Produktionsleitung Silvan Setz, Die Waldstätter AG
Abendproduktion Raphaela Leuthold
Produktionsassistenz Marianne Zwahlen
Gesamtleitung Die Waldstätter AG, Christoph Risi
Grafik, Kommunikation & Administration Die Waldstätter AG, E. Wallimann, Stefanie Bissig
Regie & künstlerische Leitung Ueli Blum
Bühne & technische Leitung Dave Leuthold
Kostüme & Masken Brigitte Fries
Komposition & musikalische Leitung Anna Murphy
Musik Anna Murphy, Cégiu, Helen Maier Michel Gsell (6. Juli)
Choreografie Mariana Coviello
Lichtdesign Auviso, Adrian Schnee
Regieassistenz Dunja Keiser
Maske Elena Sigrist, Fabian Fuchs & Fuchs Hairteam
Requisiten Andrea Vonarburg
Spiel Ensemble 2024 der Freilichtspiele Luzern
Grundsätzliches zum Stück und zu den Freilichtspielen:
Seit 2005 finden auf Tribschen bei Luzern, wo 1866 bis 1872 Richard Wagner wohnte, die Luzerner Freilichtspiele jedes zweite Jahr statt.
Handwerkertheater, das für unvergessliche Verwirrung sorgt. In Shakespeares bekanntester Komödie verschmelzen Traum und Wirklichkeit: Während am Tag die Vernunft das Zepter führt, finden nachts die unterdrückten Gefühle und Triebe ihren Ausdruck. Inmitten zweier Tribünen, in zirzensischer Atmosphäre, erleben Sie vor der malerischen Villa Schröder eine Aufführung voller Magie und Musik. Es wird geliebt, gehasst, verfolgt, gekämpft, verzaubert und entzaubert. Ein humorvolles Spiel, das lustvoll verborgene Sehnsüchte, Liebe und Eifersucht präsentiert.
Die Freilichtspiele Luzern schliessen mit dieser Produktion ihre Shakespeare-Trilogie (2019 / 2022 / 2024) ab. Seit 2005 entstanden neun namhafte Produktionen auf Tribschen sowie einmalig auf dem ewl Areal Luzern. Durch die stetige Zusammenarbeit mit Zentralschweizer Kulturschaffenden sowie national bekannten Autor:innen und Regisseur:innen sind die Freilichtspiele Luzern in der Zentralschweiz kulturell stark verankert und geniessen darüber hinaus grosse Beachtung. Bühne frei also für Shakespeare auf Tribschen im Jahr 2024 – in einer neuartigen Mundartfassung, noch bis am 13. Juli.
Grundsätzliches zu Shakespeares Werk
Hintergrund und Grundlage der Geschichte ist der Aberglaube um die Sommersonnenwende, bei der Geister den Menschen besonders nah sind
Die «Midsummer Night» bezeichnet im Englischen die Sommersonnenwende. Diese wird auch als Johannisnacht vom 23. auf den 24. Juni gefeiert. Man feiert sie typischerweise mit Tänzen und dem Johannisfeuer. Das Feuer soll der Sonne neue Kraft geben. Der Glauben besagt ebenfalls, dass junge Leute in dieser Nacht ihre zukünftigen Ehepartner*in finden. Wenn ein Paar gemeinsam über das Feuer springt, gilt es als für immer vereint.
Shakespeares «Midsummer nights dream» zu vertonen, ist schon mehrmals erfolgreich gelungen wie es zum Beispiel die Werke von Benjamin Britten oder Felix Mendelssohn zeigen, respektive, wie man hört.
Aber Shakespeares Text zu verulken? Geht das, und wenn ja, wie?
Also gabs da das grosse Fragezeichen zum neuen Freilichtspiel beim Wagner Museum auf Tribschen
Um es mit des Meisters Worten zu fragen:
Does it work or not work, that’s the question.
Im Original treffen vier Welten aufeinander, deren Grenzen Shakespeare während des Stückes immer weiter verschwinden lässt. Theseus und Hippolyta verkörpern die Welt der Mythen, die jungen Liebespaare die Welt der Moderne, die Feenwelt das Unreale und die Arbeiter um Nick Bottom die ländliche Welt, in der sich alles um Liebe, Magie und viele Verwechslungen dreht. Im Mittelpunkt stehen zwei Liebespaare aus Athen, die durch einen Zauber plötzlich den Partner des anderen lieben, was natürlich, absehbar, zu Irrungen, Wirrungen, Irrtümern, Eifersüchteleien, Aggressivität, aber auch teils absurder Situationskomik führt.
Die Regisseure Ueli und Adi Blum adaptieren den grundsätzlichen Stoff weitgehend, wenn sie sich auch in dessen Interpretation große, dank fräfem Wortwitz, treffenden Kostümen und teils überzeichneten Charakteren, meist gelungene Freiheiten herausnehmen.
Flüssiger Spielablauf ohne Hänger oder künstlich wirkenden Dialogauffüllern
Die Ausführenden sehr gut vorbereitet und bombensicher in der Ausführung, ob Text, Mimik oder Gestik, rutschen aber schon mal in einer, an und für sich schon komischen Szene, ihrer überbordenden Spielfreude geschuldet, auch ins fast kitschig ulkige ab, etwas, woran sich das gutgelaunte Publikum an diesem perfekten Premieren Traum Sommerabend beim Sommernachtstraum, keineswegs störte, sonders mittels Szenenapplaus des Öfteren in ihrem Spiel gar anspornte.
Traumwetter für den Sommernachtstraum
Während bei der Premiere vor zwei Jahren alle Zuschauenden mit einem Regencape ausgerüstet wurden und so tapfer dem strömenden Regen trotzten, herrschten dieses mal optimale Wetterbedingen, entgegen den vorhergegangenen Tagen.
Absehbares versöhnliches Komödienende
Schlussendlich endet der „Sommernachtstraum“, wie eigentlich alle Komödien, Operetten usw., versöhnlich: Titania und Oberon beenden ihren Streit um den „indischen Knaben“, Theseus heiratet Hippolyta, Demetrius die Helena und Lysander seine Hermia. Damit hätte jeder Topf seinen Deckel gefunden und die Erwartungen des Publikums sich restlos erfüllt
Gefeiert wird das mit viel Musik von Helen Maier – E-Geige, Anna Murphy – E-Drehleier und Cégiu – E-Cello zu dem Bergamasker Tanz für dessen Ausführung sich alle Ausführenden auf dem Spielgelände versammelten und den begeisterten Schlussapplaus geniessen durften.
Fazit
Sehr gut inszeniertes und gespieltes Freiluftspektakel mit einigen äusserst gut in Mundart adaptierten Dialogen.
Die Antwort auf
Does it work or not work, that’s the question lautet: sometimes but not all the times.
Persönliches Resumée
Solch hochkarätige Klassiker umzudeuten wird wohl immer ein Ding der Unmöglichkeit bleiben Entweder man setzt traditionell um, oder schreibt alle Dialoge neu, was dann natürlich kein Shakespeare mehr wäre sondern halt eine zeitgenössische Komödie einer noch lebenden Autorin. Ob das sich aber so gut «verkaufen» liesse wie eben etwas, was unter dem Label «Shakespeare» läuft, ist fraglich, aber sicher nicht unmöglich, hätte man doch mit dieser grandiosen Spielstätte am Tribschen zumindest hinsichtlich Location schon mal einen grossen Trumpf in der Hand und es gibt eigentlich auch genügend erfolgreiche Schweizer Autor*innen, die fähig, und eventuell auch willens wären, so ein Projekt anzugehen. Dass es dafür auch genügend adäquate Spielleiter*innen für Laientheater gibt, haben nicht nur die Blums, Annette Windlin Livio Andreina, Louis Näf und andere schon genügend unter Beweis gestellt.
Und grad mal ketzerisch: Auch «unser», von allen so geschätzter Emil, meine Überzeugung, würde so ein Projekt, Mithilfe seiner Gattin Niccel, die ja als Anbieterin von Lachseminaren auch nicht mit grad ein Kind von Traurigkeit ist, sicher interessieren und trotz fortgeschrittenem Alter, auch angehen und, auch hier meine Einschätzung, auch noch zu einem äusserst fairen Preis, aber fragen müsste man halt schon mal. Kostet und schadet ja sicher auch nichts. Oder gar das Traumtrio. Emil Steinberger, Franz Hohler und Pedro Lenz. Möglicher Arbeitstitel: Tribschenschwur statt Rütlischwur (der Bund der drei Eidgenossen gegen Shakespeare und Wagner)
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: www.freilichtspiele-luzern.ch, Emanuel Wallimann
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