Besetzung und Programm
Igor Levit Piano
Fred Hersch Piano
Johanna Summer Piano
Mert Yalniz Piano
Schumann | Beethoven | Improvisationen
Ankündigung der Lucerne Festivals
Igor Levit und sein Meisterschüler Mert Yalniz spielen klassische Werke, darunter Robert Schumanns Waldszenen und Ludwig van Beethovens Sonata Appassionata. Johanna Summer und Fred Hersch antworten darauf mit Improvisationen. Am Ende musizieren sie gemeinsam: Lassen Sie sich überraschen!
Igor Levit interpretierte Schumanns hochromantische «Waldszenen»
Ihm gegenüber nahm die, 1995 in Plauen als Johanna Summerer geborene, mehrmalige Preisträgerin beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und „Jugend jazzt“, Platz.
Sie übernahm jeweils, nach einer kurzen Pause, wenn Levit eine der Szenen fertig gespielt hatte und improvisierte über diese, wobei sie der traditionellen Improvisation treu blieb, also nicht etwa verswingte im Sinne von verjazzte, was eher zu erwarten war.
Mert Yalniz zelebriert Beethovens «Sonata Appassionata»
Der kraushaarige Mert Yalniz, 2003 in Niedersachsen geboren, ist ein Meisterschüler Igor Levits und absolviert gerade dessen Klavierklasse an der Musikhochschule Hannover, aber er komponiert auch. An den Flügel gegenüber setzte sich Fred Hersch, der mit seinem Jazz Trio zwei Tage vorher eine Night Session, im Rahmen des Klavier Festes, im Konzertsaal spielte.
Die «Appassionata»
„Leidenschaftlich-düster“, dieses Prädikat erhält die Sonate oft in den Konzertführern. Darüber mag man streiten. Nicht aber über das unbändige Temperament, das sie verströmt.
Ein Temperament, gepaart mit klarer Pointierung und kraftvoll gesetzten Harmonien, Yalniz demonstrierte Werkstreue und überliess andere Interpretationen seinem gegenüber Fred Hersch, der sich, so kam es mir aber rüber, bei der ganzen Sache nicht so ganz wohl fühlte.
Keine Frage, dass alle Beteiligten aussergewöhnlich gut Klavier spielen
Das Ganze aber hing irgendwie in der Luft, etwas zusammenhangslos. Eine Verbindung wäre erreicht worden, wenn der Interpret des Originals die letzten Anschläge einer Sequenz quasi fliegend übergeben hätte, die Improvisierenden, ich nenns jetzt mal so, den Ton Faden aufgenommen und weitergesponnen, damit quasi fliessend in die Improvisation überführt hätten.
Dem Publikum schien es aber zu gefallen, obwohl sich wahrscheinlich die wenigsten darüber im Klaren waren, was sie erwarten würde. Der stürmische, langanhaltende Schlussapplaus bewirkte dann auch, dass das geschah, was sich die meisten erhofften, nämlich, dass alle vier sich an die Flügel setzten, Hersch und Yalniz an den linken, Summer und Levit an den rechten. Zu vieler Enttäuschung zündeten die Protagonist*innen dann aber kein Schlussbouquet, sondern begnügten sich mit ein paar Anschlägen und Takten aus Wolfgang Amadé Mozarts zwölf Variationen über das französische Kinderlied «Ah vous dirai-je Maman». So erlebten wir halt ein aussergewöhnliches Konzert der etwas anderen Art und die Absetzung des 1998 gegründeten, 9 Tage im November dauernden und 2019 leider ersatzlos gestrichenen Lucerne Festivals am Piano wurde einem einmal mehr schmerzhaft bewusst.
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Patrick Hürlimann www.lucernefestival.ch
Homepages der andern Kolumnisten: www.gabrielabucher.ch www.herberthuber.ch www.maxthuerig.ch www.marinellapolli.ch