Besetzung:
Goran Bregovic, vocals/guitar The Gypsy Brass Band: Muharem Redzepi, trad.drums/vocals – Bokan Stankovic, trumpet – Dragic Velickovic, trumpet – Stojan Dimov, sax/clarinet – Milos Mihajlovic, trombone – Aleksandar Rajkovic, trombone The Bulgarian Voices: Ludmila Radkova-Trajkova, Daniela Radkova-Aleksandrova
Rezension:
Speziell schon der Beginn des Konzertes, marschierten doch die Bläser, zuerst die zwei Trompeter, dann die zwei Tubas, vom hinteren Teil des Saales, ihre Instrumente spielend, nach vorne auf die Bühne, wo bereits die anderen Bandmitglieder Aufstellung genommen hatten, der Schlagzeuger und Bregovic sitzend, dazu die zwei Sängerinnen Geschwister Radkowa in bulgarische Trachten gehüllt und der Saxophonist/Klarinettist Stojan Dimov. Dann waren sehr ungewohnte Klänge zu hören im Konzertsaal des KKL Luzern. Brachiale, archaische Melodien, nicht wie die übliche Balkanmusik mit vielen Gypsiejazz – und Klezmerbezügen, sondern geradeaus, stramm und laut. Das Programm ging quer durch die letzten CD-Veröffentlichungen, einiges stammt aus „Champagne for Gypsies“ und „Three Letters from Sarajevo“, wobei der grösste Teil des Gesangsparts vom Drummer Muharem Redzepi übernommen wurde.
Ausgelassene Partystimmung im ehrwürdigen Konzertsaal des KKL Luzern
Im Sommer soll eine neue CD erscheinen, von der wohl auch das eine oder andere Stück gespielt wurde, aber das ging im allgemeinen Trubel ein wenig unter. Denn wie immer beim „Orchester für Hochzeiten und Beerdigungen“ steigerte sich die Partystimmung von Stück zu Stück, bis in der zweiten Hälfte das Publikum stehend das Konzert mitverfolgte, tanzte, kreischte und klatschte. Das Orchester, welches jährlich ca. 100 Konzerte gibt und in wechselnden Besetzungen auftritt, kann, ergänzt durch Sänger des Männerchors der Serbisch-orthodoxen Kathedrale in Sarajevo, schon mal über 40 Personen umfassen. Die Band ist so erfolgreich, dass dieses Konzert das einzige ist in der Schweiz in diesem Jahr. Zum Bandleader: Goran Bregović, der einen kroatischen Vater und eine serbische Mutter hat, bezeichnet sich selbst weiterhin als Jugoslawe. Darüber hinaus ist seine Frau Dženana Bosniakin. Nachdem er seit Anfang der 1990er in Belgrad und Paris lebte, hat er sich im Juli 2011 dazu entschlossen, mit seiner Frau und seinen Kindern in seine Heimatstadt Sarajevo zu ziehen.
Aufgepeitschtes Publikum tanzt ab
Das Publikum, im praktisch ausverkauften Saal, liess sich mitreissen, selbst Frauen und Männer im Rentenalter tanzten mit und liessen sich zum mitklatschen animieren. Die hellen Stimmen der bulgarischen Sängerinnen konterkarierten ab und zu den Rhythmus der Trommel oder der E-Gitarre, aber meist machten die Bläser die Musik, regten die Damen zum gewagten Hüftschwung auf azurblauen High-Heels an oder versetzten die Grossmutter mit dem Ausdruckstanz in Trance. Nach etwa zwei Stunden und der Präsentation des Orchesters kamen die erwarteten Zugaben, von denen dann zum Schluss „Kalaschnikow“. Das Publikum tobt, der Saal bebt. Zu einer Polonaise durch das KKL, wie beim Konzert 2002, kam es dann aber doch nicht, aber tanzbar ist Bregovićs Musik allemal und an Balkanpartys sind seine Songs nicht wegzudenken.
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: www.allblues.ch
und http://www.goranbregovic.rs/
Ein Konzert von www.allblues.ch und https://www.kkl-luzern.ch/de/
Homepages der andern Kolumnisten: www.gabrielabucher.ch https://noemiefelber.ch/ https://annarybinski.ch/ Paul Ott:www.literatur.li