Aber bitte, ich bin doch kein Küchen-Rassist! Wenn ich gegen gebackene, mit Sauce Remoulade servierte Engerlinge bin. Oder partout kein Krokodilragoût und auch keinen Kängurubraten essen will.
Aber da wurde ja tatsächlich auf einem deutschen Fernsehsender eine Beiz in München vorgestellt, die Söttigs Zeugs servieren soll. Und Gäste zur Schau gestellt, welche eine frittierte Heuschrecke in den Mund stopften (man hörte es deutlich „chröspelen“) und dabei noch ein verklemmtes „mmh“ zu Wege brachten! Zum Nachtisch wurden sautierte Bienchen auf einem Honigspiegel mit einem Stückchen Bienenwabe serviert!
Was man denen als amuse-gueule vorsetzte, will ich lieber nicht beschreiben. Auf jeden Fall krabbelten die winzigen Dinger noch und sollen sehr proteinhaltig sein…Allerdings, wie es scheint, hat sich der „Insekten Hype“ etwas vermindert und die mit diesen Dingern hergestellten Burger waren auch nicht gerade der Renner.
Nur einmal habe ich einen Maikäfer hinuntergewurgelt. Das war in der Pfadi und galt damals bei den „Rotblauen“ Musegglern als Mutprobe!
So präsentiert sich die aktuelle Realität
Zurück zur (scheinbaren) Normalität. Doch, wo ist die überhaupt noch zu finden? Wenn sich Menschen planlos ihre Wägelis beim Grossverteiler voll beladen? Mit verpacktem Industriegemüse und Bequemlichkeitsfood, in Beuteln und Dosen, gewiss alles hygienisch verpackt, mit Datum versehen, für Genussreife und Ablauf und mit E-Nummern, dass einem graust.
Es wird drauflos gefoodet ganz gleich, wie dick der Bauch schon geworden ist. Und die Saison? Was ist das überhaupt? Da postet man mitten im Winter grünen Spargel und knallrote Erdbeeren, die von, weiss nur Gott woher, zu uns gekarrt und geflogen werden. Und Trauben müssen her und Tomaten das ganze Jahr. Lieblos wird der Magen gefüllt wie der Benzintank des Autos. Wichtig ist, es läuft etwas.
So, jetzt wird man mir wohl endgültig den Stempel eines „Grünen“ verpassen. Dabei wäre es ja ganz einfach: Ob grün oder rot, ob schwarz oder weiss, man sollte sich im Schlaraffenland der Exotik vielleicht wieder einmal auf kulinarische Gotik, auf Tradition, besinnen. Auf Saisonales. Auf Frisches. Auf Düfte. Auf mehr Genuss statt Verdruss!
Text : www.herberthuber.ch
Fotos: www.pixelio.de
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