Soll ich zum Jahresbeginn über Politiksüppchen schreiben (wäre ja etwas Kulinarisches)? Lieber nicht. Zu viele sind arg versalzen. So schweifen meine Gedanken zurück in die Nachkriegsjahre. In die Zeit der «Lebensmittel Rationierung» und dann ins «Heute des Überflusses.»
Zurück in die Nachkriegs Jahre
Meine Mama, die als Verantwortliche für das Haushaltsbudget während der Rationierung der Lebensmittel war, führte bis 1949 ein Haushaltsbuch. Akribisch und um mit den Rezepten für die «Kriegsküche», welche den Haushalten ermöglichten, mit den Rationierungen so gut wie möglich zurechtzukommen. Fleisch durch Hülsenfrüchte, Käse und Vollkornbrot zu ersetzen, wurde empfohlen. Beim Fleisch waren es panierte Mortadella Scheiben, geschmortes Huhn (mit dem Hinweis, dass sowohl junge als auch alte Hühner perfekt geeignet sind). Kohl mit Hackfleischfüllung oder Kanincheneintopf. Neben den Kartoffeln, die fast täglich auf Schweizer Tellern waren, genoss die Suppe ein hohes Ansehen und war beim Mittag- und Abendessen allgegenwärtig. Und für unsere Familie galt: Es wird ausgegessen was auf den Teller geschöpft wurde. Basta.
Und heute? Ein erschreckender Überfluss.
In Tonnagen gezählt: 2,8 Millionen Tonnen – 330 kg Lebensmittel pro Person und Jahr landen alleine in der Schweiz auf dem Müll. Krumme Rüebli und zu lange Gürkli, Broccoli, die keine Modeschau überstehen würden und sonstige Schönheitsfehler bei Lebensmitteln sind die Gründe der eitlen Wohlstandsgesellschaft Lebensmittel zu entsorgen, statt diese günstiger zu verkaufen. Und dann wäre noch die Geschichte mit den Haltbarkeitsdaten…
Derweil hungern weltweit Millionen von Menschen. Rund 17%von Lebensmitteln die weltweit produziert werden gehen verloren. Vergammeln bei der Herstellung oder werden beim Transport in Lagern, Läden und Haushalten einfach entsorgt, mit der Begründung «ungeniessbar». Unglaublich aber wahr.
Initiativen gegen „Food waste“
Nun, es wird auch gegen Food Waste gehandelt. Unter vielen anderen gibt es «Tischlein deck dich». Dank dieser Lebensmittelhilfe konnten weit über 6000 Tonnen Lebensmittel vor der Vernichtung gerettet und verteilt werden. Und auch Gastronomen sind am Umdenken. Höchste Zeit.
Mit positiven Gedanken im kommenden Jahr zu geniessen
So ist es eigentlich ein MUSS. Bewusst einkaufen, bewusst kochen, bewusst geniessen – schont nicht nur die Umwelt, sondern spornt auch an, kreativ zu sein. Mehr Liebe und Achtung vor den Lebensmitteln ist eine Pflicht. Fragen woher diese kommen und wie lange die Reise dauerte, sollten zum Alltag gehören. Erdbeeren und Spargel gehören definitiv nicht auf den Winter Küchenplan – saisonales Bewusstsein ist gefordert. Auch darf es ab und zu ein Resten Menu sein. So wie bei meiner Mutter, welche den übriggebliebenen Spinatbrei mit Weggli und Ei vermischte und daraus herrliche Spinat Hacktätschli kreierte. Oder aus Brotresten eine Suppe, ein Vogelheu oder eine Apfelrösti auftischte. Jeder kleine Schritt zählt. Bewusst geniessen – so kann Essen auch zu einer spannenden kulinarischen Reise im 2025 werden
Text www.herberthuber.ch
Fotos www.pixelio.de und von Shutterstock generierte KI Bilder
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