Bern (ots) – Die fünf Publikumsräte der SRG SSR (SRG.D, RTSR, Corsi, SRG.R und Swissinfo) führten im Juni/Juli eine gemeinsame Beobachtung über die Sendungen und Angebote zur Fussball-WM in Brasilien durch. Alles in allem erhielt die Produktion aller Unternehmenseinheiten Lob. Gut angekommen sind die Vorstellung des Gastgeberlands im Vorfeld des eigentlichen Turniers, die Menge und Qualität der angebotenen Bilder und Videos sowie die erstmals eingesetzte FIFA-App. Die Rolle der FIFA gab aber Anlass zu kritischen Fragen.
Die nationale SRG-Arbeitsgruppe der Präsidien Publikumsräte stellt nach Gesprächen mit den Verantwortlichen von RSI, RTR, RTS, SRF, Swissinfo sowie der Business Unit Sport (BUS) fest, dass die grosse Leistung für das Schweizer Publikum vor und während der Fussball-WM in Brasilien nur dank dem ausserordentlichen Einsatz der 99 Mitarbeitenden vor Ort (knapp ein Drittel weniger als 2010) sowie derjenigen in den Studios in Zürich, Genf, Lugano, Chur und Bern realisiert werden konnte. Die Verantwortlichen zeigten auf, dass durch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Sprachregionen Ressourcen eingespart wurden. Wenn 10’000 Journalistinnen und Journalisten von einem Weltereignis berichten wollen, braucht es eine gute Koordination und kreative Vorgehensweise. Zum Vergleich: ARD und ZDF hatten rund 500 Mitarbeitende für eine Sprache vor Ort im Einsatz.
Die Leistungen aller Unternehmenseinheiten wurden insgesamt als sehr gut beurteilt und den Sendungsinhalten eine hohe Qualität attestiert. Über zwei Monate waren Brasilien und die Fussball-WM in diversen Radio- und Fernsehsendungen sowie Online das Thema der meisten Abteilungen. Es wurden so neben der umfassenden Berichterstattung über alle Spiele des Fussballturniers auch vielfältige Hintergründe zum Gastgeberland vermittelt. Beeindruckt hat die App zur WM. Trotz Pressekritik wurden die Live-Kommentare zu den Spielen aus den Stadien insgesamt gelobt. Sie vermittelten Wissenswertes von hoher Qualität. In vier Jahren wären Frauen im Kommentatorenteam wünschenswert, wurde erwähnt. Besonders hervorgehoben wurde das Radioangebot von RSI, das auch nicht Fussball Interessierte angesprochen hat oder die erstmalige rätoromanische Kommentierung der Spiele der Schweizer Fussballnationalmannschaft von RTR im Live-Stream auf rtr.ch.
Zu Diskussionen Anlass gab die Rolle der FIFA. Einerseits werden die Rechte zur Übertragung der Spiele alle vier Jahre teurer, andererseits liefert die FIFA-Produktionsabteilung den Medien fertige Beiträge. Angesichts des Spardrucks ist deshalb die Versuchung gross, darauf zurückzugreifen und weniger unabhängige Sportjournalisten vor Ort für eigene Beiträge einzusetzen. So auch bei der SRG: Die WM-App und bei SRF das Magazin „FIFA WM-Preview“ wurden von der FIFA übernommen. Die Publikumsräte spürten, dass die SRG bestrebt war, das enge Korsett, das die FIFA den Rechtenehmern gesetzt hatte, mit interessanten und kritischen Beiträgen zu Land und Leuten zu sprengen. Geschätzt wurde, dass dafür eigens Reporter und Reporterinnen ausserhalb des Sportbereichs beauftragt wurden.
Die Arbeitsgruppe stellt allgemein fest, dass die SRG eines der weltweit breitesten Sportangebote eines gebührenfinanzierten Senders anbieten kann. Durch die zunehmende Privatisierung der Sportanlässe steigen aber die Rechtekosten, womit ein Angebotsabbau bei den öffentlichen Stationen droht. Bilder und Berichte von Sportanlässen müssten dann vom Publikum bei privaten Pay-TV-Kanälen gekauft werden mit Kosten, welche die heutigen Radio- und Fernsehgebühren deutlich übersteigen.
Arbeitsgruppe der Präsidenten der Publikumsräte SRG SSR