sinn Theater gespielt, sondern die Musik wird mit szenischen Darbietungen begleitet. Das deckt von traditioneller Volksmusik bis modernen Pop sehr vieles ab. Den Anfang machen Trychler, später wird zum Beispiel eine Interpretation von Brahms‘ Erster Sinfonie genauso zu hören sein wie ein Hip-Hop-Stück mit dem Luzerner Rapper Visu. Fabienne Louves wird den Rigi-Song zum Besten geben – ein typisches Pop-Stück. Wir vermengen auch irische mit hiesigen Volksmusikklängen. Und bei Lagerfeuerromantik erklingt das Kinderlied «Weisst du, wie viel Sternlein stehen?» Es wird eine Mischung aus vielen Dingen sein. Und ein richtiges Festspiel in der Schwingarena.
Spektakel in der Rigi Schwingarena
Nach einem kurzen Spaziergang vom Eventzelt zur Schwingarena, die Platz für 2300 Zuschauer bietet, inmitten der Masse der andern Festspielbesucher traf man dort ein wo sich sonst Edelweisshemdsärmlige Stumpen rauchende Schwinganhänger versammeln und den «Bösen» der diversen Teilverbänden des Schwinger Verbandes bei deren Kämpfen um den Sieg, oder zumindest um das Eichenlaub, den Bergfestkranz, zuschauen. Jetzt aber anwesend war ein durchmischtes Publikum und harrte gespannt der Dinge, die da kommen sollten. Und die kamen, und wie die kamen.
Das Orchester, in Grossformation, also mit Streicher*innen, enterte die zwei Bühnen an dem Platz, wo beim Rigischwingen sonst die Sägemehlringe sind und sofort gab Christoph Walter, der Chef, dessen Namen das Orchester auch trägt, den Takt, und auf seiner Handorgel oder dem Keyboard, auch den Ton an.
Dann erfreuten uns zuerst acht attraktive, junge Damen in roten Kostümen mit gekonntem Tanz zu den poppigen Rhythmen des Orchesters. Diese Tänzerinnen bekamen wir noch öfters, in diversen Outfits, darunter gar mal in «Krachledernen», zu sehen. Das Orchester spielte im Prinzip während der ganzen Aufführung begleitete, bzw. unterstützte die andern Musik darbietenden Akteur*innen.
Erster «Folkloreteil»
Sphärische Musik des Orchesters markiert den Beginn der Vorstellung, worauf Trychler in die Arena einziehen, gefolgt von singenden Blumenkindern und einer Tanzgruppe. Text gibt es kaum, als roter Faden zwischen den einzelnen Szenen fungiert ein Älpler, der in seinem Alpsegen bisweilen inhaltlich aufnimmt, was auf der Bühne zu sehen ist.
Zentrales Element des Festspiels ist die Musik, die «alles zusammenhält». So ertönen bei einer Kilbi-Szene Ländler und französische Varieté-Klänge, beim Schwingerbild wird gejodelt und Alphorn geblasen, beim Thema Krieg auf dem Berg schlagen die Trommeln den Marsch und bei der Tourismus-Szene mit dem Besuch von Königin Victoria sind royale englische Stücke zu hören.
Typisch regionale Klänge von acht Alphörnern der Alphorngruppe Rigi, zwei davon von Damen geblasen, unterstützten die auftretenden Fahnenschwinger Zug/Schwyz bei ihrer Darbietung. Gekonnt warfen diese die Schweizerfahnen in verschiedenen Figuren und Drehungen in den Nachthimmel um sie gekonnt und auch synchron, wieder aufzufangen.
Dann, man hörte sie schon von weitem nahten sie, die berühmten Tryvchler, nicht Ueli Maurers Freiheitstrychler, sondern die Trychlergruppe Vitznau, ganz traditionell in ihren schneeweissen Kutten und den grossen, schweren Trychlen mit den schön bestickten Hals Gurten. (für nicht Insider:¨Trychlen sind die grossen, rüüdig schweren Kuhglocken für den Alpauf- und abzug)).
Farbenprächtiges, abwechslungsreiches Freiluftgeschehen auf der Königin der Berge.
Da hatte auch schon der Aelper,an diesem Abend auch der Ausrufer, eine Art Conferencier, der immer wieder zwischendurch träfe Sprüche und Reime in der Art des traditionellen Alpsegens zum Besten gab, mal ohne, mal mit dem dafür traditionell, wie ein Megaphon benutzten Milchbränteli, seinen ersten Auftritt.
Die Franzosen zu Napoleons Zeiten ungebetene Gäste auf der Rigi
Früh morgens am 3. Mai 1799 griffen die Franzosen auf beiden Ufern des Zugersee’s die Zugänge zum Flecken Arth an, aber am Rossberg und am Rigi wurden sie zurückgeschlagen. Heute Abend in der Episode «Beresina», Schlachtszenen gespielt vom Theater Weggis, vom Christoph Walter Orchester selbstverständlich mit dem legendären Beresinalied klanglich untermalt.
Die Ländlerkapelle «Echo vom Gätterli» spielte zwischendurch immer mal wieder einen lüpfigen Schottisch oder sonst ein schönes Volksmusiklied, manchmal musizierten sie gar zusammen mit den Frauen und Mannen vom Jodler Club am Rigi.
Tonerzeugung mit Schallgeschwindigkeit, auch das gibt’s auf diesem mystischen Berg
Die Geislechlöpfer Küssnacht a. R./Weggis durften auch ihr Können demonstrieren, auch schwerer, als es auf den ersten Blick aussieht, kommt doch das Chlöpfe, also das Knallen erst zustande, Wenn der Zwick, also der Knopf am Ende der Geisel mit Überschallgeschwindigkeit zurückgerissen wird. Die Geisel Schnüre der Herren der Geislen sind also in etwa so schnell unterwegs wie die schnellsten Jets unserer nationalen Fluggesellschaft und das schon Jahrzehnte, gar Jahrhunderte früher und länger als diese.
Mit Pauken und Trompeten marschierte zwischendurch auch noch die Feldmusik Weggis über den Schwingarenarasen.
Gar Ziegen und Kühe waren Teil des Geschehens
Höhepunkt war dann noch ein ganzer Alpaufzug mit Menschen und Tier und allem andern, was es für so einen währschaften, traditionellen Anlass braucht. Auf der Rigi folgte Schlag auf Schlag eine Szene nach der andern, also auch ohne Helene Fischer gings Atemlos durch die Nacht. Während der ganzen Zeit waren auch Buben und Jungschwinger vom Schwinger Verband Rigi, also noch nicht die «Bösen», am Rand der Wiese mit ihrem Sport beschäftigt.
Wenn Königin auf Königin trifft
Sogar die Queen persönlich, nicht das jetzige Liseli von der Insel, sondern die legendäre Queen (Königin) Victoria, erschien schon auf der Königin der Berge, der Rigi, natürlich stilgerecht auf einer Sänfte heraufgetragen und mit grosser Entourage. Passend zu ihrem Auftritt spielte das Orchester den Abba Knaller «Dancing Queen» vokal super interpretiert von der gebürtigen Französin Nelly Patty, die auch bei der Intonierung der «Marseillaise», im «Beresina Bild» stimmgewaltig glänzte. Nicht nur Bodenständiges wurde geboten, nein, gar so modernes Zügs wie ein Hip-Hop-Stück des Luzerner Rappers Visu fand seinen Platz im Geschehen.
Versammlung am romantischen Lagerfeuer
Kaum war das Lagerfeuer entzündet sang Nelly Patti im Duett mit Christian Wanner von der Bunte Bühne Kriens und auch die Kindergruppe, die auch während des ganzen Spiels immer wieder auftrat, versammelte sich am romantischen Feuer.
Als das Duett der beiden Erwachsenen ausgesungen war, stimmte ein Mädchen der Kindergruppe «Weisst du, wie viel Sternlein stehen?» an, das von den anderen Kindern aufgenommen wurde und im Chor durch die lauwarme Sommernacht hallte.
Fabienne Louves intoniert zum Schlussfeuerwerk den «Rigi Song»
Fabienne Louves krönte mit ihrer Darbietung des Rigi Songs, natürlich auch von Christoph Walter komponiert, diesen aufwühlenden, denkwürdigen Abend und nach und nach versammelten sich alle Akteur*innen für das Schlussbild im Rund der Schwingarena und durften den stürmischen, langanhaltenden Schlussapplaus geniessen, der zusätzlich durch etliche Bravo Rufe veredelt war, der würdige Abschluss eines Open Air Spektakels mit vielen, ja sehr vielen Glanzlichtern.
Den weltberühmten Sonnenaufgang warteten wir dann nicht mehr ab, sondern liessen uns von der Rigibahn wieder bequem zur Talstation fahren.
Nachtrag und Fazit
Die Macher des Festspiels, der Schweizer Komponist und Dirigent Christoph Walter, Veranstalter und Initiant Marco Schneider und Regisseur Markus Back, haben bereits diverse Theaterprojekte gemeinsam realisiert und bekannte Comedians bei der Erarbeitung ihrer Bühnenshows begleitet.
Mit grosser Kreativität und viel Herzblut haben die Verantwortlichen ein einzigartiges Festspiel entwickelt. «Wir sind bewusst auf die kulturellen und historischen Gegebenheiten der Rigi sowie die Menschen auf und um die Rigi eingegangen», erzählt Marco Schneider über die Entwicklung des Festspiels. Entstanden ist eine musikalische Reise, einzigartig komponiert und arrangiert. Das künstlerische Trio versteht es, Volkskultur, klassische Musik und aktuelle Songs dramaturgisch durch Choreografien, Gesang und Theater zu einem berührenden Festspiel zu verschmelzen. Ein Feuerwerk ganz ohne Böller, Raketen und Geknalle, farbenprächtig, liebevoll angerichtet, mit der richtigen Portion Humor und Ironie gewürzt und mit viel mit Charme und Liebe serviert.
Link auf die Liste der Miwirkenden
rigi-festspiel.ch/rigi-festspiel-2/
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Léonard Wüst und https://www.rigi.ch/
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