Mit der Neuinszenierung von Verdis Don Carlos bietet sich in Genf die seltene Gelegenheit, diese vielleicht komplexeste aller Verdi-Opern in ihrer ursprünglichen Fassung
in französischer Sprache zu erleben. In der 1867 an der Pariser Opéra uraufgeführten Originalversion finden sich auch mehrere Szenen und Musikstücke, die in den weitaus
bekannteren italienischen Fassungen nicht vorkommen. Das Grand Théâtre de Genève setzt mit dieser Produktion seine Reihe der französischen Grand Opéra fort, die mit
Les Huguenots (2020) und La Juive (2022) begonnen hatte. Am Pult des Orchestre de la Suisse Romande steht erneut Marc Minkowski und damit ein Dirigent, durch dessen
Gespür für Originalklang und historisch informierte Aufführungspraxis auch das große romantische Repertoire in völlig neuer Gestalt erklingt.
Die Regisseurin Lydia Steier kehrt nach ihrer Inszenierung von Les Indes galantes (2019) nun nach Genf zurück. Sie, der Bühnenbildner Momme Hinrichs und die Kostümbildnerin
Ursula Kudrna lassen Don Carlos in einer düsteren, klaustrophobischen Welt spielen, die von totalitären Herrschaftsanspruch und Machtspielen geprägt ist, und in der alle Figuren
versuchen, ihre Geheimnisse zu verbergen und ihr wahres Ich zu tarnen. In einer dystopischen, diktatorisch geprägten Gesellschaft können die Individuen nur noch als schemenhafte Menschen existieren. Filme wie „The death of Stalin“ oder „Das Leben der Anderen“ dienen als Inspirationsquellen. Das Produktionsteam wird vervollständigt durch Felice Ross (Licht)
und Mark Schachtsiek (Dramaturgie).
Gerade in der französischen Version der Oper mit ihren ausladenden Tableaus kommt dem von Alan Woodbridge einstudierten Chor des Grand Théâtre de Genève eine ganz
besondere Rolle zu.
Die spannende Sängerbesetzung wird angeführt von Charles Castronovo in der Titelrolle, der nach seiner gefeierten Interpretation der italienischen Fassung bei den diesjährigen
Münchner Opernfestspielen nun erstmals den französischen Don Carlos singt. In der Vorstellung am 28. September 2023 übernimmt Leonardo Capalbo diese Rolle. Mit
Rachel Willis-Sørensen als Élisabeth de Valois ist eine der angesagtesten Sopranistinnen der aktuellen Generation für das französische und italienische Repertoire zu erleben und
mit der Schweizer Mezzosopranistin Ève-Maud Hubeaux als Eboli eine der vielversprechendsten jungen Sängerinnen. Sie hat diese Rolle bereits mit großem Erfolg in Lyon, Wien
und Berlin gesungen. Den Marquis de Posa interpretiert der gefeierte französische Bariton Stéphane Degout, König Philippe II. der russische Bass Dmitry Ulyanov
(letzte Saison bereits als Borgni in La Juive im Genfer Zyklus zu erleben) und den Großinquisitor der chinesische Bass Liang Li.
Grand Théâtre de Genève: Giuseppe Verdi Don Carlos Premiere: 15.09.23, 18:00 Uhr
Weitere Vorstellungen: 21./26./28. September 2023, 18:00 Uhr
17. September 2023, 17:00 24. September 2023, 15:00
Weitere Infos: https://www.gtg.ch/en/2023-